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Alt 22.07.2014, 07:07
mokilove mokilove ist offline
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Standard Gallengangskarzinom, nun mit Metastasen in Leber und Bauchspeicheldrüse

Ich bin neu hier. Habe nun beschlossen mich anzumelden, nachdem ich die halbe Nacht im Forum gelesen habe.

Ich heiße Anna, bin 39 Jahre alt und als Angehörige betroffen. Meine Schwiegermutter ist 74 Jahre alt und bei ihr wurde Anfang Februar Gallengangskarzinom festgestellt, nachdem sie Gelbsucht bekam. Zuerst lag sie im St. Josef Krankenhaus in Essen-Kupferdreh, wurde dann verlegt ins Universitätsklinikum Essen, wird betreut durch Prof. Dr. Gercken.

Meine Schwiegermutter bekam zunächst einen Stent, damit die Gallenflüssigkeit abfließt. Bei dieser recht kleinen OP bekam sie Luft in die Lunge und lag tagelang angeschwollen auf der Intensivstation. Dazu muß ich schreiben, dass sie bereits damals körperlich sehr eingeschränkt war, Übergewicht, dazu massive Probleme mit Bandscheiben, Schulterknochen, Hüftgelenken etc. Bereits vor der Diagnose war sie wenig mobil.

Im April entschlossen sich die Ärzte zu einer sehr aufwändigen OP, welche fast 9 Stunden gedauert hat. Dabei wurden Teile der Galle, des Darms und der Bauchspeicheldrüse entfernt. Wir hatten alle sehr große Angst vor dieser OP, aber sie hat diese den Umständen entsprechend gut überstanden, erholte sich zunehmend. Nach der OP rieten die Ärzte zu einer Chemotherapie, aber sie lehnte diese zunächst ab, wollte erst "auf die Beine kommen".

Irgendwann kam sie nach Hause, nachdem wir die Pflegestufe beantragt hatten. Bloß ist die Wohnung alles andere als altersgerecht und als der Pflegedienst dies begutachtet hatte, riet er meinem Schwiegervater (fast 79) zur Kurzzeitpflege, da sie völlig hilflos und bettlägrig war. Sie kam ins Heim und infizierte sich dort leider mit Bakterien, hatte schrecklichen Durchfall und kam wieder in die Uniklinik zurück.

Es hatte lange gedauert, bis die Ärzte den Durchfall im Griff hatten. Danach kam sie für vier Wochen in eine Vor-Reha nach Kempen. Dort wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass sich Metastasen gebildet hatten. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Metastasen bereits früher in der Essener Klinik bekannt waren, der Informationsaustausch ist jedoch - leider - zwischen uns Angehörigen und den Ärzten recht dürftig. Nur auf absolutes Drängen hin werden kurze und in meinen Augen recht schwammige Antworten gegeben.

Sie ist nun wieder zurück in der Essener Uniklinik und man hat ihr das Podt eingesetzt. Heute bekommt die erste Chemo.

Meine Schwiegermutter ist psychisch und körperlich völlig am Ende. Der Arzt riet der ganzen Familie sie nicht über ihre aussichtslose Situation zu informieren, damit sie noch einen Grund hat zu kämpfen. Wobei ich mich ganz ernsthaft fragen, warum man sie mit Chemo noch quälen will und man ihr Hoffnung macht. Leber und die Bauchspeicheldrüse sind befallen, sie ist in einem extrem schlechtem körperlichen Zustand, hat seit Februar über 20 kg abgenommen, hat ständig Erbrechen und zeitweise Durchfall, ist bettlägrig und hat starke Depressionen, lehnt jedoch einen Psychologen strikt ab.

Wir sind mit den Nerven am Ende, Schwiegervater ist im Zustand vollkommener Lethargie, gemischt mit latenter Aggressivität. Wenn man ihn darauf anspricht, dass doch die Wohnung umgebaut werden müßte, er am besten eine Pflegekraft einstellen müsste, die Tag und Nacht meine Schwiegermutter versorgt (die finanziellen Mittel sind vorhanden), meint er jaja wird gemacht und dann passiert wieder gar nichts. Der Antrag auf Umbau des Badezimmers ist von der Krankenkasse bewilligt worden, passiert ist bisher nichts. Manchmal nimmt er unsere Hilfe an, manchmal lehnt er sie total ab, läßt sich in nichts reinreden. Wenn wir ihm psychologische Hilfe vorschlagen, lehnt er ab. Er weiß ganz genau, dass er sich um sie nicht kümmern kann und er weiß, dass wir (weder mein Mann und ich noch meine Schwägerin und ihr Lebensgefährte) uns rund um die Uhr um sie kümmern können. Wenn sie wenigstens selbständig auf die Toilette könnte bzw. ins Bad...

Wir haben die zweite Pflegestufe beantragt. Nach der ersten Chemotherapie soll sie wieder für zwei Wochen nach Kempen, danach ist die Zukunft ungewiss. Ich hoffe wirklich, dass mein Schwiegervater bezüglich der Pflegekraft doch noch mit sich reden läßt.

Danke fürs Zuhören.
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