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Alt 24.10.2005, 18:13
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Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
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Standard Halslymphknotenmetastasen bei CUP - keine Freude mehr am Essen

Hallo liebe Leserinnen und Leser,
nach kombinierter Radiochemotherapie (insg. 72 Gy), 5x 5FU und 5x Cisplatin sowie Neckdissection ist mein Hals dermaßen "verschmort", dass nicht nur die Speiseröhre viel zu eng geworden ist, sondern auch meine Geschmacksnerven und Speicheldrüsen völlig ruiniert sind. Die letzte Bestrahlung war in der 1. Januarwoche d. J., die Neck-dissection am 7. April. Es ist nicht so, dass ich keinen Hunger und Appetit hätte, nein, ich könnte jedem das Schnitzel vom Teller reißen. Aber alles scheint so zu schmecken, als hätte man den Rost von einer Stange gekratzt und mir auf den Teller gelegt. Egal, ob ich nun Erdbeeren versuche (die allerdings auch teuflisch brennen wie jedes Obst) oder Erbsen - alles schmeckt gleich. Wenn man mich so richtig ärgern will, ruft man mich morgens an und lädt mich zum Essen ein. Das verdirbt zunächst einmal die gute Laune! Was ich wenigstens problemlos "runterbringe" sind Spaghetti in Buttersoße, Fischgerichte, alles was ölig ist und "flutscht", Croissants mit Frischkäse und ein paar andere Dinge mehr, wie auch Astronautenkost, also verhungern würde ich im Augenblick nicht.
Was mich so belastet, ist der ungeheure Frust, keine Freude mehr am Essen zu haben und jeden Tag nur darüber nachdenken zu müssen, wie ich es am Schnellsten und Besten schaffe, mir Nahrung einzuverleiben und wenigstens auf meine Kalorienzahl zu kommen. Ich habe ja noch meine Geschmackserinnerung und probiere ständig aus, was noch schmecken könnte, aber mein Empfinden reagiert dann wie ein Warnsystem, wenn ich etwas probiere - von wegen: iss das bloß nicht, das ist das reine Gift.
Eine Bekannte gab mir zwar den Tipp, das Essen mit etwas zu verbinden, was mir Freude macht, allerdings wüsste ich nicht, wie das in die Praxis umzusetzen ist. Leider habe ich meine PEG-Sonde zu früh entfernen lassen, da gab es wenigstens keinen Frust, als ich diese hatte. Von einer neuerlichen PEG-Sonde wird mir abgeraten, so lange ich die Ernährung noch auf natürlichem Weg schaffe. Was ich auch einsehe.
Die Schmerzen habe ich gut im Griff dank Morphium-Pflastern, ich kann auch endlich wieder fast alles selbst erledigen, was zum Tagesablauf gehört und in gewissem Umfang etwas Sport treiben.
Falls dies hier von ebenfalls Betroffenen gelesen wird: wie geht Ihr damit um, wie ernährt Ihr Euch, wie überwindet Ihr Euren inneren Schweinehund, der Euch den Genuss verweigert? Ändert sich dieser Zustand noch, bzw., wie lange kann er anhalten oder muss ich mich damit abfinden, dass mir nie wieder etwas gut schmecken wird?

Für ein paar hilfreiche Tipps wäre ich Euch sehr, sehr dankbar!
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