Einzelnen Beitrag anzeigen
  #33  
Alt 19.11.2014, 13:48
Hexlein73 Hexlein73 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Beiträge: 66
Standard AW: Neu hier- Endometriumkarzinom, 40 Jahre jung

Ich bin so traurig, denn meine Familie hat meine Erkrankung leider nicht gut "überlebt". Das wird immer mehr klar. Weihnachten kommt, und ich bin mir nicht sicher, ob es eines mit oder eines ohne meine Familie werden wird. 1,5 Jahre nach meiner Krankheit und OP.

Meine Tochter, mitten in der Pubertät, ist einfach nur mehr gemein zu mir. "dass du zur Hexe wirst, nachdem du Krebs hattest, konnte ja niemand ahnen" hat sie mir an den Kopf geworfen. Ja, ich bin nicht mehr die geduldige, kraftvolle, energievolle Mama, die ich mal war. Zu heftig sind die gesundheitlichen Folgen meiner OP. Ich bin oft am Ende meiner Kraft. Es ist ein täglicher Kampf. Und ich brauche alle Kraft für mich. Und sie sagte mir, ich hätte mich so verändert, ich wär eine andere. Und sie will die "alte Mama" wieder haben. Nur, die gibts nicht mehr.


Mit meinem Mann und mir gehts bergab, weil wir seit meiner OP viele Probleme haben. Und das nach 20 Jahren Zusammenleben und dem gemeinsamen Kind. Und einer guten Beziehung! Er versteht nicht, dass ich nicht wieder "so wie vorher bin", sondern leider plötzlich in vielen Dingen eingeschränkt. Für ihn ist die Sache "erledigt". Es ist ja alles weggeschnitten!!
Ich leide aber sehr an den OP Folgen, das ist für Außenstehende/Nichtbetroffene wohl schwer zu verstehen. Und das hat enorme Auswirkungen auf unser Familien- und Paarleben.
Wir haben große sexuelle Probleme aufgrund der Auswirkungen der OP, die unseren Alltag und unser Zusammenleben sehr beeinträchtigen. So eine Art Wechselwirkung und Teufelskreis. Er möchte keine Zärtlichkeiten mehr, weil "das endet eh immer nur gleich" (nämlich mit nichts). Wozu dann noch?


Ich spüre, dass meine/unsere Familie dieses Drama nicht überstehen wird.
Zuviel ist kaputt gegangen.
Es herrscht seit meiner Erkrankung eine latente Vorwurfsatmosphäre im Haus.
Wir streiten und streiten und streiten. So viel gestritten haben wir in den 20 Jahren vor meiner Erkrankung zusammen nicht wie jetzt!!! Und es wird nicht weniger, sondern mehr.
Weil: ich bin ja wieder "gesund". Und da muss der Mensch dann wieder "funktionieren". Nach sooo langer Zeit...Grade wenn man Familie hat. Und einen Job. Das kann ich aber nicht mehr. Und das ist unbegreiflich und nicht nachvollziehbar. Für mich, aber auch für meine Familie. Wegen "sowas"....(Arztzitat: das ist doch heilbar)

Einerseits denk ich mir, ich bete, dass es doch noch hält. Ich wär sonst ganz alleine.

Andererseits denk ich mir, meine Familie ist durch meine Erkrankung auch massiv betroffen, sie sind noch jung und gesund und ein Neuanfang für die zwei ohne mich wäre wohl schmerzhaft, aber möglich.
Ich denke, dass mein Mann wohl denkt: das tut man nicht, eine Frau, die Krebs hatte, zu verlassen. Auch wenn das Zusammenleben mit ihr seither scheiße ist. Er spricht nicht. (tat er eh noch nie, aber wir waren auch nie mit so was Argem konfrontiert)

Ach Scheiße.
Ich erinnere mich noch so an den Arzt, der mir die Diagnose unterbreitete: "Aber Frau Hexlein, das ist doch alles net so schlimm, Sie können geheilt werden".
Hat er DAS damit gemeint?

Wie gings euch mit euren Familien und Partnerschaften?
Hat vorher jemand mit ihnen gesprochen, was nachher mit der Frau und Mama anders sein wird? Was alles nicht mehr möglich sein wird? Und was demzufolge die ganze Familie trifft?
Mit meiner Familie hat niemand gesprochen, nicht ein Wort.


Ich suche Halt, Trost, Gewissheit, aber in meiner Familie, die mir "vorher" viel Kraft gab, kann ich sie nicht (mehr) finden seit meiner Erkrankung.

Geändert von gitti2002 (03.05.2015 um 00:14 Uhr) Grund: Ursprünglichen Titel wieder hergestellt
Mit Zitat antworten