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#1
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Glaube und Liebe und Hoffnung sollen nie aus meinem Herzen weichen!!!!
Da ich seit der Krebserkrankung meines Vaters unfähig geworden bin, in ein "normales" Tagebuch zu schreiben, schreibe ich nun hier.
Mein Vater hat ein niedrig malignes Myxofibrosarkom. Die Op hatte er Ende August. Danach Strahlentherapie. Ende Februar steht die erste Nachsorgeuntersuchung an. Papa geht damit ganz lässig um, er hat momentan andere Probleme. Er denkt eher daran, wie das Leben nach der Psychiatrie zuhause ist. DAS ist SEIN Problem. MEIN Problem: Krebs. Zellen. Tod. Was wenn jetzt schon wieder Zellen gefunden werden. Was wenn der Arzt sagt: "Herr W. leider haben wir Tumorzellen gefunden!" Was dann??? Nochmal ertrag ich dass nicht. Nicht nochmal. Nie hätte ich gedacht dass ich mich mit so einem Thema auseinander setzten muss. Meine Freunde wissen alles über die Bestandteile von Cocktails, wo der neueste Club ist, wer mit wem. Ich weiß was Worte wie MRT, CT, maligne, Resektion usw bedeutet. Ich sehe das Bein von Papa an, sehe durch die Haut hindurch, sehe Zellen, gute, aber auch böse. Papa kocht, Papa schläft, Papa liest. Was ich sehe ist der Krebs. Ich sehe ihn an und denke: Wie lange kann ich ihn noch so sehen??? Wann ist der Krebs übermächtig???? Ich sehe mich hinter seinem Sarg hergehen, weiß welchen Text wir in sein Sterbebildchen schreiben, sehe mich weinend vor seinem Grab. Papa kommt und sagt: "Also dein neuer Schreibtisch gefällt mir nicht." Papa geht mit Mama spazieren. Papa telefoniert mit Oma und brüllt in den Hörer, weil sie nichts versteht. Papa lebt. Papa hat keine Schmerzen. Ich habe Angst. Was wenn was schlimmes rauskommt, Ende Februar (Papa weiß nichtmal genau wann der Termin ist, hat er irgendwo aufgeschrieben und ich drehe fast durch) Was tun? Ach es ist so schrecklich, ich sehe mich ihn pflegen. Sehe wie er kotzt. Wie er Blut spuckt, wie er sich vor Schmerzen krümmt. Aber nur ich sehe das. Ich habe Angst vor dem Krebs, gegen den ich nichts tun kann. Einfach nichts.
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Dies ist ein
Akt der Verzweiflung Ein stummer Schrei Eines Menschen voller Leid und seiner Wunde die nicht heilt Es ist ein letzter Kampf gegen das woran es liegt Wie ein Vogel mit nur einem Flügel der bestimmt nicht fliegt Geändert von DaskleineÄnnchen (30.01.2006 um 16:50 Uhr) |
#2
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AW: Glaube und Liebe und Hoffnung sollen nie aus meinem Herzen weichen!!!!
Hallo Anna,
danke für Deinen ersten Tagebucheintrag. Möchte Dir nur sagen, schreib bitte weiter! Es ist so genau und so präzise, was Du zu sagen hast. Diese vernagelnde Angst von Angehörigen: Man ist wie gelähmt, immer wieder die Bilder von Zellentartungen, die Progredienz – elendiges Zugrundegehen. Man sieht es wie gelähmt vor sich, man kann nichts anderes erkennen. Alles Normale ist trügerischer, unerträglicher Schein: "Papa kocht, Papa schläft, Papa liest. Was ich sehe ist der Krebs." Du benennst wirklich die Schmerzgrenzen derer die mitleiden. Viele Grüße selenio |
#3
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AW: Glaube und Liebe und Hoffnung sollen nie aus meinem Herzen weichen!!!!
Heute ist Papa nach einem zweimonatigem Aufenthalt in der Psychiatrie wieder nach hause gekommen. Ich hatte Angst vor diesem Tag. Momentan glaube ich, dass sich diese Angst bestätigt hat.
Er spricht davon dass die Tabletten nichts bringen, im Klartext: Er will im Grunde die Antidepressiva nicht nehmen. Ich hab zu ihm gesagt, dass ich es nochmal nicht mitmache, nichtnochmal ziehe ich ihn vorm Auto weg, nichtnochmal tue ich mir das hin und her gerenne an, nichtnochmal schiebe ich ihm die Tabletten in den Mund, weil er dazu nicht fähig ist. Nichtnochmal. Dann geh ich weg und mir is alles scheißegal. Zum ersten Mal seit langer Zeit muss ich wieder weinen, und fühle mich hoffungslos. Und er versteht es einfach nicht. Ich habe einfach Angst, dass das alles nochmal passiert. Ich habe einfach so große Angst, nicht nur der Krebs, es ist auch noch die Psyche die mich fertig macht. Ich kann grad nicht mehr schreiben.
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Dies ist ein
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#4
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AW: Glaube und Liebe und Hoffnung sollen nie aus meinem Herzen weichen!!!!
Ach Annalein,
gerne haette ich erfreulicheres gelesen aber vielleicht wird das noch. Dein Vater ist jetzt seit langem mal wieder zu Hause,dass ist fuer alle eine riesen Umstellung ich glaube du musst ihm,dir,euch Zeit geben! Und du musst ein bisschen loslassen Anna,so schwer es auch ist. DU hast NICHT die Verantwortung fuer deinen Vater. Du hilfst ihm so gut du kannst,bist ihm eine grosse Stuetze und eine gute Tochter. Du kaempfst fuer und mit ihm. Aber du hast nicht die Verantworung fuer ihn. Vergiss das nicht und denk auch ein bisschen an Dich. wuerde dich jetzt gerne in den arm nehmen, deine ylva |
#5
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AW: Glaube und Liebe und Hoffnung sollen nie aus meinem Herzen weichen!!!!
Ich sehe in den Spiegel und schaue mir beim Weinen zu.
Ich habe keine Hoffung und mein Herz ist so schwer. Ich will wieder so sein wie früher, will die Probleme haben, die andere junge Leute auch haben, ich will wegen Liebeskummer weinen und nicht wegen Krankheit und Tod. Ich will wieder geborgen wie ein Kind sein. Danke, für deine Worte Mona!!
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Dies ist ein
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#6
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AW: Glaube und Liebe und Hoffnung sollen nie aus meinem Herzen weichen!!!!
liebe ann !
bleib stark,ich weiss auch wie schwer es ist,und leichter macht es dir niemand........freue mich von dir zu hören.elisabeth |
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