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Alt 07.12.2010, 21:54
Bernhard7 Bernhard7 ist offline
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Standard Nicht schwarz sehen!

Hallo zusammen,

bei mir wurde vor etwas über zwei Jahren, im Oktober 2010, Hodenkrebs diagnostiziert. Der Verlauf der Krankheit war seitdem so günstig, wie
er eigentlich nur sein kann. Das Thema lässt mich natürlich trotzdemnicht los, besonders wenn ich zur Nachsorge muss, wird es mir wieder sehr bewusst, und dann lese ich auch wieder hier im Forum. Es fällt auf, dass hier vor allem diejenigen mit komplizierteren Verläufen schreiben. Das ist ja auch nicht verwunderlich. Um aber denen, die mit der Diagnose neu konfrontiert sind, Mut zu machen, möchte ich aber auch mal von einem günstigen Verlauf berichten.

Ich hatte einen Knoten in meinem rechten Hoden bemerkt und habe, als der nach ein paar Tagen nicht verschwand, an einem Montag Morgen beim Urologen angerufen. Ab da ging alles ganz schnell - was ich im Nachhinein sehr positiv sehe (nichts schlimmer als immer wieder auf den Fortgang der Diagnose und Behandlung zu warten). Der Urologe hat mir sofort einen Termin gegeben. Seine Diagnose war eindeutig: Basierend auf dem Ultraschall war er sich sicher, dass es Krebs ist. Er hat dann gleich in der Klinik angerufen, und ich bin von seiner Praxis direkt in die Klinik gefahren. Die haben mich nochmal untersucht und mich noch am selben Tag aufgenommen. Am Dienstag bin ich operiert worden. Am Freitag (drei Tage nach der OP) wurde ich entlassen, und eine Woche nach der OP habe ich wieder gearbeitet.

Ungefaehr nach einer Woche habe ich auch den histologischen Befund und den CT-Befund bekommen: Seminom, keine Metastasen, auch sonst alles günstig. Man hat mir dann wegen der günstigen Prognose zur Wait-and-See-Strategie geraten. Das heißt, keine Chemo und keine Bestrahlung.

Seitdem gehe ich nun also alle drei Monate zur Nachsorge. Das ist immer wieder eine psychische Belastung. Die meiste Zeit verdränge ich die Sache völlig, aber zwei, drei Tage vor der Untersuchung mache ich mir dann doch immer Gedanken. Aber bisher sind alle Untersuchungen gut ausgegangen. Und rein körperlich war das ganze - bisher jedenfalls - nicht schlimmer als eine Blinddarmoperation. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Ich möchte aber auch noch denen Mut machen, die eine nicht ganz so gute Diagnose erhalten: Ich habe auch hautnah erlebt, wie es ist, wenn die größeren Knüppel zum Einsatz kommen. Nur Monate vor mir ist meine Frau an Brustkrebs erkrankt. Sie hatte das volle Programm: drei OPs, Chemo, Bestrahlung, Reha. Das war eine sehr schwere Zeit - aber auch das ist vorüber gegangen. Und es geht ihr wieder gut, die Wahrscheinlichkeit, dass nochmal etwas kommt, ist auch bei ihr nun gering. Ich will damit sagen: Das Leben geht weiter - auch nach einer Krebsdiagnose. Mich und meine Frau hat es innerhalb nur eines Jahres ganz blöd erwischt. Aber das ist nicht das Ende. Nicht schwarz sehen!

Viele Grüße
Bernhard
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