Chemo ja oder nein???

[renate1964]

Hallo an alle,

ich weiß, daß ich meine Entscheidung selbst treffen muß, aber vielleicht könnt ihr mir ja dabei helfen.

Ich habe heute gesagt bekommen, daß ich ein Grenzfall bin, was die Chemo betrifft. Sie würde die Wahrscheinlichkeit, daß ich keinen Rückfall erleide um 2% erhöhen. Nach meinen persönlichen Daten würde ich rein statistisch gesehen die nächsten 10 Jahre ohne Chemo mit 82% überleben und mit Chemo mit 90%. Dagegen stehen die Nach- bzw. Langzeitwirkungen einer Chemo.

Vielleicht könnt ihr mir ja einfach sagen, welche Kriterien ich bei meiner Entscheidungsfindung mit berücksichtigen sollte.

Vielen Dank und an alle ein schönes Wochenende wünscht

Renate

[Ilse Racek]

Hallo Renate

Du hast ganz Recht - die Entscheidung musst Du selbst treffen.

Das geht auch d e n Betroffenen so, die n i c h t als Grenzfall bezeichnet werden.

Ich war - wie die Meisten - auf gute Diagnostiker angewiesen und habe mich sozusagen in deren Hände begeben.

Bisher - nach menschlichem Ermessen - war mein Vertrauen gerechtfertigt.

Vielleicht hast Du Gelegenheit, eine Zweit- oder Dritt-Meinung einzuholen ?

Alles Gute für Dich und Deine Entscheidungsfindung

liebe Grüße

[susany]

Hallo Renate,

vor knapp einem Jahr stand ich exakt vor der gleichen Entscheidung. War ebenfalls ein Grenzfall mit den gleichen Daten wie deine.
Was hat denn die Tumorkonferenz in deinem Fall entschieden?
In meinem Fall hat sie eine AHB ohne Chemo empfohlen. In meinem Gespräch mit dem OA, von dem ich eine sehr hohe Meinung hatte, fragte ich ihn, wie er denn entscheiden würde, wenn ich seine Frau wäre. Er meinte: Chemo. Das war für mich wie ein Keulenschlag. Dann rief er noch einen Kollegen, der zuständig ist für die Chemos hinzu. Er wiederum vertrat die Meinung keine Chemo.
Beide Ärzte versicherten mir, dass es in meinem Fall kein richtig oder falsch gäbe. Ich solle nach meinem Gewissen entscheiden und diese -egal was kommt- nicht mehr in Frage stellen.
Ich habe mich gegen die Chemo entschieden. Auch diese kann ja wiederum weiteren Krebs begünstigen. (Das wusste ich bis dahin auch nicht ...)
Ich nehme an dein Tumor ist hormonrezeptor-positiv? Dann steht dir der Weg zu Tamoxifen und GnrH-Ananloga offen.

Bin nach Strahlentherapie nun in engmaschiger Kontrolle und bisher froh, die
Entscheidung so getroffen zu haben.

Wenn du noch weitere Fragen hast, kannst du dich gerne an mich wenden.
-Ich weiß wie schwierig diese Entscheidung ist, die man ganz alleine dir überlässt.

Ganz liebe Grüße und Kopf hoch!

Susany

[Optimistin43]

Hallo Renate

irre ich oder macht 90 -82 nicht 8 %
und das sind dann schon wieder fast 10
Helfen kann ich dir leider auch nicht. Ich war auch hart an der Grenze und habe den Chemo Weg genommen weil ich später nie denken wollte
Hätte ich doch nur .......
LG
Marietta

[Maphalda]

Ich war mit G1/G2 auch so ein Grenzfall und "durfte" selber entscheiden.

Ich hab mich ganzen Herzens dafür entschieden, weil ich alles, was da in meinem Körper noch rumschwimmen könnte, mit Stumpf und Stiel ausrotten wollte.

Die Chemozeit war nicht einfach, aber auch nicht unerträglich. Auch die Spätfolgen sind nicht ohne. Und trotzdem würde ich mich heute wieder ganz genau so entscheiden.

[Wurmi]

Hi,
ich bewege mich da in unsicheren Fahrgewaessern, habe nicht sooo die Ahnung, aber gibt es nicht fuer solche Faelle diese Tests, Onkotest etc.? Kønnen die nicht eher etwas ueber die Wahrscheinlichkeit von RUckfællen etc. sagen?

Bei mir stand das gar nicht zur Debatte, war ein oberklarer Fall,... leider, aber vielleicht hilft Dir dies weiter? Es gibt hier bestimmt Damen, die davon mehr Ahnung haben als ich .

Alles Gute!

Wurmi

[Elik]

Hallo Renate,

die Zahlen stammen doch bestimmt aus dem Adjuvant-Online-Programm. Dort werden aber nicht alle Parameter eingegeben bzw. ausgewertet. Hast Du noch weitere, (noch) nicht so etablierte Parameter wie Proteasen (uPa, PAI1), Proliferationsmarker (SPF, TLI, Ki-67), ...? In welche Richtung zeigen sie?

Ansonsten halte ich die von Barbara und Marietta (Optimistin) angesprochene Frage für die entscheidende: was ist im Falle eines Falles? Es gibt dann bestimmt „mitfühlende“ Ärzte, Bekannte, Freunde, Angehörige ..., die ihr „ hättest du doch ....“ nicht unterdrücken können. Wie kannst Du mit diesem Vorwurf umgehen? Er ist zwar nicht berechtigt, denn auch mit Chemo hast Du keine Garantie für ein rückfallfreies Leben, er kann aber sehr verunsichern und psychisch belasten.
Abhängig von der Beantwortung dieser Frage würde ich die Chemo machen oder nicht. Denn einen Vorteil hat das Nichtmachen einer Chemo ganz bestimmt: du ersparst dir die kurz- und langfristigen Nebenwirkungen ganz sicher, zu 100%.

Liebe Grüße

Elik

[KarinaW]

Da ich, wie wohl alle hier, Laie bin und - was Krebs betraf - vor Diagnose keine Ahnung hatte, habe ich mich voll auf meine Onkologin verlassen. Im Zweifelsfall habe ich sie gefragt "was wuerden Sie machen, wenn Sie in meiner...". Was sie mir dann sagte, hatte fuer mich unheimlich viel Wert. Bei mir ging's zwar nicht um Chemo, die war klar (bin auch irgendwo froh drum, dass ich da nicht selber entscheiden musste), aber um einer weitere OP.

Was fuer mich auch immer ausschlaggebend war, war meine eigene Frage an mich selber "wenn du es nicht machst und es kommt wieder, wie gehst du mit dem Schuldgefuehl dir selber gegenueber um". Ich wuerde nie "haette ich man lieber..." sagen wollen.
Sollte es in meinem Leben nochmal ein Rezidiv geben, kann ich guten Gewissens sagen "ich habe alles damals moegliche getan". Mir war und ist alleine das sehr wichtig.

Alles Gute fuer dich bei der Entscheidungsfindung

[renate1964]

Hallo an Alle,

erstmal vielen Dank für Eure Antworten!

Im Falle eines Falles nicht alles getan zu haben, könnte mich wirklich zur Entscheidung Chemo bringen. Denn das könnte ich mir wahrscheinlich wirklich nicht verzeihen. Andererseits steht halt bei mir auch die Angst der Langzeit- bzw. Nachwirkungen einer Chemo. Selbst meine Ärztin hat mir gegenüber die Möglichkeit von z. B. Leukämie angesprochen. Ich soll 6xFEC bekommen. Hat hier vielleicht schon jemand Erfahrungen mit Folgewirkungen gemacht?

Vielen Dank nochmal an Euch!!!!!!!

Schönen Abend!

Grüße Renate

[andile2412]

Hallo!!

Mir wurde es auch freigestellt, ob ich Chemo mache oder nicht! Habe mich ganz klar dafür entschieden und auch sämtliche Ärzte (Gyn, Hausarzt...) haben mich darin bestärkt! Ich wollte jede Chance nutzen, die mir zur Verfügung steht!! Von % wurde nicht gesprochen! Es hat mich auch viele Tränen gekostet, aber es geht auch wieder bergauf... !

Liebe Grüsse, Andrea.

[mischmisch]

Hallo Renate,

versteh ich dich richtig, dass deine Ärztin dir gesagt hat, dass du als Folge einer FEC-Chemo Leukämie bekommen könntest?

Und du hast deinen histologschen Befund doch sicher vorliegen sonst würden die Ärzte die FEC nicht befürworten.

Willst du deinen Befund hier mal schreiben, dann können dir hier vielleicht mehr Frauen Antwort geben.

Gruss an dich
mischmisch

[renate1964]

Hallo mischmisch und auch alle Anderen,

ja, das mit der Leukämie hat meine Ärztin gesagt. Habe ich mittlerweile auch von einer anderen Seite gehört (dort wurde nicht direkt von Leukämie, aber von anderen Krebsarten gesprochen).

Meine Histologie: pT1c pNO (0/3) M0 G2 R0 ER/ PR positiv (IRS 12)
Her2/neu negativ (Score 0).

Ich werde wohl abwägen müssen, welches Risiko mir "lieber" ist. Das werde ich am Dienstag noch mal mit meiner FÄ besprechen, vielleicht kann sie mir ja auch noch weiterhelfen. Aber auf jeden Fall vielen Dank an alle für Eure Denkanstösse.

Schönes Wochenende und liebe Grüße

Renate

[andile2412]

...Bingo fast genau wie meiner, ausser dass ich PR2 und ER8 hatte!!!

Gruss, Andrea.

[Christa Martina]

Hallo Renate,

ich musste zwar eine Chemo machen. Aber hätte ich die Wahl, würde ich immer dafür entscheiden, denn hinterher, sollte was sein, macht man sich sicherlich Vorwürfe, es nicht gemacht zu haben.
Klar können auch andere Krankheiten auftreten. Die Pharmaindustrie sagt bei jedem Medikament, was passieren könnte. Kann aber muss nicht sein.

Liebe Grüsse, Christa

[Eleve]

Hallo,

die Entscheidung ist schwierig. Ich vermute, ich hätte mich in dem Fall dagegen entschieden, aber ich weiss es nicht.
Die Chemo ist nicht ohne und hat teilweise heftige Nebenwirkungen oder auch Spätfolgen (Herzschäden, Zweittumore, Leukämie u.a.)
Ab einem gewissen Alter oder Vorerkrankungen ist manchmal die Wahrscheinlichkeit, dass die Chemo nützt, genauso groß wie die, dass man durch die Chemo vorzeitig abdankt.
Es gibt durchaus Menschen, die sich gegen die Chemo entscheiden, selbst bei größerem möglichen Nutzen. Eine Bekannte von mir zum Beispiel. War bisher wohl eher eine gute Entscheidung.
Ich hatte eine andere Bekannte, so um die 40 Jahre jung, die während der Chemo an einer Lungenembolie verstorben ist.
Ich selbst hab mich für die Chemo entschieden aber mit einem sehr sehr unguten Gefühl und viel Angst vor Nebenwirkungen und Spätfolgen und viel Zweifel am Sinn. Bisher ist der Krebs wohl weggeblieben, aber ich hab keine Ahnung ob wegen Chemo oder trotz Chemo

Es ist ein Glücksspiel und Du musst Deine Karten spielen. Ein "hätte ich lieber" wenn etwas schief geht ist zwar natürlich aber sinnlos.

Viele Grüße,
Eleve