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Alt 02.02.2009, 23:51
Benutzerbild von Marita P.
Marita P. Marita P. ist offline
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Registriert seit: 26.05.2006
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Standard AW: Erste,zweite bald dritte Lungenoperation.

Liebe Rika,

danke für Deine lieben Wünsche,
meinem Mann geht es etwas besser, Mutti hat viel Schmerzen, wir fahren jeden Tag rein zu m Füttern, da sie ja fast blind ist und durch die Schmerzen nicht richtig sitzen kann. Sie stochert mit der Gabel auf dem Teller rum und schiebt es runter vom Teller. Somit fahren meine Schwester und ich im Wechsel zum Mittagessen hin. Hoffentlich wird es nochmal so, dass sie wenigstens einen Schritt auf den Toilettenstuhl machen kann, wenn nicht, weiss ich nicht wie ich damit fertig werden soll.
Heben kann ich sie nicht, sie wiegt zwar nur 48 kg aber ich schaffe es nicht.
Aber soweit will ich nicht denken, da sie eigentlich wie ich immer alles überstanden hat.
Ein Altenheim wäre für mich schrecklich, ich finde es sollte jeder in Würde zu Hause sterben. Im Altenheim werden alle möglichen Schläuche gelegt um alles noch zu verlängern.

Als ich vor 24 Jahren im Altenheim Oberschwester war waren es noch ganz andere Zeiten. Da hatte das Personal noch Zeit für die Bewohner, am Nachmittag wurde viel gespielt. 3 Jahre musste ich mit 2 Bewohnern 2x in der Woche Skat spielen -es konnte ausser mir niemand Skat.
Ich habe bis vor 4 Jahren noch Bewohner betreut ,da habe ich gemerkt was sich alles geändert hat.
Bei meinen Besuchen hatte ich immer Probleme mit dem Personal, nachdem der Bewohner keine Getränke auf dem Nachtisch hatte. Mir wurde gesagt,sie bekommennur im Aufenthaltsraum und im Speisesaal etwas zu trinken. Wenn ich kam habe ich dem Bewohner geich was von meinen mitgebrachten Sachen
zu trinken gegeben. Meistens war eine Flasche Saft ganz schnell ausgetrunken.
Diesen Bewohner habe ich 22 Jahre betreut, habe ihn oft zu mir nach Hause geholt. ( z.B.Spargelessen, Ostern, Weihnachten und Geburtstag) Er war ein ganz armer Tropf. Ging früher in Schlesien ins Gymnasium, wurde dann bei einem Bombenangriff verschüttet und seitdem war er dann behindert.
Als die Mutter starb ging der Vater mit ihm ins Altenheim ( er war damals 35J).
Gestorben ist er mit 72J. Der Aufenthalt wurde dann für ihn vom Sozialamt bezahlt. Verwandte hatte er nicht.

Früher war ich für 45 Schwestern und Hausangestellte zuständig, die Verwaltung und Einkauf wurde im Kreiskrankenhaus getätigt.
Heute gibt es bei der gleichen Belegung weniger Schwestern, weniger Hausangestellte, dafür aber einen Manager, eine Heimleiter, eine Pflegedienstleitung und 2 Sekretärinnen.
Zu meiner Zeit gab es keine Verwaltungskraft, ausser mir und der Sozialarbeiterin brauchten wir auch niemanden.
Heute gehört das Heim nicht mehr dem Landkreis. Zuerst wurde es vom Roten Kreuz übernommen, mittlerweile gehört es zu einer Unterfirma vom Roten Kreuz.
Ich habe von Montag bis Freitag jeden Tag von 6/30 bis 11 Uhr mit auf den Stationen gewaschen. Ich wollte einfach jeden Heimbewohner 1x in der Woche selber sehen wie der Körper aund der Allgemeinzustand war.
Am Nachmittag habe ich dann den Bürokram erledigt.
Wir sind auch auf jede Beerdigung gefahren, gibt es heute auch nicht mehr.

Das kann man ja von einer Pflegedienstleitung,Manager und Heimleiter nicht
verlangen.

Das ist eigentlich schrecklich, dass heute nur noch alles ums Geld geht.

Es gibt sicher sehr gute Senjorenheime, eine Tante von meinem Mann ist mit 78 in's Augustinum gegangen, sie war noch rüstig, hatte dort einen 2 Zimmerwohnung. Sie sagte mal es waren ihre schönsten 10 Jahre.
Aber das kann man sich kaum noch leisten. Damals zahlte sie im Monat über 4000,- DM. Bernhard Vogel ist mit seiner Frau auch im Augustinum, er kann es sich ja auch leisten.

Wir haben ja bei Mutti den Pflegedienst, der ommt 3x am Tag,für Januar ist heute die Rechnung gekommen 2178,- Euro. Davon zahlt die Pflegekasse
980,- wenn die 3. Pflegestufe genehmigt ist dann 1400,-.

Mutti kann ja noch eine Weile den Betrag zahlen.

Jetzt habe ich aber einen Roman geschrieben, der hier eigentlich nicht hin gehört.

Nachdem es nun schon wieder nach 23 Uhr ist werde ich mal zum Ende kommen, da ich morgen wieder viel vor habe. Schneiderin, Podologin,
Krankenhaus, am Nachmittag kommt Kaffeebesuch.


Liebe Rika ich wünsche Dir morgen einen schönen Tag mit weniger Wind.

Liebe Grüsse
Marita
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