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Alt 23.12.2012, 07:52
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: 3 jahre trauer und kein ende in sicht

Liebe Bernadette,

ich habe vor Monaten ein Buch für mich entdeckt, das mir sehr geholfen hat. Es heißt "Meine Trauer wird dich finden" und ist von Roland Kachler (? sorry, meine Ma hat das Buch ausgeliehen und ich bin mir des Namens des Autors nicht so sicher). Der Autor selbst verlor seinen 16jährigen Sohn durch einen Unfall und obwohl er als Psychologe bereits Erfahrungen mit dem Thema Tod und Trauer gesammelt hat, bricht seine Welt zusammen und er findet keinen Trost. Alle raten ihm stets "loszulassen" und genau das möchte er ja nicht. Er möchte seinen Sohn nicht vergessen, er möchte ihm weiterhin den Platz in seinem Leben einräumen, der ihm gebührt und er möchte ihn weiterhin lieben. Er findet für sich einen Weg und lässt den Leser daran teilhaben und vor allem bietet er viele wertvolle Tipps und Übungen an. Mir hat das sehr geholfen und so habe ich es sogar geschafft, meinem Papa noch einmal im Traum zu begegnen. Es war nur eine sehr kurze Sequenz, die ich träumte, aber mein Papa kam strahlend auf mich zu, er sah gut und gesund aus und wir fielen uns in die Arme und hielten und ganz fest. Ich habe ihn gespürt, gerochen... und dann bin ich aufgewacht. Und du glaubst nicht, wie erleichtert und dankbar ich war, denn ich wusste, nun geht es ihm gut und das macht mich froh.
Nach seinem Tod hatte ich auch nur diese schrecklichen Bilder vor Augen: mein Papa völlig abgemagert mit ausgehöhlten Wangen, riesigen traurigen Augen, leidend wegen der starken Schmerzen... Ich habe es nicht geschafft, meinen Papa als gesunden Mann vor mir zu sehen. Das hat mir Angst gemacht. So habe ich mein Lieblingsfoto von ihm gerahmt und aufgestellt und immer, wenn diese Bilder in mir aufstiegen, das Bild im Rahmen angeschaut, da mein Papa mich anlächelt. Auch das hat mir geholfen. Heute kann ich mit meinem inneren Auge die Bilder abrufen, die ich sehen möchte. Vielleicht könntest du etwas Ähnliches tun? Eventuell würde dir das auch ein wenig helfen? Und wichtig ist, dass du mindestens einen Menschen hast, mit dem du über deine Mama sprechen darfst, der dir zuhört ohne zu bewerten, mit aufrichtigem Interesse und der dir diesen Raum gibt. Ich habe meine Mama, mit der ich mich über meinen Papa / ihren Partner unterhalte. Wir tun es immer dann, wenn uns danach ist. Auch das hilft!
Ich bin mir sicher, du wirst einen Weg finden, liebe Bernadette! Dieser Weg mag oft steinig und holprig sein, doch am Ende wirst du dich umdrehen und voller Liebe zurückblicken und dann kannst du auch wieder nach vorn schauen.
Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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