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Alt 24.01.2010, 01:12
parallele parallele ist offline
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Standard AW: "geheilt" "unheilbar" wie verkraftet man den Übergang?

Liebe Susaloh,

das hört sich so an, als hättest Du unmäßige Wünsche und als ob Du Dich selbst ein Stück verurteilst für dies "mehr" ...

Ich weiß ja auch, dass ich sie total genossen habe aber komischerweise ist das rückwirkend kein wirklicher Trost, sich zu sagen, aber du hattest doch drei tolle Jahre...das ist vorbei, man will immer mehr, mehr, mehr leben.....

Es ist doch der Wunsch, der Schrei danach, einfach nur "normal" zu leben, einer unbefangenen langen Lebensdauer entgegen, wie wir alle es uns vorstellen, einem statistischen Mittelwert oder darüber hinaus, wenn das Glück es will. Und der gesunde Mensch ohne den Schock, das Trauma Krebsdiagnose, glaubt an sein statistisch herrlich langes Leben - ganz unabhängig von möglichen plötzlichen Einschnitten durch Unfall, Herzinfarkt, Schlaganfall ...

Es ist uns eine Unbefangenheit, eine Unschuld dem Leben gegenüber verloren gegangen.

Aber es gelingt, wie es Dir ja auch ergangen ist, wieder positiv sein Leben in die Hand zu nehmen, optimistisch zu sein, ein gutes Leben zu haben - bis auf solche Einschnitte. Nachsorgetermine, unklare Befunde. Dann ist die Angst wieder da. Es ist wohl nicht nur die Reaktion der Psyche aus heiterem Himmel. Es steht da ein Wert, der Böses bedeuten kann. Oder auch nicht, weil er lt. den Fachleuten nicht so aussagekräftig ist. Aber manchmal doch Bedeutung hat, man kennt da diese oder jene, denen das geschah ... oder hat von Frauen gehört, gelesen ... Und die anstehende Untersuchung wird zum drohenden Ereignis, das dies "unheilbar" mit sich bringen kann. Oder auch nicht. Und in dieser Gedankenmühle geht es mir wie Dir, die noch verbleibenden zwei Wochen sind gar nicht mehr zu den frohen zu zählen, die sind belastet, es soll nur noch schnell der Tag X kommen, damit endlich KLARHEIT ist. Denn das drohende mögliche Unheil bohrt und wütet, eine Lösung liegt nicht in unserer Hand, es gilt nur zu warten. Nach der Diagnose kann man aufatmen, Felsbrocken von der Brust - oder aber die Ärmel hochkrempeln und alle Kraft sammeln für den Kampf.

Bis zum Termin: ablenken. Die Gedanken woanders hinlenken. So gut das geht. Du hast da sicher Deine Methoden. Das Aufschreiben, sagst Du und hast Du erfahren, die Ängste formulieren, ist eine. Damit, das kenne ich auch so gut, ist schon ein Stück losgelassen, ist dem Diffusen etwas vom Nebel genommen.

Mir tun in dieser Situation (Ende des Monats bin ich auch wieder "dran") Menschen gut, liebe Menschen um mich. Und Musik. Vielleicht auf den Crosstrainer gehen und den Anteil WUT, der auch in mir ist, runterstrampeln. Dies Fallen aus dem Gesunden ist wie ... Betrug, so kommt es mir vor, so höre ich es auch raus bei Dir, betrogen. Sich betrogen fühlen, alles war nichts wert, wenn es doch jetzt wieder weggenommen wird. Die drei Jahre Gesundheit - sind sie nicht wie ein Versprechen gewesen? So stelle ich es mir vor. Gefühlswirrwarr. Kaum mit dem Verstand beizukommen. Liebe Menschen also, kurz die Ängste ansprechen, und dann von etwas ganz anderem reden. Zusammen kochen. Essen. Lachen. Jede Stunde, die ich nicht an das kommende mögliche Schreckliche denke, zählt doppelt!


Ich wünsche Dir von Herzen ein gutes Ergebnis!

die parallele