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Mein Papa stirbt und keiner hilft!
Hallo, langsam bin ich mit meiner Kraft am Ende. Mein Vater war Anfang November diesen Jahres wegen plötzlicher Gewichtsabnahme und leichtem Unwohlsein bei seinem Hausarzt. Der konnte ihm nicht recht weiterhelfen und mein Vater bestand auf eine Einweisung ins Krankenhaus. Dort stellte man Krebs im Endstadium fest ohne jegliche Hoffnung. Für mich brach eine Welt zusammen. Der gesamte Darm und die Leber sitzen voller Krebs. Da weder eine OP noch Chemo, irgendeine Linderung gebracht hätte, habe ich meinen Vater am Folgetag aus dem Krankenhaus geholt. Seitdem bin ich täglich für ihn da. Keiner sonst ist für meinen Vater da. Der Hausarzt zieht sich zurück, weil er genau weiß, dass er Fehler gemacht hat. Mein Vater war regelmäßig bei ihm und auch bei einem Urologen in Behandlung. Dort wurde regelmäßig die Krebsvorsorge gemacht, da die Familie meines Vaters mit Darmkrebs vorbelastet ist. Im September diesen Jahres hat der Hausarzt letztmalig einen Stuhltest gemacht - auch da war alles oK. Wie kann das sein? Und jetzt wo er weiß, das er viele Fehler gemacht hat, will er meinen Vater am Liebsten gar nicht mehr behandeln. Anfang Dezember war ich das Letzte Mal mit meinem Vater dort. Schmerzmedikamente wollte der Arzt nicht verschreiben. Stattdessen gab er mir für meinen Vater eine neue Einweisung ins Krankenhaus wegen Darmverschluss. Bin dann mit meinem Vater ins Krankenhaus, die sagten mir allerdings, sie könnten meinen Vater nicht aufnehmen, da sie Probleme mit seiner Krankenkasse bekommen würden. Schließlich wäre das der normale Sterbeprozeß und Sterben könnte mein Vater auch zu Hause. Der Darmverschluss war nicht da - mit genügend Abführmedikamenten funktionierte es wieder. Habe meinen Vater dann erstmal ein paar Tage zu uns geholt, da er aber die letzten Jahre alleine gelebt hat, war die Fürsorge von mir ihm schnell zu viel und er wollte wieder nach Hause. Also fahre ich jetzt wieder immer zu ihm und helfe ihm so gut ich kann. Mittlerweile hat er über 20kg abgenommen und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Habe den Hausarzt auch nach einer speziellen Ernährung gefragt, damit die starke Gewichtsabnahme gestoppt wird. Aber er sagte nur mein Vater soll essen worauf er gerade Hunger hat. Auf seinen Zucker bräuchte er auch nicht mehr zu achten, denn daran könnte er ja jetzt nicht mehr Sterben. Heute war ich bei meinem Vater und er hat einen Zucker von 348 - bis 120 ist wohl normal. Ist es normal das man so allein gelassen wird oder haben wir nur Pech mit dem Hausarzt und dem Krankenhaus gehabt? Oder ist mein Vater mit seinen 67 Jahren es nicht mehr wert, dass sich ein Arzt darum bemüht?
Ich bin froh, dass ich dieses Forum gefunden habe. In den letzten Wochen habe ich sehr viel gelesen und es hat mir geholfen. Denn man fühlt sich nicht mehr so ganz allein mit seinem Schmerz einen geliebten Menschen für immer zu verlieren. Ich werde für meinen Vater kämpfen. Habe heute bereits eine E-Mail an seine Krankenkasse geschrieben und schreibe morgen das Gesundheitsministerium an. Wenn das die Gesundheitsreform in Deutschland ist - dann kann ich nur froh sein, dass ich privat Krankenversichert bin. Es tut gut sich das einafch mal von der Seele zu schreiben. Vielleicht hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen mit Ärzten oder Krankenkassen gemacht und kann mir Tips geben. |
#2
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AW: Mein Papa stirbt und keiner hilft!
hallo,
es tut mir leid, dass ihr so alleingelassen werdet. hier gibt es adresse, bei denen überall liebe menschen anzutreffen sind, die euch helfen werden. bitte habe mut und rufe da einfach an. uns haben die auch sehr geholfen. sie haben rat für alle fragen, nicht nur wenn es um hospizbetreuung geht. http://www.hospize.de/texte/adressenliste/AUSWAHL.HTM lg, sonja |
#3
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AW: Mein Papa stirbt und keiner hilft!
Liebe Lisa,
es tut mir sehr leid für Deinen Vater und Dich, daß die Diagnose so spät gestellt wurde, daß eine Heilung nicht mehr möglich ist. Das Verhalten der Krankenhausärzte und insbesondere des Hausarztes empfinde ich als geradezu skandalös. In der heutigen Zeit hat ein jeder Patient und insbesondere Krebspatienten einen Anspruch auf Schmerzfreiheit. Und Deinem Vater keine Schmerzmedikamente zu verordnen ist wirklich unglaublich. Auch kann ich nicht nachvollziehen, wie man einen Patienten der alleine lebt zum Sterben nach Hause schicken kann, wenn weder die medizinische noch die häusliche Versorgung gewährleistet ist. Folgende Schritte halte ich für wichtig: schnell einen anderen Hausarzt suchen, einen niedergelassenen Onkologen und/oder einen Schmerztherapeuten suchen bei der Krankenkasse einen Antrag auf Pflegegeld stellen (damit ihr einen ambulanten Pflegedienst zu Deiner Entlastung und zur ausreichenden Versorgung Deines Vaters mit hinzuziehen könnt). Und sofort auf die Dringlichkeit hinweisen, sonst kann es Wochen dauern bis jemand vom Medizinischen Dienst zur Begutachtung zu Deinem Vater nach Hause kommt. Außerdem würde ich mich erkundigen, ob es in Eurer Nähe ein Hospiz gibt, das Deinen Vater aufnehmen kann, wenn er dazu bereit ist und die Zeit gekommen ist. Um eine weitere Gewichtsabnahme zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen kann Dein Vater Fresubin/Bioplus trinken. Das müßte ihm bei der Schwere seiner Erkrankung vom Arzt verschrieben werden, ansonsten ist es in der Apotheke auch frei verkäuflich (leider nicht billig). Ich wünsche Dir und Deinem Vater für die kommende Zeit viel Kraft und kompetente Hilfe. Liebe Grüße Bärbel |
#4
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AW: Mein Papa stirbt und keiner hilft!
Danke für die lieben Worte. Es ist schön, wenn man merkt, dass man doch nicht ganz alleine ist. Es war die richtige Entscheidung mich im Forum anzumelden. Einen Antrag auf ambulante Pflege habe ich bereits zweimal gestellt. Der erste Antrag wurde abgelehnt!!! Da mein Vater sich nicht von mir waschen lassen würde, also keine Hilfe in der sog. Grundpflege benötigt. Als ich das hörte bin ich fast ausgeflippt und habe bei seiner Krankenkasse angerufen und habe die Sachbearbeiterin zur Schnecke gemacht. Daraufhin hat sie mir erneut einen Fragebogen zugeschickt, der erneut von mir ausgefüllt wurde, seit 14 Tagen habe ich nichts gehört. Mein Vater kann fast nichts mehr alleine - so schwach ist er. Ich helfe ihm gerne - gar keine Frage - denn ich bin froh, dass ich die Chance habe ihm jetzt noch zu zeigen wie lieb ich ihn habe und das ich alles für ihn tun würde. Aber ich bin keine Pflegerin und daher bald am Ende meiner Kräfte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich seit Monaten kaum mehr Zeit zum Arbeiten habe. Ich bin froh, dass ich selbständig bin und Mitarbeiter habe, die mich in diesen Wochen entlasten, dass ich mir die Zeit für meinen Vater nehmen kann. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken was wäre, wenn ich irgendwo im Angestelltenverhältnis wäre, dann hätte ich wahrscheinlich schon die Kündigung bekommen. Ich hoffe nur, dass ich den Kampf mit seiner Krankenkasse gewinne, bevor er geht. Mit einem Hospiz habe ich auch bereits schon Kontakt aufgenommen - deswegen hatte ich auch den Antrag der Pflegeversicherung gestellt. Wenn dies durch ist möchte ich meinen Vater gerne in ein Hospiz bringen, denn dort ist er glaube ich am Besten aufgehoben.
Liebe Grüße Lisa |
#5
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AW: Mein Papa stirbt und keiner hilft!
Hallo Lisa!
Mit großer erschütterung habe ich deinen beitag gelesen!das kann ja nicht wahr sein!die krankheit alleine ist ja schon schlimm genug, aber das ganze drumherum bei deinem vater ist ja echt unfassbar! ich wünsche dir viel kraft und mut und finde es toll wie du für ihn kämpfst! Meine mutter ist auch sehr krank, man kann auch bei ihr nichts mehr machen.Aber die diakoniestation kommt 2x täglich, der hausarzt zu allen möglichen und unmöglichen zeiten und auch im krankenhaus hat man ihr fast jeden wunsch erfüllt.also es kann auch besser laufen!!! da meine mutter auch ichts mehr bei sich behalten kann wird sie komplett künstlich ernährt, nicht gerade billig, aber auch bei der krankenkasse kein thema.gegen schmerzen hat man ihr ein morphiumpflaster verschrieben, auch nicht gerade einfach zu beschaffen, aber sehr wirksam. ich würde dir auf jeden fall raten einen fähigen hausarzt zu suchen der regelmässig hausbesuche macht und auch die sachen verschreibt die dein vater braucht!!! kopf hoch und kämpfe weiter!!! Alles Liebe sonne |
#6
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AW: Mein Papa stirbt und keiner hilft!
Liebe Sonne, es freut mich für Deine Mutter und Dich das ihr in solch guten Händen seit. Ich wünsche mir das für meinen Papa auch - und das werde ich auch schaffen.
Heute morgen rief er mich ganz früh an - konnte vor lauter Schmerzen die ganze Nacht nicht schlafen. Hab mich sofort auf die Socken gemacht und habe ihm Schmerztabletten von mir gebracht. Die haben gott sei dank geholfen. Morgen lauf ich erstmal bei seinem Hausarzt wieder ein und wenn ich keine vernünftigen Medikamente aufgeschrieben bekomme - nehme ich glaube ich die Praxis auseinander. Es wäre super lieb von Dir, wenn Du mir schreiben könntest, wie diese Morphiumpflaster heißen. Liebe Grüße Lisa |
#7
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AW: Mein Papa stirbt und keiner hilft!
Hallo Lisa,
Es gibt mit Sicherheit unterschiedliche Schmerzpflaster, die aber der Hausarzt auch kennen müßte, wenn er nicht völlig hinter dem Mond lebt. Eines ist Durogesic, gibt es in 4 verschiedenen Stärken (25, 50, 75 und 100 µg). Möglich wäre, daß dein Vater auch mit einer oralen Schmerzmedikation zurecht kommt, wichtig ist dann jedoch die regelmäßige Einnahme, damit er über 24 Stunden abgedeckt ist. Für Schmerzdurchbrüche gibt es Lutschtabletten (Actiq), die den Vorteil haben, innerhalb von wenigen Minuten zu wirken, wogegen bei der Einnahme vonTropfen oder Tabletten die Wirkung erst ca. 1/2 Stunde später eintritt, wa für den Betroffenen bedeutet unnötig lang Schmerzen erleiden zu müssen. Voraussetzung für die Verordnung von Actiq ist, daß der Patient als Basismedikation bereits ein anderes Opioid bekommt. Wegen des Pflegegeldes würde ich nochmal bei der Krankenkasse "Druck machen". Wichtig ist m.E. auch, daß Du bei der Begutachtung dabei bist und genau sagst, was Du alles für Deinen Vater machst. Jede noch so winzige Kleinigkeit (Zähneputzen, Haare kämmen, Nahrung zubereiten und mundgerecht kleinschneiden etc.) hilft um auf den benötigen Zeitaufwand für die Pflegestufe zu kommen. Hilfreich ist, im Vorfeld ein Pflegetagebuch zu führen und gute Infos gibt es im Internet. Liebe Grüße Bärbel |
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