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Alt 11.04.2020, 02:34
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig), Runde2 der Therapie an über 75-Jährigem

Hallo,

am 6. und 7.4. lief der 5. Zyklus unproblematisch ab.
Alle Blutwerte sind i.O., und alles deutet darauf hin, daß auch die 2. Chemo erfolgreich sein wird.
Der LK in der rechten Achselhöhle verkleinert sich weiterhin.

Gefühlt hat er nun ungefähr die Größe der LK im Unterkiefer, die ich schon fast "lebenslänglich" hatte und immer noch habe.

Unklar ist mir ob ich diesen LK nicht schon immer hatte und ihn erst dann zufällig bemerkte als er vor der 2. Chemo angeschwollen war.

Denn, auch aus Analogien hier im Forum scheint es eher typisch zu sein, daß LK im linken Leistenbereich abartig anschwellen, wenn sich im Lymphsystem etwas Krebsiges ausbreiten will.
Bei mir war das jedenfalls vor der 1. Chemo so und auch vor der nun 2. Chemo.

Wir wissen ja, daß es nahezu unzählige "Spielarten" von Lymphomen gibt.
Niemand weiß bisher genau, was die wirklichen Ursachen für Lymphome sind.

Dazu kann ich (vielleicht auch nur für mich zutreffend) sagen, daß sich Krebsiges in meinem Lymphsystem gewissermaßen lange davor ankündigt, bevor der Krebs auf andere Organe "übergriffig" werden kann.

Insoweit denke ich auch, so lange ein Lymphom nicht auf andere Organe krebsig übergriffig wurde, ist noch längst nicht alles im Kampf gegen den Krebs "verloren" und hoffnungslos.

Ganz im Gegenteil kann man ihn - wie es bisher aussieht - innerhalb des Lymphsystems immer wieder plattmachen.
Wie oft man allerdings das Plattmachen aushält, will ich lieber nicht erfahren müssen.

Altersbedingt bin ich in einem Status, in dem ich nicht mehr genau beurteilen kann ob sich nun Widriges durch Nebenwirkungen von Chemos eingestellt hat, oder sich sowieso (auch ohne Chemos) eingestellt hätte.
Ist aber alles nichts, mit dem auch ganz gut weiterleben kann.

Bei mir liefen diese "Ankündigungen" nahezu identisch, wenn auch etwas unterschiedlich in der Intensität und zeitlich, ab:

1) (vor der 1. Chemo):

a) Widerwärtigkeit gegenüber Essen, die mir unerklärlich war, weil ich normalerweise so gut wie alles essen kann.
Außer Lammfleisch, auf das ich schon immer mit Brechreiz reagierte.
Von daher kenne ich es auch, wie es abläuft, wenn mein Körper "zumacht" und jegliche spezielle Essenszufuhr rigoros "abriegelt".
Dabei brauche ich nicht mal konkret etwas zu essen:
Allein der Geruch von Widerwärtigem reicht schon dazu aus, daß mein Körper "zumacht".

b) erst danach stellte sich die kraße Anschwellung eines LK im linken Leistenbereich (innerhalb des Beckens) ein.
=> sofortiger Handlungbedarf => RCHOP (Standard).

2) (vor der 2. Chemo):

a) da lag schon längst eine kraße Anschwellung eines LK links (außerhalb des Beckens, im linken Oberschenkel) vor.

Dieser LK war ungefähr genau so groß wie der vor der 1. Chemo.
Fühlte sich jeweils an, wie ein kleines Hühner-Ei unter der Haut
Um auch LK-Größenordnungen dazu zu nennen:
- Größter D des "Eies": ca. 3,5 bis 4cm
- Kleinster D des "Eies": ca. 2,5 bis 3cm
Diese Werte liegen weit über den 10mm-LK, ab denen unsere Onkologen allmählich "nervös" werden.

Zur Beurteilung der Entwicklung eines Lymphoms im Einzelfall haben sie dann aber schon "bessere Nerven".
Naja - sie wissen ja ebenfalls, daß man an einem Lymphom so schnell auch nicht gerade stirbt.
Da ist dann schon noch Einiges aus dem Arsenal dazwischen und vorhanden, um vorschnelles Abkratzen von Patienten zu verhindern.

b) das wurde abwartend beobachtet, bis mein Körper total "zumachte" und jegliche Essens-Zufuhr abriegelte.
=> erneut sofortiger Handlungsbedarf => 2. Chemo.

Verblüffend war dabei, daß mein Körper mehr oder weniger sofort nach dem Beginn der 2. Chemo wieder "aufmachte".
Was mich auch sehr erleichterte, weil mir klar war, daß weitere "Essens-Verweigerung" unweigerlich dazu führen würde, daß ich abkratzen werde.
Bei dem Untergewicht, das ich hatte, wäre das nur eine zeitliche Frage gewesen, wann ich komplett "beendet" gewesen wäre.

Natürlich weiß ich nicht, wie das mit den "Vorankündigungen" (daß etwas im Argen liegt) bei anderen Lymphomikern ganz generell aussieht/aussah.
Denke aber, daß es die wohl immer gibt.
Sie mögen anders und individuell unterschiedlich sein - aber es gibt sie.
Und darauf sollte am besten jeder Lymphomiker auf Grund seiner eigenen Erfahrungen achten.
Es könnte vielleicht auch ganz hilfreich sein, wenn andere Lymphomiker von ihren diesbzgl. Erfahrungen berichten.

Denn inzwischen dazugelernt habe ich Eines:
Jederzeit kann sich ein Krebs erneut in unserem Lymphsystem ausbreiten wollen.
Damit müssen wir wohl alle weiterleben (können).

Ansonsten geht es mir unverändert gut, und ich hoffe, daß das auch so bleiben wird.

Ein Coronavirus hat mich bisher nicht "erwischt".
Gepenstisch war die Abriegelung im Klinikum Nord in Nürnberg:
- alle Nebeneingänge waren geschlossen
- Zutritt nur über den Haupteingang möglich, und nur aus triftigen Gründen
- Besucher von Patienten hatten keinen Zutritt, und nach der Kontrolle des Grundes mußte sich jeder seine Hände mit einem Desinfektions-Mittel waschen und eine Schutzmaske anlegen
- Alle behandelnden Schwestern trugen auch Schutzmasken
- Bei den behandelnden Ärzten war das jedoch unterschiedlich

Meine Onkologin trug keine Schutzmaske, achtete aber darauf, daß Distanz eingehalten wurde.
Ich befragte sie auch dazu, was ich am besten bzgl. Coronavirus tun sollte.
Ihre Antwort war eindeutig:
- Halten Sie Abstand und vermeiden Sie jeden menschlichen körperlichen Kontakt.
Auch innerfamiliären, weil Sie gar nicht wissen können ob jemand bereits infiziert ist

- Obinutuzumab wirkt immunsuppressiv.
https://flexikon.doccheck.com/de/Obinutuzumab

D.h.: Jede stinknormale Infektion kann für Sie lebensbedrohlich werden.
Und eine Corona-Infektion kann sowieso lebensgefährlich werden.

- Wenn sich bei Ihnen irgendwas abartig verändert:
Melden Sie sich sofort im ABC, damit sofort gegengesteuert werden kann

- Ansonsten läuft alles ganz gut.
Anfang Mai, am Beginn Ihres letzten Zyklus, habe ich Urlaub.
Normalerweise würden wir bereits am Beginn des letzten Zyklus den Stand der LK per US überprüfen.
Bin aber noch am Überlegen ob wir US nicht erst Anfang Juni machen.
Weil ich das ganz gerne selbst einordnen würde.

Meine Antwort dazu war:
Der Zyklus läuft ja ohnehin ca. 1 Monat lang.
US können wir folglich auch erst Anfang Juni machen.
Ein Monat US-Ergebinis hin oder her spielt doch keine großartige Rolle.

Macht es alle gut und kommt "ungeschoren" durch die Coronavirus-Zeiten.
Und "Frohe Ostern" wünsche ich allen.

Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von lotol (11.04.2020 um 02:55 Uhr) Grund: Korrektur: Manchmal frage ich mich, wo Leute Latein gelernt haben.
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