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Alt 17.06.2012, 19:29
G.Sundheit G.Sundheit ist offline
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Standard AW: Umgang mit nahe stehenden Menschen

Hallo Arsinoe,

in unserer Ehe ist nach 10 Jahren die Krebserkrankung die erste wirklich schlechte Zeit, wir dachten im Ernst, daß ein Kaiserschnitt oder eine gestohlene Handtasche unsere schlechtesten Zeiten waren...

In den letzten 10 Monaten nach der Diagnose habe ich gelernt, für meinen Mann nicht die Superschaupielerin zu geben, wiewohl ich auch WEISS, daß es besser wäre ihm nicht alles zu erzählen, im nicht das "schlechtgehen" z.B. während der 5 Monate Chemo zu zeigen und ihm die Schmerzen nach der OP, die ich heute noch habe zu verbergen.

Wie gesagt, ich habe ihn bewußt konfrontiert, ich habe mich bewußt zurückgenommen und ich bin heute - ganz bewußt - egoistisch.

Einen Koffer nehmen und eine Woche wegfahren - das würde ich heute KÖNNEN. (mache ich nicht, da wir auch noch 2 kleine Kinder haben)
Aber das "können" ist für mich schon mal sehr wichtig.

Ja, die Krankheit hat mich verändert und ich lasse es zu. Ich zeige es meinem Mann, ich spreche darüber mit ihm daß es keinen Knall gibt und dann ist alles wieder wie vor 10 Monaten.
Alle wollen das, alle fordern das unterschwellig von mir und ich sage ihnen das jetzt offen ab - das passiert nicht, ihr lieben, stellt euch lieber darauf ein.

Ganz zu Anfang habe ich gemerkt, daß es mir einfach zuviel Kraft kosten würde für meine Familie die Starke zu spielen.
Auch jetzt merke ich, daß ich dieses "mund abputzen, weiter gehts" nicht durchziehen kann.

Damit müssen sie leben.
Auch wenn es ihnen nicht gut geht dabei.
Ich kann nur sagen, daß ich ihnen das gern erspart hätte - aber nicht kann.

"Nach" der Erkrankung oder auch nach einer gewissen Zeit haben wir uns jetzt als Ehepaar wieder zusammengerauft und akzeptieren, daß alles anders ist als vorher.

lg
Gesine
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Einfach leben.
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