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#1
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Wut und Hilflosigkeit
Mein Ex hat Krebs.
Das ganze hat sich aus einer Leukoplakie entwickelt. Er ist seit 15 Jahren Alkoholiker. Zum Arzt ging er erst , als die Schmerzen kamen. Und seiner neuen freundin zuliebe. Nun war er fast vier Monate in der Klinik. Ein teil des Unterkiefers wurde entfernt und durch Wadenbein ersetzt. Die OP zu überstehn war 50 : 50. Er hat es geschafft. Dann hat er sich eine Infektion in der Klinik geholt , die bis heute nicht richtig weg ist. Das Implantat wurde abgestoßen und entfernt. Der Mundboden ist entfernt worden und ein Teil seiner Zunge. Inzwischen wurde er drei mal operiert. Er ist nur noch ein Schatten seinerselbst. Wiegt nur noch etwas über 50 kg , kann nicht richtig essen , schlucken. Speichelt , weil er seine Zunge und Lippe nicht spürt. Das macht ihm sehr zu schaffen. Nun hat er wieder angefangen zu trinken. Eine Kämpfernatur war er nie. Ich denke , das dieses Jahr sein letztes sein wird. Habe ihm , als wir noch zusammen waren , Begleitung versprochen. Nun stehe ich vor der Frage : wie??? Ich bin wütend , das er " gehen " muss. Ich liebe ihn. Wir reden manchmal , wobei er nur spricht , wenn er betrunken ist und dann auch weinen kann. Seine Freundin hilft ihm und gibt ihm Auftrieb. Seine Mutter leidet sehr. Ich hasse diese Hilflosigkeit , weiß nicht , wie ich ihn erreichen kann. Denn ich will ihn weder bedrängen noch allein lassen. Er hat solche Angst vor dem Sterben. Ich denke , er weiß , das er nicht mehr lange hat. Redet aber nicht darüber. Diese Ungewißheit und vor allem dieses dahinsiechen machen mir so sehr zu schaffen. Zu sehen , wie er jeden Tag weniger wird. Walky |
#2
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AW: Wut und Hilflosigkeit
Hallo Walky,
kann Deine Lage verstehen, diese Hilflosigkeit macht einen fertig und es ist noch schlimmer, für jemanden zu kämpfen, der sich selbst aufgegeben hat. Ich würde gern mehr tun für Dich. Ich umarme Dich ganz fest und schicke Dir ein dickes Kraftpaket. Alles Liebe für Dich... Engel |
#3
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AW: Wut und Hilflosigkeit
Es ist zum Kotzen.
Er hat vor zwei Monaten alle Behandlungen abgebrochen. Sagt , er säuft sich lieber zu Tode als das nun weiter zu machen. Ist den ganzen Tag betrunken und wird immer weniger. Ich weiß nicht , wie ich mich verhalten soll. Im Moment haben wir kaum Kontakt , weil er sehr agressiv wird , wenn er trinkt und ich mir das nicht antun lasse. Aber auf der anderen Seite habe ich ein schlechtes Gewissen. Er ist nicht allein ; seine Freundin und seine Mutter sind da. Ich weiß , das es dumm ist. Aber es belastet mich. Zusehen , wie er kaputt geht , ist so grausam. Sein Arzt meinte , keiner kann ihn zur Behandlung zwingen , und wenn er es auf diese Art hinter sich bringen will , dann sollen wir das akzeptieren. Das fällt schwer. Walky |
#4
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AW: Wut und Hilflosigkeit
Hallo Walky ,
das ist wirklich hart, was du im Moment durchmachen musst. Leider kann auch ich dir nur sagen: Wenn das sein Weg ist, kannst du leider nichts daran ändern. Außer es zu akzeptieren. Aber sich das ansehen zu müssen, ist verdammt schwer. Du musst auch kein schlechtes Gewissen haben, dass du im Moment nicht so häufig Kontakt hast. Auch wenn jemand sehr krank ist und man viel Verständnis für das Verhalten hat, muss man sich nicht alles gefallen lassen und auch nicht alles aushalten. Bei allem Verständnis, haben auch Kranke (Ältere oder sonst jemand) keinen Freibrief. Vielleich klingt das für dich hart, aber das habe ich im Laufe meines Lebens gelernt. Liebe Walky ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit und vertrau in deinen Entscheidungen auf deinen Bauch. Sie lieb gedrückt Maja
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Meine Mama bekam Anfang April 07 die Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen in der Lunge, Bauchspeicheldrüse und an den Knochen. Gestorben am 01. Juni 07 im Alter von 69 Jahren. In liebevoller Erinnerung an: meine Mama 04.01.1938-01.06.2007 meinen Papa 25.09.1938-29.06.1998 |
#5
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AW: Wut und Hilflosigkeit
Liebe Walky,
ich stimme Maya zu. Auch angesichts des Todes ist nicht alles zu entschuldigen und nicht alles zu erdulden. Und, um es schlicht zu sagen: Du bist nicht (mehr) zuständig. Dein Angebot steht, aber es anzunehmen bedeutet auch, Dich ran zu lassen. Aggressivität ist da keine Basis. Sicher müssen Angehörige auch Aggressivität hinnehmen, dürfen sie nicht überbewerten, sondern auch als Zeichen hilfloser Wut gegen das Schicksal verstehen. Aber Du hast schon das richtige Gespür, wenn Du auch nicht alles akzeptierst. Signalisier Deine Bereitschaft und akzeptiere, wenn er seinen Weg so geht, dass Du nicht wirklich an ihn ran kommst. Vielleicht kannst Du ja die Mutter und die Freundin stützen. (Was ich im letzten Fall auch schon ne ziemliche Leistung fände. Oder bist Du so abgeklärt, dass es Dir nichts ausmacht, das sie deine Nachfolgerin ist?). Alles Liebe martina |
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