Einzelnen Beitrag anzeigen
  #78  
Alt 30.12.2007, 10:31
shalom shalom ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.08.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 221
Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Nach der Zeit des Abschiednehmens, des Loslassenmüssens kam bei mir (wie auch wohl bei vielen anderen Betroffenen) eine Zeit der großen Verunsicherung: Öffnen für das weitere Leben oder nicht? An Gewohntem, Geliebtem festhalten oder nicht? Was ist mit meinem Selbstvertrauen, mit meinem nun zwangsweise verschobenem Lebensmittelpunkt, meinem irritierten seelischen Gleichgewicht?

Folgende Gedanken dazu (aus der von mir gerne gezogenen Quelle) sind vielleicht hilfreich auch für Menschen, die Trauer zu verarbeiten haben.

Mit lieben Grüßen
Shalom

ZITATANFANG:

http://www.zeitzuleben.de/blog/entry...ertrauens.html

Eine Frage des Vertrauens

"Wer Vertrauen will, muss Vertrauen säen."

Ich glaube, dass viele von uns im Zusammenhang mit dem Thema „Vertrauen“ einen ganz entscheidenden Fehler machen: Und zwar glauben wir, es müsse erst etwas geschehen, was unser Vertrauen verdient oder rechtfertigt, bevor wir vertrauen können. Wir erwarten also, dass jemand sich als vertrauenswürdig erweist oder dass wir vom Leben eine Art Sicherheitsgarantie bekommen, erst dann sind wir bereit, Vertrauen zu investieren.

Meiner Erfahrung nach läuft es aber genau anders herum: Vertrauen muss immer eine Vorleistung von uns selbst sein. Das heißt, wir müssen erst bereit sein, Vertrauen zu schenken, um dann auch – im besten Fall – Vertrauen ernten zu können.

Das Problem an der Sache ist nun aber, dass uns niemand versichern kann, dass unser Einsatz auch tatsächlich belohnt wird und nicht enttäuscht oder gar ausgenutzt wird. Hier braucht es eine Portion Risikobereitschaft. Machen Sie sich eines klar: Wenn Sie in der Gärtnerei eine Tüte Samen kaufen, heißt das auch nicht, dass aus jedem von ihnen eine kräftige Pflanze wird. Manche entwickeln nur mickrige Triebe, die schon vom nächsten Wind geknickt werden, andere gehen nicht einmal auf. Aus einigen aber werden starke und gesunde Pflanzen, die reichte Früchte tragen.

Dieses Bild lässt sich sehr gut auf das Thema Vertrauen übertragen: Wir werden nie im Vorfeld wissen, ob unser Vertrauen Früchte tragen wird, aber wenn wir aus lauter Angst enttäuscht zu werden, erst gar nichts säen, können wir definitiv sicher sein, nichts ernten zu können. Die Angst, enttäuscht zu werden, ist menschlich und verständlich – aber genau sie hindert uns daran, auch wieder gute und heilende Erfahrungen machen zu können. Wenn wir aus unseren schlechten Erfahrungen heraus nicht mehr bereit sind, Vertrauen zu schenken, mehren wir damit all das, was wir eigentlich nicht wollen: vor allem den Schmerz.

Nehmen Sie also diesen Gedanken einmal mit in Ihren Alltag und achten Sie darauf, wo Sie überall kleine und auch große Vertrauenssamen setzen könnten. Sie müssen für den Beginn ja nicht gleich Ihr ganzes Herz verschenken, aber etwas mehr Vertrauen hier und dort und das ohne eine konkrete Erwartung für eine Gegenleistung, kann Ihr Leben auf die eine oder andere Art sehr bereichern.

Was haben Sie schon zu verlieren?


ZITATENDE
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
Mit Zitat antworten