#1
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glaubensfrage
hallo angehörige,
ich habe eine frage und sie klingt sicher irgendwie komisch. ich meine sie ernst und ich hoffe ihr versteht mich da richtig. ich komme aus schleswig-holstein und es gibt doch deutlich christlichere bundesländer meine mama ist vor 14 tagen eingeschlafen, letzten freitag war die trauerfeier. es ist aber eine feuerbestattung, so dass die urnenbeisetzung noch folgt. ich weiß einfach im moment nicht "wo" mama gerade ist. versteht ihr das? kennt ihr das gefühl? wir waren nach der trauerfeier noch am familiengrab. die kränze lagen nieder, doch für mich war das grab leer ist sie denn schon irgendwie oben angekommen? ihre seele schon... haben wir von ihr schon wirklich abschied genommen? ich habe irgendwie noch nicht dieses "sie guckt mich vom himmel aus an" gefühl... eigentlich ist sie doch noch hier, oder? ich bin da im moment echt verwirrt, bzw. kann irgendwie noch nicht abschließen, da sie noch nicht wirklich "oben" ist für mich hm, versteht ihr was ich meine? wie habt ihr das denn empfunden? liebe, traurige grüße annika
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betroffen: meine mama (1952) diagnose 20.05.2010: epitheliales pleuramesotheliom rechts - T3N0M0 Für immer eingeschlafen: 07.07.2011 |
#2
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AW: glaubensfrage
Liebe Annika,
ich kann Deine Frage gut verstehen. Mich verwirrt das im Moment auch alles sehr. Mein Vati ist letzten Sonntag gestorben, in meinen Armen. Ich habe seine Augen geschlossen, habe dann noch bei ihm gesessen, bis er abgeholt wurde. Morgen wird er nun bestattet, Feuerbestattung wie bei Dir. Allerdings ist morgen die Urne schon mit da und wird nach der Trauerfeier gleich beigesetzt. Ich habe mich in den letzten Tagen oft gefragt, wo er gerade ist. Gibt es ihn noch? Was wird, wenn er verbrannt ist? Ich bin nicht religös. Deshalb glaube ich auch nicht, dass er in den Himmel gekommen ist. Aber nach seinem Tod fiel etwas später ein leichter Regen. Ich stand auf dem Balkon und habe die Arme ausgestreckt. Der Regen war wie ein Streicheln. Sein letzter Gruß an mich? Es fühlte sich jedenfalls so an. Viele hier schreiben, dass sie die Anwesenheit der Verstorbenen irgendwie spüren, sie wahrnehmen. Ich fühle mich eher wie betäubt. Kann gar nicht weinen, fühle fast nichts. Aber vielleicht kommt das alles erst noch? Liebe Annika, ich hoffe sehr, Du findest die Antworten und dann auch wieder die Ruhe für Dich selber. Liebe Grüße Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen. Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark |
#3
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AW: glaubensfrage
Hallo Annika,
ich denke, das ist wirklich total unterschiedlich, aber ich persönlich habe das von meiner Vorrednerin beschriebene Taubheitsgefühl auch heute noch,fast genau ein Jahr nachdem meine Mutter gestorben ist. Ich würde gerne an das ganze "Himmels-Ding" glauben, wirklich nur zu gerne, aber ich kann es nicht.
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Wir haben's beide gewusst - und doch verdrängt bis zum Schluss- dass man die Zeit nicht besiegen kann. (Silbermond) |
#4
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AW: glaubensfrage
Liebe Annika - ich antworte dir mal hier - nicht ganz so öffentlich - ich habe immer etwas angst, was falsches "in die Welt " zu posaunen --
Irgendwie in der östlichen Welt - ob aus rußland kommend, ich weiß nicht genau - gibt es eine Idee. die verstorbenen sind 40 Tage noch "da" - und diese Idee habe ich mir sehr zu eigen gemacht. Es könnte auch biblisch begründet sein, in der bibel gibt es auch die 40 Tage nach ostern..... von der auferstehung bis zur Himmelfahrt. Es war nach dem Tod meines Mannes meine ganz persönliche Einstellung, mit der ich gut zurecht kam. ich fand es tröstlich, dass er bei mir war. Er wünschte sich eine Erdbestattung, und ich persönlich glaube auch, daß man da zu dem Grab eine andere Beziehung hat, als zu einem Urnengrab. aber da dies alles nur meine ganz persönlichen Gefühle sind,w ollte ich das nicht öffentlich schreiben, verstehts du das???? es ist weder theologisch begründet noch wissenschaftlich. ich las übrigens eben im forum einen Tread:" ich kann nicht trauern". da kann ich vieles für mich auch unterstreichen! Ich bin auch nicht heulend und tieftraurig, aber sehr verändert. ich denke, wenn ich die ganze trauer begreife und akzeptiere, werde ich verrückt. so muß jeder mit seinem Paket fertig werden, und jeder auf seine art. Und nun, gute nacht --- alles Liebe - Moni |
#5
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AW: glaubensfrage
Ja, so geht es mir -- ich wollte dir gerade mit meinen Zeilen eine private nachricht schicken -- habe ich irgendwie nicht richtig gemacht. nun ist es doch öffentlich -- auch gut -- sollte es so vielleicht sein!
Dann grüße ich die Mitschreiberinnen in diesem thread auch herzlich!!!!! M. |
#6
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AW: glaubensfrage
Zitat:
aber m.E. hast du hier nichts falsches gesagt! danke dir, wie immer für deine meinung, erfahrung und gedanken!
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betroffen: meine mama (1952) diagnose 20.05.2010: epitheliales pleuramesotheliom rechts - T3N0M0 Für immer eingeschlafen: 07.07.2011 |
#7
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AW: glaubensfrage
natürlich ist es was persönliches. man kann das alles nicht "pauschal" sagen. aber vielleicht finde ich ja einges in euren antworten wieder
liebe carla, ich verstehe dein taubheitsgefühl. ich denke manchmal, das kann alles nicht wahr sein. ich bin auch nicht religiös, aber dennoch glaube ich halt, dass sie mich irgendwie sehen kann. UND, was erzähle ich eben meinen kindern? lina ist 3... ich möchte schon, dass sie irgendwie an sie denken kann... auch wenn kinder leider schnell vergessen ich wünsche dir für morgen nochmal ganz viel kraft. ich hoffe, dass du ein bisschen "abschließen" kannst und dadurch deine ruhe findest. ich habe ehrlich gesagt nach der trauerfeier mehr geweint, also davor... georgie, ich finde es trotzdem "erschreckend", dass man nach einem jahr immer noch so taub sein kann. allerdings habe ich auch das gefühl, dass ich das nie glauben kann
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betroffen: meine mama (1952) diagnose 20.05.2010: epitheliales pleuramesotheliom rechts - T3N0M0 Für immer eingeschlafen: 07.07.2011 |
#8
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AW: glaubensfrage
Liebe Annika,
mein Vater ist am 5.7. friedlich eingeschlafen. Es war ein schöner Tod, was mir hilft. Er war noch 6 Stunden bei uns zu Hause, was ich nicht unangenehm fand. Am 8.7. haben wir eine kleine Abschiedsfeier gemacht. Da habe ich schon gemerkt, daß vom Sarg zu mir nichts rüberkommt. Er wird nächste Woche anonym als Urne beigesetzt. Ich merke aber, daß er irgenwie an meinem Leben teilnimmt. Ich bin nicht religiös, glaube aber an Engel. In der letzten Woche habe ich 3 mal eine Engelkarte gezogen, auf der stand, daß er gut drüben angekommen ist und es ihm gut geht. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie erleichtert ich war und bin. Ich ziehe diese Karten, wenn ich Fragen oder Probleme habe. Allerdings nur eine und das nicht jeden Tag. Ich "spreche" allerdings auch zu ihm und ich bilde mir ein, er reagiert. Liebe Grüße Meg |
#9
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AW: glaubensfrage
Guten Morgen, Annika,
nichts, was einmal war, geht verloren. Die Welt wäre ein winziges Stückchen anders, hätte deine Mutter nicht gelebt. Sie hat ihre Spuren hinterlassen und die bleiben für immer und auf ihren Spuren kannst du sie finden. Dazu brauchst du zunächst mal keinen Glauben. Umso schöner für dich, wenn du einen hast, wie auch immer der aussieht. Was mir an deinem Posting auffiel: deine 3-jährige Tochter Lina. Glaub bitte nicht, dass Kinder vergessen. Egal, wie alt sie sind. Auch sie machen sich Gedanken um das, was passiert ist. Ich weiss das aus eigener Erfahrung. Meine Enkelinnen waren 3 und 5 Jahre alt. Ihre Oma ist noch immer in ihren Köpfen. Nur anders, als bei uns Erwachsenen. Schau bitte genau hin, rede mit ihnen, erzähle ihnen von Oma, hilf ihnen auf einen freundlichen Weg. Auch für dich ist das ein Weg, die Spuren deiner Mutter zu suchen und zu finden. Schau dir an, wie deine Kinder mit dem Tod ihrer Oma umgehen. Du kannst viel von ihnen lernen dabei. Kinder können das noch, ganz natürlich. Wir als Erwachsene haben das nur vergessen. Du wirst merken, dass deine Kinder dir helfen, nicht umgekehrt. Du brauchst sie nur ernst zu nehmen. Die richtigen Worte wirst du sicher finden. Liebe Grüsse, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#10
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AW: glaubensfrage
Zitat:
Ich habe einige trauernde Menschen kennengelernt und viele Parallelen gesehen, ws deren Umgang mit dem Verlust anging. Bei mir habe ich all das erwartet, aber nichts. Es war und ist, als würde ich „unterreagieren“. Um mich herum setzen sich alle (Brüder, Partner meiner Mutter, Schwester, Oma) mit dem Tod auseinander, nur ich bin wie eingefroren. Ob ich nicht mehr ich selbst bin,w eiß ich nicht einmal, weil ich eigentlich sehr lange schon nicht mehr genau sagen kann, wer/wie ich bin. Ich weiß, dass man Trauer nicht bewerten kann und sollte, aber ich fühle mich manchmal schlecht, weil ich mich nicht rühre. Mama ist am 14. 08 des letzten Jahres gegangen und ich habe bis heute nicht darauf reagiert.
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AW: glaubensfrage
hallo Georgie --- es komt mir vor, als setzt du dich unter druck, alles innerhalb des Jahres, also bis Mitte August, auf die reihe zu bekommen ----
ich bin auch so eine Trauernde, die nicht ins Bild passt --- daher verstehe ich Dich sehr gut. Trotzdem habe ich mir - vielleicht gerade durch das Lesen dieses Treads - viele Gedanken gemacht und mich auch nochmal sehr in die letzten Tage meines mannes vor einem halben Jahr versetzt. Sozusagen richtig absichtlich mir alles schwer gemacht. Ob es was nützt? Ich bin mir aber sicher, daß mein Mann sehr zufrieden mit mir ist, so wie ich mich jetzt verhalte und ganz ehrlich fühle. Ich wünsche dir einen guten Weg für deine Gedanken -- lg Moni |
#12
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AW: glaubensfrage
Zitat:
also grundsätzlich mache ich mir eigentlich gar keinen Druck. Nur habe ich Angst, dass mit mir was nicht stimmt, weil ich es bisher bei so vielen anderen eben auch ganz anders beobachtet habe. Dass es Dir ähnlich geht, beruhigt mich ehrlich. Und vielen Dank für die lieben Worte, auch ich wünsche Dir alles gute!
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#13
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AW: glaubensfrage
@MaVoLiMa
Ich habe das auch durch gemacht oder besser gesagt habe ich noch immer wieder mal das selbe Gefühl wie du. Mein Vater ist vor 6 Monaten gestorben und ich hatte in den ersten Wochen auch keinen Bezug zum Grab ich spürte da keine Verbindung zu dem Erdhaufen da. Ich hatte dieses nagende Gefühl in mir ins Krankenhaus zu fahren. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass er noch dort ist und ich bin zwei mal dorthin. Das erste Mal bin ich draußen auf einer Bank gesessen und habe zu dem Zimmer hochgesehen in dem er lag und erst beim zweiten Mal bin ich rein und bin die Gänge durchgegangen und erst da wusste ich, dass da niemand im Krankenhaus ist zu dem ich gehöre. In den Zimmern in denen sich mein Vater aufgehalten hatte liegt wohl jemand anderes. Aber wenn ich zB in der Stadt unterwegs bin oder im Bus, dann ertappe ich mich immer wieder mal dabei, dass ich Ausschau nach meinem Vater halte so als ob ich ihn suche. Keine Ahnung ob das jemals weg geht. Seit mein Vater verstorben ist glaube ich ganz fest an ein Leben nach dem Tod. Ich muss. Weil wenn ich nicht daran glaube, dass ich ihn jemals wieder sehe dann drehe ich durch. Ich kann einfach nicht glauben, dass wenn man stirbt, dass da nichts ist. Null. Nada. Ne. Das kommt für mich nicht in Frage. LG |
#14
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AW: glaubensfrage
Zitat:
ich kann das echt gut verstehen. Habe auch keinerlei Bezug zum Friedwald (dort liegt die Asche meiner Mutter unter einem baum begraben). Habe allerdings auch schon ein paar Mal überlegt, nochmal zur Palliativstation zu fahren, auf der sie (auf eigenen Willen, sie wollte nicht zu Hause sterben) gestorben ist. Ich traue mich aber nicht, weil ich Angst habe, dass mich dort jemand anspricht. Das würde ich (noch) nicht aushalten. Außerdem habe ich panische Angst vor Krankenhäusern. Dein letzter Satz hat mich echt getroffen. Ich habe am Anfang, wenn ich auf blöde Gedanken kam, immer gedacht, dass ich sicher "da oben" Ärger von ihr bekomme, wenn ich jetzt schon komme, bzw. sie dann nicht zu Gesicht bekomme. Mittlerweile ist mein Glaube an das Leben danach allerdings genau so tot wie meine Mama...Deshalb frage ich mich ja: Ist der Glaube nur dafür da, den Menschen Halt zu geben, oder ist da wirklich was?!
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#15
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AW: glaubensfrage
lieber helmut,
vielen dank für deine worte. für mich war die welt total schön, als mama da war. sie hat spuren hinterlassen. gaaaanz viele und positive und an die erinnere ich mich gerne - ein glück! meine tochter versteht sehr wohl, das glaube ich auch. aber weißt du, ich sehe meine einschulungsfotos und sehe, dass meine oma auf den fotos ist. und ich weiß wer meine oma ist, denn ich habe sie immer noch! meine kinder sehen die fotos und kennen ihre oma nicht mehr. aber so ist das leben halt! aber sie wird dennoch einiges von oma behalten. sie kannte ihre oma wohl besser als ihren vater georgie, ich habe ein bisschen auch sorge, dass ich so "wie du" bin. ich habe im moment auch das gefühl, dass ich nicht trauern kann. ok, es ist noch nicht lange her, aber ich habe manchmal auch das gefühl, dass ich "unterreagiere". ICH, die gedacht hätte, dass sie zusammen bricht und jeden tag heulend auf dem boden liegt. naja, das leben geht weiter... ich warte halt noch auf mein tiefes loch tja, was kommt danach? ich habe keine ahnung... ich glaube schon, dass wir uns irgendwie wieder sehen. aber ich glaube das halt nur. und ich bin der meinung, dass es lediglich der halt ist, der mich das glauben lässt. aber solange es "funktioniert" geht das doch ich denke täglich, dass mama gleich wieder kommt. kann noch nicht glauben, dass ich sie echt nicht mehr wieder sehe hier auf der erde. donnerstag ist die urnenbeisetzung. vielleicht wird es danach ochmal anders? keine ahnung. aber fassen kann ich es immer noch nicht. ich weiß nicht, ob ich später mal ans grab gehe und was ich dort empfinden werde. das muss sich zeigen. im KH war meine mama nur die letzte stunde, sie wollte es so... egal wie es ist, wir werden alle unsere wege finden. der eine früher, der andere später. und alles wird richtig sein!
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betroffen: meine mama (1952) diagnose 20.05.2010: epitheliales pleuramesotheliom rechts - T3N0M0 Für immer eingeschlafen: 07.07.2011 |
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