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Alt 25.07.2007, 00:29
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Registriert seit: 20.02.2006
Ort: Nordhessen
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo ihr Lieben,
jetzt muss ich meinen eigenen Thread mal wieder nach oben schubsen, weil es bei uns leider immer schlimmer wird....
Es gibt ja kleine Lichtblicke, aber insgesamt...
Vielleicht machen wir auch einfach alles falsch.... Tatsächlich fand ein Kurzurlaub statt, aber meine Mutter und ich haben auch meinen Vater mitgenommen und tatsächlich war der Reisetag und der erste Tag wirklich gut und mein Vater hat sogar ein bisschen etwas mit uns unternommen.... dann ging es aber nur noch bergab... Panikattacken, Schmerzen, endlose Gespräche darüber, ansonsten völlige Verweigerung für alles und jeden, alles wie daheim... Den letzen Termin beim Psychotherapeuten hatte er abgesagt, weil er "keine Lust hatte", jetzt ist der Mann für 3 Wochen im Urlaub....
Irgendwie hatte ich mir viel von diesem Ortswechsel versprochen, auch für meine Mutter die 2 Wochen vor der Reise eine Blutdruckentgleisung und Hörsturz hatte... der Arzt meinte, die Reise täte ihr bestimmt gut..... Tja, so kann man sich irren... Seit wir zurück sind wird es quasi täglich schlimmer, auch wenn sich der Auslöser geändert hat. Es hat nämlich urplötzlich eine relativ starke Neuropathie in den Füßen eingesetzt um die jetzt Tag und Nacht die Gedanken meines Vaters kreisen, weil er der festen Überzeugung das käme vom Tumor. Davon konnten ihn auch Telefonate mit Hausarzt, Oberarzt der Radiologie und Chefarzt der Radiologie nicht richtig abbringen... Er beschäftigt sich nur mit seinen Füßen, liest was man bei Polyneuropathie tun kann, lässt alles vorbereiten, tut aber nichts... wir haben Schüsseln mit Erbsen, Linsen, Reis etc im Wohnzimmer stehen- er geht aber nicht regelmäßig hinein. Er sitzt den ganzen Tag Nachdem er letzte Woche doch einmal kurz mit uns einkaufen war und gemerkt hat wie gut er am Einkaufswagen gehen kann, hat er sich von seiner Mutter den Rollstuhl seines (toten)Vaters bringen lassen- zum Schieben. Am nächsten Tag hatten wir ihm einen Rollator organisiert über den Hausarzt, aber übt nicht damit zu Laufen.... statt dessen läd er lieber die Akkus des Rollstuhls, damit die nicht kaputt sind, wenn er sie mal braucht.... Heute abend wollte er sich zum Fernsehen in das Ding setzen, weil das Sofa angeblich ungünstig steht- klar wie haben ja auch sonst keine Stühle... Er hat Gefühl in den Füßen, verlagert das Gewicht beim Laufen völlig auf Arme und Schultern- das ist natürlich super, wenn man einen Tumor im Schulterbereich hat.... trotzdem achtet er nicht darauf langsam und bewusst zu gehen, wenn er z.B. auf Toilette geht... lieber erhöht er das Fentanyl um ein weiteres 25er Pflaster. Er verhält sich als wären seine Beine gelähmt und nicht als hätte er ein Kribbeln in den Füßen. Eben hat er sich nach dem er die Teppe hochgegangen auf den Boden gesetzt, ist ins Bad gerobbt und hat dann versucht sich an Toilette und Waschbecken hochzuziehen OHNE auch nur ansatzweise Füße und Beine zu benutzen oder sich zuvor in eine halbwegs dafür geeignete Position zu bringen... Vor lauter Anstrengung atmete er dann nicht mehr richtig, hechelt nur, japst nach meiner Mutter und mir und dem Sauerstoffgerät.... Seit der Arzt ihm gesagt hat, dass er mit Fentanyl und Antidepressiva am oberen Limit angekommen ist, weil mehr die Atmung lähmen könnte, braucht er das zuvor in der Ecke einstaubene Gerät ziemlich oft...
Jetzt ist er recht normal vom Bad ins Bett gegangen und nachdem er nach diesem Auftritt auch noch eine Tavor nehmen konnte (neben Amineurin und Remagil? regelmäßig), ist seine Welt wieder in Ordnung.....
Das eigentlich Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass meine Mutter und ich ihn teilweise schon gar nicht mehr richtig ernst nehmen können, weil seine Auftritte teilweise wirklich filmreif und nicht ernstzunehmen sind, egal wie krank er ist und so gemein das auch klingen mag.... Schmerzmittel- und Psychopharmakagebrauch haben bei ihm tatsächlich Suchtcharakter und sein Verhalten wenn es darum geht liegt irgendwo zwischen einem 3jährigem Kind und einem Drogensüchtigen der um mehr Stoff bettelt und kann schlagartig von einem Extrem ins andere umschlagen, inklusive vorgetäuschten Weinens...
Im Moment müssen wir ihm einfach unterstellen, dass er daran arbeitet, wieder ein Bett unten im Wohnzimmer aufgestellt zu bekommen, was wir nach 14 Monaten endlich abbauen konnten (bekommen hatte er es im März06 wg einer Lungenentzündung)... Er weckt nachts alle auf, weil er enormen Lärm mit irgendwas macht, weckt regelmäßig meine Mutter weil sie ihm irgendwas holen soll- schon bevor das mit den Füßen war und ich höre ihn nachts ohne Publikum deutlich sicherer durch den Flur schlappen als mit...... Und dann eben das Drama.....
So, es war einfach mal wieder Zeit sich das von der Seele zu schreiben. Es ist einfach schrecklich, ich kann ihn bei vielen Dingen nicht mehr ernst nehmen, hab aber dauernd ein schlechtes Gewissen deswegen.... Und er tut mir so leid, wenn ich sehe wie schlecht er läuft, und dann könnte ich ihn anbrüllen wenn ich sehe, wie er sich anstellt wie der letzte Mensch und sich null auf sein Handeln konzentriert (also z.B. aufs Laufen...)... und meine Mutter obwohl sie krankgeschrieben ist und unter Schwindel leidet durchs Haus scheucht......
Liebe Grüße Susanne
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