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Alt 30.01.2006, 15:11
schwarzwaldmädle schwarzwaldmädle ist offline
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Standard AW: diffuses Astrozytom III und Strahlentherapie

Hallöchen,

mein Paps liegt immer noch im Krankenhaus und muss wahrscheins auch noch ein paar Wochen da bleiben. Das Problem liegt darin, dass er nicht laufen kann. Das kommt wohl von den Medikamenten und der Bestrahlung. Allerdings haben sie im Krankenhaus auch nur täglich 5 (!!!) Minuten für Krankengymnastik für meinen Paps investiert. Wie man da wieder laufen lernen soll ist mir ein Rätsel.
Meine Mam hat dann mal ein Machtwort gesprochen und siehe da plötzlich bekommt er ca. 1,5 bis 2 Stunden täglich Krankengymnastik.

Was mich nach wie vor völlig fertig macht ist sein Geisteszustand. Das Langzeitgedächtnis funktioniert prima. Aber das Kurzzeitgedächtnis ist eine Katastrophe. Wenn ich bei ihm bin und gehe die Tür raus hat er sofort vergessen dass ich überhaupt da war - selbst wenn ich 8 Stunden zu Besuch war. Er weiß dass dann nicht mehr. Das ist völlig heftig ihn so hilflos zu sehen. Und das zehrt sehr an der Seele.....

Was mir auch wirklich Sorgen macht ist meine Mam.....sie ist KOMPLETT seelisch am Boden......dann sagt sie dauernd Sätze (nicht in Gegenwart von meinem Paps natürlich) wie "Ich habe gar keinen Spaß mehr am Leben" und "ich glaube es wird nie wieder einen Tage geben an dem ich glücklich sein werde". Was soll ich darauf sagen? Ich bin doch selbst nicht gut drauf.....
Ihr Hausarzt ist ein Depp vor dem Herrn.....sie war bei ihm und fragte wegen psychologischer Betreeung nach bzw. Überweisung zu einem Psychologen, da sagt dieses Rindvieh doch tatsächlich zu ihr: "In den nächsten 5 Monaten kann ich da für sie nichts tun. Tja, wenn Sie Privatpatient wären könnte ich Ihnen schon für nächste Woche einen Termin besorgen. Aber so....".....so ein geldgeiler Arsch (sorry aber das muss jetzt mal raus).
Sie wohnen in einem kleinen Städtchen wo sich die Nachricht von der Krankheit meines Paps wie ein Lauffeuer verbreitet hat und das ist ja wohl eine Situation wo ich meine Geldgeilheit nicht raushängen lassen sollte. Ich habe dann mit meiner Cousine einen Arzt in Offenburg (nächstgrößere Stadt ca. 20 km entfernt) ausfindig gemacht der recht gut ist. Der arbeitet mit einem Psychologen zusammen der sehr gut sein soll. Da würde sie schnell einen Termin bekommen. Das will sie aber auch wieder nicht weil sie da 20 km fahren müsste. Allerdings glaube ich sowieso nicht dass sie in unserem Kaff einen Psychologen finden würde - sie müsste also so oder so fahren. Jetzt argumentiert sie dass sie ja meinen Paps nicht alleine lassen könnte. Das ist nur ein Vorwand. denn sie ist ja dann nicht jeden Tag 5 Stunden weg sondern vielleicht ein bis zweimal die Woche für 2-3 Stunden. Sie hat genug Freunde und Verwandte die sich angeboten haben in der Zeit bei meinem Paps zu bleiben. Sie will das Angebot aber einfach nicht annehmen.

Außerdem bin ich der Meinung dass das mit meinem Paps sich auch wieder stabilisieren kann. Das heißt, dass er wieder relativ normal wird. Das kann schon noch eine Weile dauern....aber wenn jemand einen schweren Unfall hatte dann ist er ja auch erstmal ein Pflegefall bis er sich wieder erholt...das heißt aber nicht zwangsläufig dass sich derjenige gar nicht mehr erholt. Aber meine Mutter agiert im Moment so.....sie spricht auch manchmal so als ob mein Vater gar nicht mehr da wäre.....sie hat völlig die Hoffnung aufgegeben.....und deswegen bräuchte sie DRINGEND psychologische Hilfe....ich kann ihr auch nicht helfen.....ich bin selbst in der Lage dass ich Hilfe benötige....

Ich wohne ja in München und meine Eltern im Schwarzwald. Hatte letzte Woche Urlaub genommen und meine Eltern besucht. Wir haben uns leider oft gestritten meine Mam und ich.......wegen den minimalsten Kleinigkeiten ist sie immer wieder ausgeflippt......ich verstehe ja, es ist ihr Partner der so schwer erkrankt ist - aber es ist auch mein Vater und mir tut es auch unendlich weh...auch ich bin nervlich nicht grad stabil gebaut im Moment und deswegen habe ich mir auch nicht alles gefallen lassen letzte Woche.....Rücksicht ist ja schön und gut.....aber ich musste mich auch wehren....es war dann zwar abends immer wieder alles in Ordnung und wir hatten uns wieder versöhnt....aber trotzdem war auch das sehr nervenaufreibend.

Im Moment ist Geduld eigentlich sehr wichtig....aber es fällt so schwer geduldig zu sein.....

Liebe Grüße
Dagmar
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Es zählen nicht die Jahre im Leben sondern das Leben in den Jahren
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