Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 23.02.2013, 13:02
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 01.10.2011
Ort: Niedersachsen, in Wieda
Beiträge: 83
Standard Situationen, Personen - die euch bei der Krankheitsbewältigung beeinflusst haben

Ein liebes Hallo in die Runde,

und ja, bei mir gab es unter anderem ein sehr einschneidendes Erlebnis mit meinem Freund.

2010, die erste Chemotherapie hatte wirklich schreckliche Nebenwirkungen bei mir – ich musste am zweiten Tag nach der Infusion ins Krankenhaus, weil ich nichts, überhaupt nichts mehr was Nahrung und Trinken betraf in mir behalten hatte, ein Schluck Tee, drei Schluck ausgek… - es war einfach furchtbar. Auch im Krankenhaus ging diese K…erei weiter, so dass ich tagelang künstlich ernährt werden musste. Trotz allen Bemühungen der Ärzte und des Personals habe ich damals massiv abgenommen und war schlapp, kaputt und überhaupt am Ende, so richtig fertig mit mir und der Welt.

Dann endlich nach langen 10 Tagen wurde ich nach Hause entlassen. Und nein, das mit dem Essen und Trinken war noch nicht optimal, zumindest jedoch blieb a bisserl was drin und ich bekam zusätzlich die hochdosierte Trinknahrung verordnet. In diesem noch desolaten Zustand und nach wie vor innerlich zerrissen, matt und überhaupt kroch ich buchstäblich aufs heimische Sofa. Mein Freund war natürlich da und tat alles für mich. Und dann kam diese segenreichen Wörter über meine Lippen, dort auf dem Sofa liegend: „Weißt du Schatz, ich glaube, ich schaffe das alles nicht. Ich kann nicht mehr!“

Und was macht mein Freund. Stand auf. Baute sich vor mich auf. Zeigte mit dem Zeigefinger auf mich und antwortete in leicht barschem Tonfall: „Also wenn du so redest, wenn du so denkst, dann kann ich auch gehen, dann hat das alles hier“, dabei zeigte er auf das so liebevoll geschmückte Wohnzimmer für mich, „Ja, dann hat das alle überhaupt keinen Sinn, denn dann, Eve, dann schaffst du es auch nicht! Und ich kann dann gehen, denn das will ich mir nicht mit ansehen!“
Sagte es. Drehte sich um. Ging.

Ich! Ich lag da, starte in den leeren Raum und war fertig mit der Welt. Für den einen Moment war ich auch so leer, wie alles um mich herum leer schien. Heulte und bekam Wut, Schmerz und Verzweiflung, alles war so beschissen in mir. Bis wenig später mein Denkapparat in Gang kam, bis ich langsam begriff, was mir da mein Freund überhaupt gesagt hatte:

„Du kannst aufgeben, und wirst auch verlieren – oder aber du kannst dich annehmen, die Medizin akzeptieren und kannst gewinnen!“

Tja und genau dieses Erlebnis hat mich zum Umdenken bewogen, zum annehmen und schließlich zum Ja-sagen für das Leben.

Und nein, mein Freund hat mich nicht im Stich gelassen. Er ist wenig später zurück gekommen und ist für mich heute eine starke Stütze, der mir meine Bodenständigkeit ermöglicht, der mich schützt und der mich auch mal in den A… tritt.
Ich danke ihm sehr dafür.

Vielleicht habt ihr ja auch Erlebnisse, Erfahrungen, Begegnungen, die Euch positiv wie auch negativ bei der Krankheitsbewältigung beeinflusst haben – wie Ärzte, Freunde, Familie, Selbsthilfegruppen, Fernsehberichte etc.

Liebe Grüße
Evelyn
Mit Zitat antworten