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Hilflos, traurig, durcheinander ...
Hallo liebe Forumleser,
heute will ich mir hier mal zu Wort melden. Ich bin zur Zeit ziemlich durcheinander. Meine Mutter hat seit März 2005 ein metastasierenden Nierenzellkarzinom. Metastasen sind in der Lunge und in der anderen Niere + Nebenniere. Die eine Niere wurde im März 2005 entfernt. Danach Chemo mit Interferon. Es ging ihr relativ gut danach .. kleine Rückschläge, aber alles im Rahmen und war bisher alles gut zu überwinden für sie. Anfang Februar 06 hat sie sich den linken Oberarm gebrochen. Erst hiess es: Knochenmetastase. Der Befund hat sich aber nicht bestätigt, also Osteoporose. Sie wurde am 20. Februar operiert. Von dieser Operation hat sie sich bisher nicht wieder erholt. Verstärkend kommt noch hinzu, dass Sie seit 10 Tagen an der Studie von dem Medikament Sorafenib teilnimmt. Das Medikament schwächt sie zunehmend. Sie kann kaum noch laufen, jeder Gang z.B. zum WC muss begleitet werden. Zusätzlich hat sie nun auch noch Wasser in der Lunge. Meine Mutter ist 72 Jahre ... aber hilflos wie ein kleines Kind. Sie liegt nur noch da .... teilnahmslos ... und sie registriert um sie herum nicht mehr viel. Es ist erschreckend. Das ist nicht mehr meine Mama denke ich oft. Meinen Vater muss ich bewundern. Er tut wirklich alles für sie. Pflege von außen wollen sie bisher nicht annehmen, also macht mein Vater alles. Ich kann da nicht viel helfen. Bin irgendwie wie gelähmt. Und denke sogar manchmal: hoffentlich ist bald alles vorbei. So ist es für meine Mutter ja auch keine Leben mehr. Gestern haben wir ihr noch zusätzlich einen Tropf geben lassen, da sie nicht viel trinkt. Ich bin total traurig. Und man ist so furchtbar hilflos ...... Kennt ihr das auch? Geht es Euch ähnlich? Bitte schreibt mir hier oder eine mail an kirsten.vogel@web.de |
#2
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AW: Hilflos, traurig, durcheinander ...
Liebe Kerstin,
das ist alles sehr traurig was Du schreibst und es tut mir leid, daß Deine Mama so krank ist. Du fragst ob andere das auch kennen. Ach Kerstin, lies das Forum auf und ab, es ist voll mit Kummer, Sorgen, Weh, Angst. Aber auch voll von Hoffnung, Liebe, Mitgefühl und Beistand. Von daher ist es schon einmal gut, daß Du hierher gefunden hast. Allein durch das Lesen fühlt man sich nicht mehr so allein. Du schreibst, Du fühlst Dich irgendwie wie gelähmt und kannst da auch nicht viel helfen. Man ist wirklich wie erstarrt vor Entsetzen. Aber man darf nicht so verharren, man ist gefordert. Warum kannst Du nicht helfen? Den Gedanken ....“das ist nicht mehr meine Mama“..... solltest Du ganz schnell fallen lassen. Wie verändert ihr Körper, ihr Zustand auch immer ist, wie sehr Dir ihre Reaktionen fehlen, sie ist und bleibt Deine Mama. Ich kann es nicht so gut ausdrücken, ich möchte Dir etwas von F.K. Barth/Peter Horst aufschreiben. .....wenn es so weit sein wird mit mir brauch in den Engel in dir. Bleibe still neben mir In dem Raum. Jag den Spuk, der mich schreckt, aus dem Traum, sing ein Lied vor dich hin, das ich mag, und erzähle was war manchen Tag. Zünd ein Licht an, das Ängste verscheucht, mach die trockenen Lippen mir feucht, wisch mir Tränen und Schweiß vom Gesicht, der Geruch des Verfalls schreck dich nicht. Halt ihn fest, meinen Leib, der sich bäumt, halte fest, was der Geist sich erträumt, spür das Klopfen, das schwer in mir dröhnt, nimm den Lebenshauch wahr, der verstöhnt. Wenn es soweit sein wird Mit mir, brauch in den Engel in dir. Du schreibst Dein Vater macht alles allein, will es so haben. Vielleicht könntest Du alle Vorbereitungen treffen, für den Zeitpunkt an dem er es nicht mehr kann? Denn er wird das nicht lange alleine machen können. Ich glaube es ist ganz wichtig, nicht nur für Deine Mama, auch für Dich, daß Du gut dabei sein kannst und das auch willst. Liebe Grüße und gute Wünsche Briele |
#3
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AW: Hilflos, traurig, durcheinander ...
Liebe Briele,
vielen Dank für Deine Antwort! Deine Worte sind sehr tröstend. Vor allem das Gedicht. Denn genau so ist es eingetreten: Meine Mama ist heute morgen eingeschlafen. Und wir (mein Papa, meine Schwester und ich) waren bei ihr. Haben sie im Arm gehalten, ihre Tränen getrocknet, die Lippen befeuchtet ...... Genau wie in dem Gedicht beschrieben, welches ich aber erst danach gelesen habe. Diese Art des Abschieds war sehr tröstlich für uns alle, auch wenn der Schmerz unsagbar groß ist. Traurige Grüße von Kirsten |
#4
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AW: Hilflos, traurig, durcheinander ...
Liebe Kirsten,
traurige Grüße aus Berlin an Dich. Für manche ist es der Tod, andere nennen ihn Schmetterling... Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit.
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Katharina |
#5
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AW: Hilflos, traurig, durcheinander ...
Liebe Kirsten,
so kurz nach dem Tod gibt es keine Worte die den Schmerz nehmen, die trösten können. Wenn es einen tröstenden Gedanken gibt, dann den, daß der liebe Mensch nun in Sicherheit ist, das Leiden, die Schmerzen ein Ende haben. So traurig es ist, ich denke Deine Mutter hatte eine gute Sterbestunde weil ihre Lieben bei ihr waren. Auch heute ein Spruch, dieses Mal von Goethe, und ich wandle das „er“ in ein „sie“ um: ...Sie ist nun frei und unsere Tränen wünschen ihr Glück..... So habe ich es nach dem Tod meiner Eltern empfunden. Ich spreche Dir mein Beileid aus. Briele |
#6
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AW: Hilflos, traurig, durcheinander ...
Ihr Lieben!
Vielen Dank für Eure Worte ... es tut gut zu erleben dass man hier verstanden wird ... in allen Situationen. Briele ... Deine Worte von Goethe haben mich sehr berührt. Ein schöner Gedanke, dass jede Träne meiner Mutter Glück wünscht! Das erleichtert das Weinen! |
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