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Alt 09.12.2009, 00:02
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Registriert seit: 18.07.2006
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Standard AW: Krebs und Studium

Liebe Chaoskatze,

mach dir nicht so viel Sorgen über das nächste Semester. ich weiß, ich bin genauso, aber ich habe gelernt, dass es sowieso immer anders kommt als man denkt. Du wirst sicher noch eine gute Lösung finden. Ich freue mich darüber, dass deine Übelkeit weniger geworden ist.

Ich freue mich immer, wenn mir hier jemand antwortet. In meinem Umfeld verstehen viele die Dimension meiner Behandlung nicht und ich bin froh, wenn ich hier auf mehr oder weniger kundige treffe und meine Situation vielleicht besser verstehen können.

Heute morgen habe ich mich aus dem Bett gequält. Ich hatte neun Stunden geschlafen, aber scheinbar ist mein Kreislauf schwach und ich habe Probleme aufzustehen. Ich fahre an meinem freien Tag zur Uni, um mit meinen beiden Mathekomilitonen unsere Aufgaben zu lösen. Sie kamen nicht. Bin ich also völlig umsonst zur Uni gefahren. Im Moment mache ich die Aufgaben de facto fast alleine und wir schreiben nur alle drei Namen auf meine Lösungen. Es ist also eher deren Problem, wenn sie nicht kommen und die Aufgaben nicht können. Ich mache mir eher Sorgen, dass die beiden die Klausur nicht packen. Ich komme scheinbar alleine klar.

Heute Abend war ich bei einer Weihnachtsfeier der Stipendiaten, wo ich eine eher lustige Mundschutzstory erlebt habe. Letzte Woche hatte ich schon mal ein Treffen mit anderen Stipendiaten mit denen wir ab sofort zusammenarbeiten werden oder sollen. Heute fragt mich eine von denen, die mich letzte Woche erstmalig mit Mundschutz gesehen hat, wie lange ich denn den Mundschutz tragen muss, da ich ihn ja schon letzte Woche trug. Lange ist wohl relativ. Wenn ich keine Lust auf lange Erklärungsketten von Krebs, Stammzelltransplantationen, Medikamente und deren Auswirkungen habe, erzähl ich manchmal nur was von einem geschwächten Immunsystem, was ja auch der direkte Grund ist.

Der Mundschutz hät mich auch davon ab unvernünftige Dinge unterwegs zu essen, weil es sich mit Mundschutz so schlecht ißt. Ich versuche jetzt aber immer, wenn ich von meinem Fahrrad steige Wasser zu trinken bevor ich mich maskiere, damit ich genügend trinke. Ich bräuchte einen Schlauch bis unter den Mundschutz.
Ich habe wirklich auch den Eindruck, dass ich durch den Mundschutz geschützter bin. Mein Bewusstsein für keimige Oberflächen ist auch viel größer. Ich weiß welche Dinge ich angefasst habe und desinfiziere mir regelmäßig meine Hände bevor ich meinen Mundschutz anfasse, um ihn abzusetzen oder aufzusetzen.

Gute Nacht!
Ich geh jetzt ohne Mundschutz schlafen. Ich hoffe mal, dass der Bino, der hier neben mir liegt, keine Schweinegrippe hat. Ist ja auch eine Maus und kein Schwein.
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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