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#1
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Jobsuche mit Schwerbehindertenausweis
Hallo,
hab eine Frage bezüglich Erfahrungsberichten zur Jobsuche mit Schwerbehindertenausweis. Mein Mann hatte ja letztes Jahr die Diagnose HK (Seminom 2b), letzte Chemo ist nun ziemlich genau ein Jahr her. Er hat jetzt einen Schwerbehindertenausweis 50%. Seine Firma wird wohl irgendwann in den nächsten 1 - 2 Jahren zusperren (aufgekauft von den Amerikanern) nun haben wir ziemlich Angst das er aufgrund seines Ausweises große Probleme bei der Jobsuche haben könnte. Er arbeitet im Projektmanagement und sein Verdienst ist jetzt ganz ok - wir haben allerdings 2 Jahre vor der Diagnose Haus gebaut und nun natürlich einen schönen Kredit abzuzahlen was bedeutet das wir auf sein Gehalt echt angewiesen sind :-( Was habt ihr für Erfahrungen gemacht mit Jobsuche. Wann habt ihrs eurem zukünftigen Arbeitgeber gesagt? Ich mein, erfahren tun sies ja sowieso - wenn ers aber bereits beim Vorstellungsgespräch erwähnt wird das nicht grad Begeisterungsstürme auslösen - va. wenn einer nur hört Krebserkrankung erst ein Jahr her - für jemanden der damit noch nie konfrontiert war ist Krebs gleich Krebs - der wird da keinen großen Unterschied machen ob es nun der sehr gut heilbare HK oder ein anderer, weniger gut heilbarer ist???? Über Erfahrungsberichte oder Ideen wie man das am besten anstellt wär ich echt dankbar! LG Nathalie |
#2
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AW: Jobsuche mit Schwerbehindertenausweis
Hallo Natalie,
zwei Jahre nach meiner Erkrankung (Nichtseminom 2a) habe ich den Arbeitgeber gewechselt. Ich wollte die Erkrankung zunächst verschweigen. allerdings stand im Arbeitsvertrag ein (rechtlich nicht zulässiger) Passus, indem ich bestätigen sollte, keinen Schwerbehindertenausweis zu besitzen. Da ich mit einer Unterschrift dann bewußt gelogen hätte, habe ich meinen Arbeitgeber dann mit meiner Geschichte konfrontiert. Wir einigten uns dann mündlich auf einen Verzicht auf die 5 Tage zusätzlichen Urlaub, der Kündigungsschutz blieb natürlich bestehen. Seit nun drei Jahren bin ich dort als Abteilungsleiter beschäftigt, es ist kein Ende abzusehen. Ich meine durchaus, daß der Arbeitgeber nichts von einer Krebserkrankung zu wissen braucht. Es sei denn, man besteht auf den 5 Tagen zusätzlichen Urlaub, dann riskiert man natürlich, nicht eingestellt zu werden, wenn Vorbehalte gegen Krebspatienten bestehen. Den Kündigungsschutz und den Steuervorteil hat man trotzdem. Falls gekündigt werden soll, kann man ja "die Maske" fallen lassen und den Arbeitgeber über den Status als Schwerbehinderter informieren. Dies erscheint nicht ganz fair dem Arbeitgeber gegenüber, allerdings wißt Ihr ja aus eigener Erfahrung, daß das Leben nun einmal nicht immer fair ist. Viel Erfolg bei der Jobsuche Kai |
#3
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AW: Jobsuche mit Schwerbehindertenausweis
Hallo,
bei mir war der Sonderfall, dass ich direkt nach dem Studium als ich gerade im Unternehmen eingestiegen bin, die Krebsdiagnose bekam. Also sogar noch zu Beginn meiner Probezeit. Ich einigte mich mit meinem Arbeitgeber auf einen Aufhebungsvertrag mit Rückkehrklausel. Laut meinem Rechtsanwalt hatte ich diesbezüglich sehr viel Glück; andere Arbeitgeber hätten mich in der Probezeit einfach direkt rausgeschmissen. Ich bin meinem Arbeitgeber daher auch sehr dankbar dafür, dass es mich hat nicht fallen lassen. Die Schwerbehindertenbeauftragte hatte mich informiert, dass ich auf jeden Fall einen Ausweis beantragen soll. Sie wollte auch, dass ich bei der Wiedereinstellung diesen Ausweis unbedingt anzeigen soll. Es hätte nicht nur für mich Vorteile (Kündigungsschutz, Urlaubstage etc.), sondern auch für das Unternehmen, das dann keine jährlichen Abgaben für mich bezahlen muss. Diese Abgaben fallen nämlich an, wenn im Unternehmen weniger als 5 % Schwerbehinderte tätig sind. Dies ist in meinem Unternehmen der Fall. Also spart das Unternehmen sogar einen vierstelligen Betrag p.a., wenn es mich beschäftigt. Nun ist meine Probezeit bald rum, die Vorgesetzten sind zufrieden mit mir, ich arbeite gerne, bekomme gute Beurteilungen und es wird bereits mit mir fürs nächste Jahr geplant. Falls ich nicht übernommen werden sollte, lag es definitv nicht an meiner Leistung und ich brauch mir dann auch nichts vorzuwerfen. Ich bin auf die Entscheidung des Unternehmens sehr gespannt. Die Schwerbehindertenbeauftragte meinte aber auch zu mir (als sie davon ausgegangen war, dass mir normal - d.h. ohne Rückkehrklausel - gekündigt wurde und ich mich dann woanders hätte bewerben müssen), dass ich bei einem anderen Arbeitgeber, den Ausweis erst nach der Probezeit vorlegen sollte... Mir ist aber auch bei der Jobrecherche hier und da mal aufgefallen, dass manche Arbeitgeber Schwerbehinderte bei gleicher Eignung bevorzugt einstellen. Sehr wahrscheinlich vor dem Hintergrund, um die jährliche Abgabe zu sparen. Als Beispiele fallen mir IKEA und RWE ein. Aber das war der Stand der Recherche von vor einem halben Jahr. |
#4
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AW: Jobsuche mit Schwerbehindertenausweis
Hallo Nathalie,
ich sehe es ähnlich wie Jaymz. Große Firmen haben ein starkes Interesse daran, Behinderte einzustellen. Als ich noch in der Uni war, haben sich da zwei Professoren um einen Kleinwüchsigen richtig gestritten, denn die Quote mit jemandem zu erfüllen, der praktisch null weniger arbeitsfähig ist und der den längeren Urlaub mit mehr Lebenserfahrung ausgleicht ist ja das Optimum. Testet es doch einfach schon heute mal mal mit Bewerbungen bei anderen Firmen. Ist eh sinnvoll, nicht bis zum Ende zu warten. Mein Arbeitgeber hat sich während der Krankheit und in der anschließenden Wiedereingliederung prima verhalten und ich mache mir keine Sorgen, dass ich hier mal einen Nachteil haben werde. Mittelständler und Großunternehmen kennen die Vorteile. In einem sehr praktischen Job (z. B. Schreiner o. ä.) würde ich im Zweifel einfach mal Probearbeit anbieten und durch Leistung überzeugen? Ich denke, bei einem Arbeitgeber, der Vorurteile gegenüber Krebserkrankten hat, möchte ich sowieso nicht arbeiten. Der lässt einen auch in anderen schwierigeren Zeiten ja dann sicher auch im Stich. Verstehe aber Deine Sorge, wir haben uns auch vor zwei Jahren ein Haus gekauft. Etwas problematisch für Bewerbungen ist sicher der gute Kündigungsschutz, den wir jetzt haben. Aber jeder vernünftige Arbeitgeber weiß, dass er Kündigungen immer bezahlen muss, bei uns wäre es halt dann ein bißchen mehr. Macht die Kuh für den Arbeitgeber auch nicht mehr fett.. Gruß Ilmarinen |
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