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Alt 06.12.2004, 22:52
Gast
 
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Standard lustige Adventsgeschichten

Apfent

Der Apfent ist die schönste Zeit im Winter. Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit "K".

Drei Wochen bevor das Christkindl kommt, stellt der Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen. Viele Krippen sind langweilig. Aber unsere nicht, weil wir haben mordstolle Figuren darin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt, damit sie es schön warm haben, aber es war ihnen zu heiß. Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es auf lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzchenteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal Heilige vor meiner Blödheit sicher sind.

Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe Gott sei Dank viele Figuren in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, daß er in den Futtertrog gepaßt hätte. Da hat Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl.

Hinter dem Christkindl stehen zwei Ochsen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Saurier habe ich hineingestellt, weil der Ochs und der Esel waren mir allein zu langweilig. Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und war total hin. Jetzt haben wir nur mehr zwei heilige drei Könige und einen heiligen Batman als Ersatz. Normal haben die heiligen drei Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Püree oder so ähnlich. Vor den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt so schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen. Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt. Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hineingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir nicht, darum lurt hinter dem Baum ein Hund als Ersatz-Wolf hervor. Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll.

Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lustert. Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Apfent gelernt und es geht so: "Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa, drei, vier, dann hauts de mit deim Hirn an d´ Tür!" Obwohl dieses Gedicht doch recht schön ist, hat Mama gesagt, daß ich es mir nicht merken darf.

Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie golden sind und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf nicht fest schnaufen, weil der Goldstaub ist total leicht und er fliegt herum, wenn man hineinschnauft. Einmal hab ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie mein Papa die erste Nuß darin gewälzt hat, tat er einen Nieser, daß es ihn gerissen hat und sein Gesicht war golden und die Nuß nicht. Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und sie hat gesagt, er stellt sich dümmer an als wie ein Kind. Meim Papa war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, daß bei dem Goldstaub irgendetwas nicht stimmt und Mama hat gesagt, daß höchstens bei ihm was nicht stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamt ein lustiger Apfentsabend.

Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Glump. Ich schreibe vorsichtshalber gleich mehr Sachen drauf und zum Schluß schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach so viel kaufen, bis das Geld ausgeht. Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Chrsitkindl gar nichts mehr, weil ich unbescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt. Und wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selbst etwas und bin überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.

Bis man schaut, ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und mit dem Jahr geht´s dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nix mehr, höchstens dann, wenn man vorher Geburtstag hat. Aber eins ist gwiß: Der Apfent kommt immer wieder!
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