#1
|
|||
|
|||
Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Liebe Leute,
leider habe ich keine anderen Threads zu o.g. Thema gefunden, und mache deshalb hier einen neuen auf. Ich hoffe das ist ok. Bei meiner Mutter (73 Jahre, bisher keinerlei Krankheiten, seit meiner Geburt vor 46 Jahren zum ersten Mal wieder im Krankenhaus) wurde im Juli ein Mammacarcinom diagnostiziert. Anfang August wurde eine Mastektomie und ein Axillaclearing durchgeführt. Histologischer Befund: pT2 (3,5cm), pN3a (16/18), G2, R0 L0 V0 Rezeptoren: ER 1/12, PR 4/12, Her-2/neu: negativ Keinerlei gefundene Metastasen Die Ärzte empfehlen ihr: Chemo mit 3x FEC gefolgt von 3x Docetaxel, danach dann 28 Bestrahlungen. Zur Zeit erholt sie sich so gut wie möglich von der OP. Aber sie ist total nervös und hat eine wahnsinnige Angst vor der Chemo. Ich habe jetzt das Problem sie zu beruhigen, und mit ihr gemeinsam zu klären, ob es sinnvoll ist ein Chemo durchzuführen oder nicht und wenn ja, wo sie durchgeführt wird. Sie ist rein körperlich noch sehr rüstig. Die Narben verheilen wunderbar, so weit ist alles klar. Aber macht es Sinn eine Frau in dem Alter einer Chemo zu unterziehen, die sehr viele, auch jüngere Menschen, mächtig aus der Bahn wirft? Ich habe bei http://www.adjuvantonline.com/ geschaut und gesehen das sich die Überlebensrate in 10 Jahren von 19 % (ohne Chemo) auf 36 % erhöht. Die Quote ist nicht wirklich hoch, dafür das man doch einige Zeit mit den Nebenwirkungen der Chemo zu kämpfen hat. Andererseits hat sie auch Angst nichts zu tun. Selbst wenn sie die jetzige Angst überwindet (wie auch immer), hätte sie Bedenken das in den folgenden Jahren bei jedem irgendwie gearteten körperlichen Problem der Gedanke (und die Angst) vor dem Krebs kommen würde. Ich weiss zur Zeit auch nicht wie ich ihr helfen kann. Morgen haben wir einen Termin in einem anderen Krankenhaus um uns eine weiter Meinung anzuhören. Leider weigert sie sich psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hat jemand von euch Erfahrung was o.g. Chemo bei älteren Menschen für Nebenwirkungen hervorruft (Läßt sich wahrscheinlich nicht verallgemeinern, oder?)? Auch wenn die Frage ethisch schwer ist: Was meint ihr zum Thema Chemo im Alter? Ich hab im Netz nichts vernünftiges zu dem Thema gefunden. Nur den Spruch das in der medikamentösen Behandlung kein Unterschied zwischen alten und jungen Menschen gemacht werden sollte! Kennt jemand Seiten wo das Thema konstruktiv von beiden Seiten beleuchtet wird? Gibt es Buchempfehlungen? Oh je, das ist jetzt doch etwas länger geworden als vermutet. Ich hoffe ich überfordere hier niemanden. Liebe Grüße Ralf |
#2
|
||||
|
||||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Hallo,
also ich würde wenn es meine Mutter wäre auf jeden Fall eine Zweitmeinung einholen!!!! Bestrahlung würde ich zuraten,aber Chemo stand ich bei mir selber schon skeptisch gegenüber und hatte auch keine. LG und alles Gute Geändert von gitti2002 (23.08.2011 um 15:13 Uhr) Grund: Titeländerung |
#3
|
||||
|
||||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Hallo,
auch von mir ein herzliches Willkommen. Deine Mutter hat einen recht heftigen Befund-viele befallene Lympfknoten und sehr wenige Hormonrezeptoren.Vermutlich wird keine Antihormontherapie empfohlen werden. Nur OP und Bestrahlung erscheint mir zu wenig. Du schreibst,dass sie körperlich noch sehr rüstig ist. Ich habe in meinem Brustzentrum und auch in der Reha viele ältere Damen kennen gelernt,die eine solche Chemo gemacht und gut überstanden haben.Es gibt mittlerweile viel unterstützende Medikamente,so dass man diese Zeit recht gut bewältigen kann. Wenn es meine Mutter wäre,würde ich ihr pro Chemo raten. Aber diese Entscheidung muß alleine Deine Mutter treffen. Eine 2.Meinung ist immer sinnvoll,gerade in Eurem Fall. Euch alles Gute und die für deine Mutter richtige Entscheidung. LG,Jule Geändert von gitti2002 (23.08.2011 um 15:13 Uhr) Grund: Titeländerung |
#4
|
|||
|
|||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Schon mal Danke euch beiden.
Die Entscheidung tifft alleine meine Mutter, das ist klar. Ich sehe mich mehr in der Rolle als Berater, Begleiter und "Informationssammler". Das große Problem meiner Mutter ist die Angst. Deshalb ist sie auch Wochen, wenn nicht gar Monate (sie erzählt es nicht) mit dem Tumor rumgelaufen, bevor sie sich jemanden anvertraut hat. Sie hat bisher auch an keiner Vorsorgeuntersuchung teilgenommen!? Schauen wir mal was die Besprechung morgen ergibt. Liebe Grüße Ralf |
#5
|
||||
|
||||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Hallo,
wovor hat sie denn mehr Angst: vor der Krankheit oder vor der Chemo? Wenn sie vor der Krankheit mehr Angst hat,dann kann sie mit der Chemo aktiv etwas gegen diese unternehmen.Erfahrungsgemäß "gewöhnt" man sich an das Behandlungsprocedere,also die Ängste lassen nach,wenn die Behandlung endlich mal begonnen hat. Wenn sie mehr Angst vor der Chemo hat,dann wird es schwierig,sie für diese zu gewinnen. LG,Jule |
#6
|
|||
|
|||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Hallo Ralf,
in meinem Profil kannst du lesen, dass meine inzwischen 83jährige Mutter aufgrund von Metastasen seit November 2008 durchgehend Chemotherapie erhält. Sobald eine versagt, folgt die nächste. Dies klingt schlimmer als es ist, weil es nämlich der ausdrückliche Wunsch meiner Mutter ist und es ihr dabei recht gut geht. Ich beeinflusse sie auch nicht in ihren Entscheidungen sondern bin, wie du es so schön beschreibst auch nur der "Infomationssammler". Sobald sie weiß, welches Mittel als nächstes ansteht, recherchiere ich die Nebenwirkungen. Sie will wissen, was kommen könnte, hatte aber über die ganze Zeit das Glück relativ verschont zu bleiben. Das mag auch an ihrer positiven Einstellung der Chemo gegenüber liegen. Nach der Ablatio 2007 lehnt sie jegliche Chemo ab, weil sie (wie jeder schon mal) "furchtbare Dinge" darüber gehört hatte. Der damals behandelnde Arzt fand das auch aufgrund ihres Alters in Ordnung. Wäre damals eine Chemo durchgeführt worden, hätte vielleicht die weitere Krankheitsentwicklung verhindert oder verzögert werden können. Aber wer weiß das schon mit Bestimmtheit zu sagen. Ich denke, ob ein Betroffener unter starken oder schwachen Nebenwirkungen zu leiden hat, hängt nicht mit dem Alter zusammen , ist aber auch nicht vorhersehbar. Die Entscheidung für oder gegen die Chemo bleibt eine ganz individuelle Entscheidung. Sie ist sicher u.a. auch abhängig von der körperlichen Verfassung des Patienten, von der Prognose, von der positiven Einstellung. Eins noch: ich finde die Erhöhung der 10-Jahres-Überlebensrate von 19 % auf 36 % schon erheblich. Solltest du Fragen haben, beantworte ich die gerne, auch per PN. Liebe Grüße und alles Gute für deine Mutter Viki |
#7
|
|||
|
|||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Zitat:
In meiner Onkopraxis war das Durchschnittsalter weit über 60, und ohne mich mit 41 Jahren und einer "Kollegin" wäre es sicher 70 gewesen. Mein Eindruck war auch, dass die älteren Herrschaften eher nicht so heftig mit Nebenwirkungen reagierten als mein "junger Körper", der schon natürlich noch eine schnellere Zellteilung hatte. |
#8
|
|||
|
|||
AW: Ältere Dame (73 Jahre): Chemo + Bestrahlung
Hallo zusammen,
herzlichen Dank euch allen, für die schnellen Antworten. Bis vor 4 Wochen war für mich das Thema Krebs weit weg. Aus dieser Sicht heraus, dachte ich das nach dem Entfernen des Tumors, dem Nicht-Auffinden von Metastasen und einer Chemo, das Risiko eines krebsbedingten Todes nahezu eleminiert wäre. Deshalb die pessimistische Bewertung der 10-Jahres-Überlebensrate. Ich glaube ich muss da noch einiges lernen. Viele, liebe Grüße Ralf |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|