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unendliche Trauer
am 31.01.2006 ging mein Vater wegen plötzlicher Druckbeschwerden hinter dem Brustbein zum Arzt. Dieser schickte ihn am gleichen Tag zur Magenspiegelung. am 01.02.2006 dann die Diagnose: Speiseröhrenkrebs im distalen Drittel. Mich hat der Schlag getroffen, gehörte er doch nie zur Risikogruppe, er hat nie geraucht, wenig Alkohol getrunken und, so meine ich, er hat sich auch gesund ernährt. Im Klinikum Großhadern wude dann dass Staging gemacht. Stadium Tp3/4 N+ M0. Keine Fernmetastasen nachweisbar.
Zu allen Untersuchungen habe ich meinen Vater begleitet, so war ich auch dabei, wie der Arzt dass weitere Vorgehen mitteilte: Wir machen jetzt eine Chemo, so ca. 4 Zyklen (damit der Tumor kleiner wird) danach OP. Auf meine Frage wie denn die Aussichten sind kam nur: wir streben eine komplette Heilung an. Ihr Vater (75) wird danach völlig gesund sein. Mir verschlug es die Sprache ( bin selber 2001 an Krebs erkrankt und habe mich intensiv mit Krebserkrankungen auseinandergesetzt). Da mein Vater neben mir saß, habe ich mir alle weiteren Kommentare verkniffen. Papa war so voller Hoffnung, seine Augen haben geleuchtet, er war voller Vertrauen. Mitte Februar ging dann die Chemo los, diese hat er bestens vertragen.. er hat sogar einige Kilos zugenommen. Am 22.04. 2006 dann die OP....nach 5 Tagen Intensivstation durfte er dann auf sein normales Zimmer. Doch sein Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Mit Mühe konnte er noch sprechen. Meine Mutter und ich waren rund um die Uhr bei ihm. Am 12.Tag wurde er wieder in die Intensivstation verlegt. Nach 10 Tagen künstlichen Koma wurde er "erweckt". Er konnte nicht mehr sprechen, sich nicht mehr bewegen. Aus jeder Körperöffnung ein anderer Schlauch. Ich versuchte ihm Mut zu machen, meine Tränen habe ich nicht gezeigt. So gern wollte er uns etwas sagen und konnte nicht ,auch zum schreiben war er zu schwach. Täglich diese verzweifelten Augen.....dieser körperliche Zerfall.....Konchen mit Haut überspannt.Dann Komplikationen, Lungenentzündung, weil Nahrung über die Sonde in die Lunge gelangte. Nähte gingen auf, also wurde ein Stent gesetzt, der nach 4 Tagen wieder entfernt wurde. Danach hat man Schwämme eingesetz, die alle drei Tage erneuert wurden. Dann dieser traurige Tag, als ich meine Mutter sah, wie sie meinen Vater im Arm hielt wie ein kleines Kind und beide haben so fürchterlich geweint....Nun jetzt am Samstag, den 15.07.2006 um 1.40 Uhr hat ein aufs schlimmste geschundener Mensch seinen Frieden gefunden. Alle Geräte wurden abgeschaltet und endlich war Ruhe... Jede Therapie sollte sorgfältig gewählt werden.... in diesem Fall hätte man niemals eine OP durchführen dürfen, dann hätte er zumindest den Rest seines Lebens in Würde und vor allem zu Hause verbringen dürfen. Dies war übrigens die erste und gleichzeitig seine letzte Krankheit. ich wünsche allen in ähnlicher Situation viel viel Kraft...und Gottes Segen. gisela |
#2
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AW: unendliche Trauer
Liebe Gisela,
mein herzliches und aufrichtiges Beileid. Es tut mir wahnsinnig leid, dass dein Vater sich so quälen musste. Nun hat er seinen Frieden, der ihm vergönnt ist. Man verlässt sich auf die Ärzte, von daher weiß man nicht, welche Behandlung die richtige ist. Und man hat ja auch Hoffnung und versucht alles um dieser Scheißkrankheit zu entkommen. Meinem Vater geht es auch nicht gut. Er bekommt jetzt die Nebenwirkungen dieser Hochdosisbestrahlung richtig zu spüren. Schon seit 3 Tagen hat er nur Astronautennahrung getrunken. Er hat wieder diesen Ekel vorm Essen. Gestern lag er mal ein paar Stunden draußen auf der Liege, aber heute ist er noch nicht aus dem Bett rausgekommen. Er ist einfach zu schwach. Wenn ich ihm doch nur helfen könnte. Dir und deiner Familie wünsche ich ganz viel Kraft für die kommende Zeit! Traurige Grüße Viola |
#3
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AW: unendliche Trauer
liebe viola,
ich kann bestens nachempfinden, was du gerade durchstehen mußt. diese elendige machtlosigkeit. die zeit zwischen bangen und hoffen. ich wünsche dir und deinem vater alle kraft der welt. nütze jede sekunde mit ihm, alles andere ist jetzt nicht wichtig. was würde ich darum geben, könnte ich doch nur noch einmal mit meinem vater reden. er hat so eine große lücke hinterlassen. wir wohnten alle zusammen, papa war bei uns der familienkoch..und jetzt nur noch erinnerungen. alles liebe gisela |
#4
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AW: unendliche Trauer
Liebe Gisela,
auch wir wohnen zusammen. Ich darf gar nicht daran denken, wie es sein würde, wenn mein Vater nicht mehr da wäre. Wir alle hoffen, dass wir noch lange mit ihm zusammen sein dürfen. Heute abend hat er ein bisschen Suppe, etwas Obst und Eis gegessen. Zwar alles ohne Appetit, aber wichtig ist, dass er gegessen hat. Ich habe ihm wieder etwas Mut machen können. Ich hoffe nur, dass er sich nicht aufgibt. Was du jetzt durchmachen musst, ist nicht zu vergleichen mit unseren Sorgen. Ich wünsche dir und deiner Familie, dass ihr das alles gut übersteht. Alles Gute und ein riesiges Kraftpaket! Liebe Grüße Viola |
#5
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AW: unendliche Trauer
Liebe Gisela,
es tut mir so unendlich leid für Dich. Du hast Recht wenn Du sagst, er hätte nicht operiert werden sollen, dann hätte er eine schönere letzte Zeit gehabt. Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit. Ich war erst 19 als ich meinen Vater verlor und kann Dir Deine Gefühle nachempfinden. Ich würde Dir gerne Trost spenden - aber gibt es das in Deiner Situation überhaupt - ich glaube nicht. Es muß weitergehen Sekunde um Sekunde und Minute um Minute usw.. Wie? Das begreift man selber einfach nicht. Man funktioniert nur, aber auch diese schwere Zeit geht irgendwann vorbei. Erinnere Dich an die schönen Momente in seinem und Deinem Leben. Alles liebe für Dich Gabi |
#6
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AW: unendliche Trauer
hallo ihr lieben,
komme gerade vom beerdigungsinstitut...soviel papierkram. habe mich heute aber auch schon gefreut: der münchner dom hat sofort die erlaubnis zur messe gegeben, und der domorganist hat auch spontan zugesagt, er spielt eigens für meinen vater eine improvisation von "großer gott wir loben dich", mein vater war ein vollblutmusiker, kommt aus der jazz-szene(saxofonist)..eine big -band hat sich angekündigt ihm zu ehren vor dem dom night-train von glenn miller zu spielen....ist doch schön, oder???....ich weiß nicht wie ich alles durchstehen soll.... bis bald . euch allen alles gute, kraft und gottes segen. gisela |
#7
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AW: unendliche Trauer
Liebe Gisela,
auch ich möchte Dir sagen, dass es mir unendlich leid tut, dass Dein Vater nicht mehr da ist. Ich glaub im Nachhinein lässt sich das immer leicht sagen: "Man hätte nicht operieren dürfen", aber vielleicht wäre dann später immer die Frage da gewesen: "Hätte mein Vater länger gelebt, wenn eine OP durchgeführt worden wäre...."? Es tut mir wirklich sehr Leid für euch. Aber es ist richtig, dass Du jetzt versuchst die Beerdigung so schön wie möglich zu gestalten. Und so wie es sich anhört, seid ihr auf richtigen Weg dorthin. Du hast die ganze letzten Wochen und Monate so viel durchhalten müssen, so dass Du den nächsten Schritt auch schaffen wirst. Danach wird sicher ein großes Loch kommen, aber hier kann nur die Zeit die Wunden heilen. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft dafür! Einen lieben Gruß von Anke |
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