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Alt 13.12.2002, 03:11
Gast
 
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Tanja,

Was ist mit dem Hinterbliebenen, wenn es noch andere direkt Betroffene Hinterbliebene gibt, also zB Kinder. Spielt es dann auch keine Rolle mehr was der Einzelne tut, oder meinst Du es muß auf die Gefühle und auf die Trauer, der anderen Rücksicht genommen werden? Denn Zeit ist ja relativ, also steckt jeder in seiner eigenen "zeit". Würde mich sehr interessieren.

Meinst du jetzt einen Fall, in dem der erwähnte Typ Kinder mit seiner verstorbenen Verlobten gehabt hätte ? Natürlich hätte er dann deren Befindlichkeiten angemessen berücksichtigen müssen. Da sein Lebensweg mit dem seiner Kinder ja für sie untrennbar verknüpft gewesen wäre und seine Entscheidungen letztlich auch für sie gegolten hätte. Er ihnen quasi eine "neue Mutter" vorgesetzt hätte, um es mal krass zu sagen.
Und umgekehrt : hätte ich Kinder, hätte ich meinen gewünschten radikalen Rückzug wohl auch zusätzlich aus einer anderen Perspektive zu bedenken gehabt, das stimmt. So ist es wohl gut, dass niemand existentiell von mir abhängig ist.
War denn das der Kern deiner Frage ?

Gerade weil der Tod so abstrakt ist kann man es nicht "fassen", nicht "begreifen". Und das muß dann erstmal begriffen werden, bevor man sich überhaubt mit Fragen wie "mach ich weiter" beschäftigen kann.

Was muss erst "begriffen" werden ? Die Unmöglichkeit des Begreifens ?
Klingt irgendwie paradox.

Wie gehe ich mit Verlust um, und das kann auch Verlust eines Gegenstandes oder des Arbeitsplatzes sein, die Trennung vom Partner und schließlich der endgültige Verlust eines geliebten Menschen. Verlust gehört zum Leben. Jeder "kleine" Verlust bereitet uns ein Stückchen mehr auf einen "großen" Verlust vor. Deswegen, kann es nicht schaden sich damit zu beschäftigen und sinnlos kann ich das auch nicht finden.


Das ist wohl der Punkt, der uns von Anfang an auch in der anderen Diskussion schon trennte. Das Wort "Verlust" verwende ich nie. Und gehört auch zu den vielen häufig benutzten Begriffen, die ich in diesem Zusammenhang abstoßend finde.
Gegenstände und Arbeitsplätze sind potentiell ersetzbar. Diese zu verlieren bedeutet für mich einfach nur persönliche Entwicklung und Veränderung. Dabei GEHT es aber von vorneherein nur um mich ! Ein Auto hat nur einen Wert, wenn ich ihm einen beimesse. Ein Arbeitplatz hat seinen Wert durch den, der ihn inne hat und durch seine Nützlichkeit. Verliere ich den meinen, nimmt ihn ein anderer ein und die Nützlichkeit der Arbeit bleibt erhalten.
All diese Vergleiche passen nicht. Außer man funktionalisiert auch seine Mitmenschen auf die Nützlichkeit, die sie in weitestem Sinne für einen *selbst* haben. Aber das war wohl sicher nicht, was du sagen wolltest.

Ausserdem ist ein falsches Bild entstanden, dass ich wohl der Fairness halber kurz korrigieren sollte, ohne all zu sehr ins Detail zu gehen.
Wir waren kein festes Paar mehr, schon einige Jahre nicht mehr. Im Jahr bevor sie die Diagnose erhielt war sogar unser freundschaftlicher Kontakt, zumindest was die Häufigkeit anging, sehr reduziert gewesen. Doch waren wir immer verbunden geblieben und als sie krank wurde, bewies sich der Wert und die Verlässlichkeit der Verbindung. Ich war in ihrem etwas stürmischen Leben sowas wie eine sichere Boje.
Wäre sie wieder gesund geworden, hätten sich unsere Wege aber wieder räumlich getrennt und auch die Zeit, die wir zusammen verbracht hätten, wäre wieder weniger geworden. Vermute ich zumindest.
Es geht also in *keiner* Weise um "praktischen Verlust". Wäre sie dann nach Australien gezogen und ich hätte aus irgendeinem Grunde sicher gewusst, dass wir uns nie wieder sehen würden, wäre dies etwas *völlig* anderes gewesen.
Hätte aber nach deiner "Verlust"- Denkweise eigentlich fast das gleiche sein müssen, oder ?


Lillebror
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