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Alt 02.01.2007, 19:45
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Heike_B Heike_B ist offline
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Standard AW: Meine Mama bekommt das volle Programm

Ich wünsche Euch von ganzem Herzen ein glückliches und gesundes neues Jahr!

Gestern war ich bei meiner Mama im Krankenhaus.
1 Stunde Fahrt voller Bangen, was mich wohl erwartet, wenn ich dort ankomme.

Als ich dann an ihr Bett kam und sie küsste, so wie ich das immer tue, sahen mich zwei grosse Augen und sie fragte: "Entschuldigung, wer sind Sie?"
Ich sage Euch, das war ein Stich ins Herz.
Ich konnte noch so gerade eben ein "Mamichen, ich bin's, Dein Kind" herausbringen. Dann erkannte sie mich wohl doch, denn sie sagte nur: "Mein Kind!"
Zufällig war die Visite während meines Besuchs. Und so konnte ich einiges erfahren:
Ihre Nieren sind stark angegriffen - man sagte, es könne von der Chemo sein.
Sie hat zu hohen Blutdruck und starke Kopfschmerzen - man sagte, dies könne durch die Fehlfunktion der Nieren und die mangelnde Ernährung kommen.
Einen CT hatte man schon gemacht - ohne auffälligen Befund.
Nun will man noch einen MRT (??) machen, der genaueren Aufschluss geben soll.
Man wird sie dort in Prüm wieder aufpäppeln, damit sie fit für einen Transport nach Bochum ist, aber auch die Zeit, die sie dort verbringt, nutzen, um schon die Untersuchungen zu machen, die man in Prüm machen kann, damit anschließend in Bochum mehr Klarheit herrscht.

Meine Mama war nie eine Mutter, die sehr auf Körperkontakt bedacht war. Nicht, dass ich sie dafür verurteile (sie hat weiß Gott genug mitgemacht, als Kind und als Ehefrau - da kann ich ihr das nachsehen), aber als ich sie dort besuchte, hat sie innigen Körperkontakt zu mir gesucht und ihn natürlich auch bekommen - ich massierte ihr die Hände und wärme ihr die Füsse.
Dies war ein unglaubliches Gefühl - einerseits diese Ahnung in mir, andererseits diese Wärme von der Mama als selbst erwachsene 40 jährige Frau zu spüren war einzigartig und wunderschön.
Wir haben nicht viel gesprochen, ich weiß, sie suchte hauptsächlich meine Nähe.

Ich war so unendlich traurig als ich heimfuhr.
Aber es war auch gut, nach diesem Besuch noch eine Stunde mit mir allein zu sein und über diesen Nachmittag nachzudenken.
Niemals war ich meiner Mama so nah wie in diesen Stunden.
Niemals zuvor hatte ich so grosse Angst, dass meine Mama von mir geht, wo ich sie doch noch sooooo sehr brauche.
Ich will soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen, auch wenn es Stunden des Schweigens sein werden oder ich ihr einfach nur zuschaue wie sie die Augen schließt und sich ausruht.

Das schlimmste für mich das Bewußtsein, dass jetzt, da sie alles hat, was sie sich gewünscht und sie auch verdient hat, so krank werden muss und dies alles nicht mehr geniessen kann - nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.

Das alles kann ich einfach noch immer nicht fassen.
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