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#1
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Pflege zu Hause realistisch ??
Meine 48-jährige Schwester wird demnächst aus dem Krankenhaus entlassen. Sie hat eine "austherapierte" Tumorerkrankung mit diffusen Metastasen (Lunge, Skelett etc) und außerdem eine komplette Halbseitenlähmung nach Schlaganfall. Sie kann nicht laufen sich, sich nicht selbst im Bett umdrehen etc. Einzig das Essen (wenn mundgerecht zubereitet) klappt einigermaßen. Schmerzen hat sie zur Zeit nicht groß, zwar ist die Sprache gestört und man versteht sie kaum, im Kopf ist sie aber - den Umständen und der Medikation entsprechend -ziemlich klar. Mein Schwager ist voll berufstätig und kümmert sich zur Zeit außerdem voll um die 10-jährige Tochter. Ich selbst wohne 40 Kilometer entfernt, bin halbtags berufstätig, alleinerziehend (12-jähriger Sohn). Verwandte existieren leider auch nicht mehr. Meine Frage an alle die hier schon Erfahrung haben: Wie realistisch ist es unter diesen Umständen, eine Pflege zu Hause in Angriff zu nehmen ? Die Frage ist nicht böse gemeint, weder ich noch mein Schwager scheuen Arbeit und Mühen, aber die Kinder sind noch da und wir müssen eine Versorgung organisieren, die mittelfristig realistisch ist. Allein bei dem Gedanken, dass meine Schwester vormittags (bis vielleicht auf die kurzen Interventionen eines Pflegedienstes) 3 - 4 Stunden alleine verbringen muss, läßt mir die Haare zu Berge stehen. Ich hätte keine ruhige Minute. Bisher haben wir es nicht gewagt, dies Thema bei meiner Schwester offen anzusprechen, sie hat immer noch die Hoffnung, dass sich die Lähmung zurückbildet, das sie trotz der infausten Prognose des Krebses (die sie kennt) noch ein paar Jahre vor sich hat etc. Ich weiß mir einfach keinen RAt mehr.
Tine |
#2
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AW: Pflege zu Hause realistisch ??
Hallo Tine
Sei mal lieb gedrückt Mensch das ist ja ne ganz schöne Aufgabe die Ihr da gestellt bekommt.Also erstmal sollten Ihr falls nocht nicht getan mit dem Sozialdienst im KH sprechen,wegen der Organisation.Dann sollten Ihr Euch bei einem Pflegedienst schlau machen,und natürlich bei der Krankenkasse wieviel Pflegezeit die Kasse übernimmt.Hat Deine Schwester eine Pflegestufe?Wenn ja richtet es sich danach.Vielleicht wäre dann eine Möglichkeit daß der Vormittag damit abgesichert ist.Wenn Du dann Nachmittags die Pflege übernemmen könntest bist Dein Schwager von der Arbeit kommt wäre es möglich.Aber es ist natürlich sehr anstrengend.Denn man muss ja 365 Tage im Jahr diese Pflege leisten.Natürlich können Lähmungserscheinungen zurück gehen,aber man dies nicht voraussetzen.Ich selber arbeite in einem Pflegeheim und unseren Sohn hatten wir auch zu Hause geflegt,aber es geht an die Substanz.Allerdings für einen Menschen den man liebt macht man alles Menschenmögliche.Also sprecht doch mal mit dem Sozialdienst im KH,und lasst Euch beraten was realitisch bei Euch möglich ist. Einen lieben Gruss von Elke www.kevin-bluemel.de.vu |
#3
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AW: Pflege zu Hause realistisch ??
liebe tine
ich kann elke nur beipflichten. redet erst mal mit der krankenkasse und dem sozialdienst. deinen schilderungen nach müßte deine schwester pflegestufe 3 haben. wenn nicht, kümmert euch bitte ganz schnell darum. mein papa hatte zum schluß seiner erkrankung hirnmetastasen, er verstarb leider innerhalb von 4 wochen nach diagnose, zu hause. bis dahin habe ich ihn gepflegt, wenn ich nicht da war, blieb ein anderer bei ihm. seit über einem jahr pflege ich meine alzheimerkranke mutter, stadium3, sie lebt bei uns. auch bei ihr muß rund um die uhr immer jemand da sein. wir schaffen das aber noch ohne sozialstation. mit viel liebe und kraft kann man das gemeinsam hinbekommen, aber stellt zuerst sicher, das immer jemand da sein kann. habt ihr euch schon mal mit einem hospiz in verbindung gesetzt? die kommen meines wissens auch ins haus. ich wünsche euch viel kraft für die kommende zeit liebe grüße iris |
#4
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AW: Pflege zu Hause realistisch ??
In der nächsten Woche ist es nun soweit, meine Schwester wird entlassen. Einige Dinge (Pflegebett, Rollstuhl etc.) sind schon bestellt, am Freitag wird ein Termin mit dem "Entlassmanagement" des Krankenhauses stattfinden. Ich habe immer noch keinen Schimmer, wie das alles funktionieren soll. Toilettenstuhl schön und gut, Rollstuhl auch, aber da kommt sie im Augenblick gar nicht rein und mit 80 Kilo und mangels fehlender Technik (unsererseits) wird da die kleinste Umlagerung zum Riesenakt. Sie kann auch kaum mithelfen, zum einen wegen der Lähmung, zum anderen weil wg. der diffusen Metastasierung (z. B. Arm) die Gelenke nicht belastet werden dürfen (Gehstützen oder ähnliches). Das mit der Pflegestufe läuft, aber ich weiß aus vielen Erzählungen, dass ein Pflegedienst selbst bei Pflegestufe 3 vielleich dreimal am Tag für 15 Minuten angeturnt kommt. Was ist aber mit den restlichen 23 1/4 Stunden am Tag. Alleine wenn ich sehe, wie oft meine Schwester (sehr oft "Fehlalarm") die Bettpfanne untergeschoben bekommt und die jüngeren Hilfsschwester auf der Station dies auch schon oft nicht schaffen
Und wie gesagt: Mein Schwager und ich wenigsten bis 14.00 Uhr berufstätig, ich mindestens 45 Autominuten entfernt und auch noch alleinerziehend mit Kind. Au weia. |
#5
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AW: Pflege zu Hause realistisch ??
Hallo Tine,
Was will denn Deine Schwester? Ist das nicht die wichtigste Frage? Wendet Euch auf jeden Fall an den Hospizverein. Vielleicht können die mit einspringen, denn die Pflege durch einen ambulanten Dienst wird sicher Euer Problem nicht lösen. Die kommen rein, waschen, geben Medikamente und sind wieder weg. Das dauert ne halbe Stunde und ist ne Unterstützung aber mehr auch nicht. Betreuung ist in diesem System nicht vorgesehen. Immerhin können sie Euch einige Kniffe zeigen, wie ihr die Pflege rein praktisch leisten könnt. Da deine Schwester ja nicht mobil ist, kommt auch die tägliche Unterbringung in einer Tagesbetreuung nicht in Frage. Also entweder der Hospizverein kann hier Betreuung Zuhause leisten (das Problem mit der Bettpfanne ließe sich durch Windeln evtl. stundenweise "aufschieben") oder ihr müsst nach einer stationären Möglichkeit (Hospiz, Palliativstation) Ausschau halten. Guckt es Ech wenigstens mal an. Dort wäre vermutlich nicht nur Deine Schwester gut aufgehoben, sondern ihr Angehörigen auch und ihr könntet Eure Kraft besser einteilen. Natürlich könntet ihr auch überlegen, dass eine/r erstmal Urlaub nimmt und solange eben ganz für Deine Schwester da ist. In so einem Falle bliebe vermutlich alles andere, u.a. auch die Bedürfnisse der Kinder, auf der Strecke. Andererseits werdet ihr vermutlich nicht mehr viel Zeit haben. Liebe Grüße martina |
#6
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AW: Pflege zu Hause realistisch ??
Liebe Martina,
vielen Dank für Deine Antwort. Auf Deine Frage, was meine Schwester will, klare Antwort: Nach Hause. Andererseits: Sie plant in 4 Wochen (dann hat mein Schwager mehrere Wochen Urlaub) eine Urlaubsreise, sie würde ungerne zur AHB, weil ja dann das Kind nicht (durch sie) versorgt sei etc. Was ich sagen will: aus was für (verständlichen) Gründen auch immer, ist ihr Realitätssinn zur Zeit nicht sehr ausgeprägt. Was das Hopsiz angeht ist es so, dass seit einiger Zeit schon einmal die Woche eine Betreuerin kommt und sich diese Besuche jetzt natürlich auch intensivieren werden. Die Grundeinstellung meiner Schwester zum Hospiz ist durchaus positiv, aber ich würde sagen, sie ist jetzt (vom Kopf her) einfach noch nicht so weit. Ich möchte hier auch nicht falsch verstanden werden. Ich habe keine Angst vor der Arbeit, aber davor, dass das alles in einem furchtbaren Desaster endet. Die knappe verbleibene Zeit hat ja nicht nur einen quantitativen Aspekt, sondern auch einen qualitativen. Was von der Qualität der Zeit, die man sich wirklich dem kranken Menschen zuwenden kann noch übrig bleibt bei der einen oder anderen Lösung ist halt auch die Frage. Viele liebe Grüße Tine |
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