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Alt 28.09.2005, 22:29
elpida elpida ist offline
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Standard AW: Mein lieber Stiefpapa hat auch das Cup-Syndrom

Hallo Peppi,

also, bei meinem Mann hat es im Sommer 2002 angefangen mit immer stärker werden Schmerzen im Bereich der hinteren Rippen.
Im Oktober wurde es dann so schlimm, dass ein Knochenscintigramm
gemacht wurde. Hier zeigten sich langstreckige Mehranreicherungen in 2 Rippen.

Es folgten 8 Wochen Krankenhausaufenthalt zur Primärtumorsuche.
Es dauerte ewig von einer Untersuchung bis zur nächsten und zerrte erheblich
an den Nerven.
Erst hatte man sich auf sein Plasmozytom „eingeschossen“ und der Richtung
gesucht, d.h. Biopsie des Beckens. Eigentlich völliger Unsinn, da Plasmozytome
so gut wie nie Mehranreicherungen im Knochenscintigramm machen sondern
Aussparungen.
Bis zum Ergebnis ca. 1 Woche warten.

Nach etwa 3 Wochen entschied man sich dann doch zu einer Biopsie im Bereich der Rippen und diese ergab, dass es sich um ein Plattenepithel-Ca mit Metastasen der 7. und 8. Rippe mit
pleuraler Beteiligung (Rippenfell) handelt.
Da der Chef-Onkologe den Primärtumor in den Mandeln vermutete, die HNO-Ärzte
dies für mehr als unwahrscheinlich hielten, wurden ihm nach 3 Wochen Hin und
Her dann doch am 23.12.02 die Mandeln entfernt.
Die Histologie war glücklicherweise o.B, so dass ihm eine Neck-Dissektion
erspart geblieben ist.

Etwa im Februar 03 wurde dann endlich mit der Bestrahlung der Rippen begonnen. Mein Mann hat sich fast darauf gefreut. Er wollte, dass endlich etwas getan wird „seine Krebse“
zu bekämpfen.
Nach der Bestrahlungsserie ging es dann einige Zeit bezüglich der Schmerzen besser.
Im Frühsommer hatte er wieder sehr starke Schmerzen: die 8. Rippe war gebrochen.
Im Herbst zeigte das Knochenscinti, dass die 9. Rippe metastastiert ist: also erneute Bestrahlungsserie. Danach war für einige Zeit Ruhe bis die Schmerzen unerträglich wurden und er nur noch in völlig grotesken Positionen kurzen Schlaf finden konnte.
Es kam die 3. Bestrahlungsserie im Frühsommer 04 und die Überweisung an einen Schmerztherapeuten.
Bis dahin nahm er nur, wenn er es überhaupt nicht mehr aushalten, konnte Schmerztropfen, was im Nachhinein gesehen natürlich völlig falsch war. Zum einen rauben die
Schmerzen unnötig Kraft, zum andern entwickelt der Körper ein Schmerzgedächtnis.
Seit er regelmäßig Schmerzmedikamente einnimmt, hat sich seine Lebensqualität
unglaublich verbessert. Leider mussten die Dosen mit der Zeit kontinuierlich erhöht werden
und ab und an wird auch mal ein Medikament gegen ein anderes ausgetauscht.
Etwa im April dieses Jahres wurde es dann wieder schlimmer mit den Schmerzen (trotz der Medis): im Knochenscinti war jetzt eine weitere Rippe mit dabei, so dass noch
eine Bestrahlungsserie folgte, diesmal mit adjuvanter Chemotherapie, abgeschlossen
im August.
Zur Zeit geht es ihm recht gut. Mit der derzeitigen Schmerzmedikation kommt er einigermaßen zurecht, es kommt nur zu 1-2 Schmerzdurchbrüchen pro Tag.
Das zum Krankheitsverlauf.
Die emotionale Seite gehört natürlich dazu. Wir haben von Anfang an offen über alles gesprochen.
Als ich bei meinem Mann das Knochenscinti gemacht habe, wussten wir eigentlich schon beide, dass nichts Gutes bei rauskommen wird. Er hatte schon seit Monaten gespürt, dass etwas „Schlimmes“ im Anzug ist bei dem Ausmaß seiner Schmerzen und hat eine „Baustelle“ nach der anderen aufgemacht um alles in Haus und Garten in Ordnung zu bringen.
Ich habe ihm gleich während der Aufnahmen gesagt was los ist und zu Hause haben
wir dann besprochen was als nächstes zu tun ist, was werden kann wenn usw.
Auch die Biopsie-Ergebnisse aus dem Krankenhaus hatte ich schon immer vor
den behandelnden Ärzten und habe sie ihm mitgeteilt, die schlechten und die
guten.
Alles hat seitdem eine andere Gewichtung. Bei mir ist es morgens der erste und abends der letzte Gedanke. Trotzdem haben wir noch Freude am Leben, Träume, Zukunftspläne
und hoffen noch auf ein paar gute gemeinsame Jährchen.

Ist jetzt länger geworden als geplant, ich hoffe es hat Dich nicht zu sehr strapaziert.

Wenn Du irgendwelche Frage hast, ich bin gern für Dich da.


Liebe Grüße
Bärbel


P.S. ich wohne in NRW im Bergischen Land, also ganz am anderen Ende
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