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#1
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Gesund und doch auf der Strecke geblieben?
Hallo Ihr alle...
ich wende mich heute mal an diejenigen, die sich vielleicht hier wiederfinden... Es geht darum, dass ich das Gefühl bekomme, nach überstandener Krebserkrankung meiner Freundin, mit der ich seit 10 Jahren zusammen bin, nun vor den Scherben unserer Beziehung zu stehen. Während der Erkrankung (Morbus Hodgkin Lymphom) war unser Verhältnis sehr liebevoll und von Rücksicht geprägt und ein "ich liebe Dich" kam von beiden Seiten über die Lippen. Nun macht sich bei ihr wohl die Fatigue bemerkbar. Sie arbeitet wieder voll, was ihre Nerven komplett aufbraucht. Abends will sie nur noch ihre Ruhe, egal was ich mache mache ich falsch, ich gehe ihr auf den "Sack". Sie igelt sich ein, spielt sehr gerne PS3 und tauscht sich dort rege mit anderen Spielern aus, verabredet sich da, tummelt sich auf facebook... aber zwischen uns ist eine Distanz... ich kann sie fast spüren. Selbst wenn ich mich zu ihr setze fragt sie was ich denn bei ihr will? Wenn ich dann gehe ist es nicht gut, wenn ich bleibe auch nicht. Wenn ich sie frage ob sie mich liebt sagt sie nur, ich weiß nicht. Sie möchte manchmal einfach nur allein sein. Ich versuche schon sie nicht mehr wie zur Krankheitszeiten zu verwöhnen, aber wenn sie sagt ihr sei nicht gut und ich dann frage was denn genau sei giftet sie mich an und sagt, ihr geht es halt nicht gut, ich soll sie doch nicht immer nerven. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich ziehe mich schon sehr weit zurück, wir sehen uns auch am Wochenende gerade mal zum Essen, was ich natürlich zubereite... Ich liebe sie über alles, und will sie nicht verlieren. Aber ich weiß nicht ob ich die Kraft habe, nochmal einen Kampf durchzuhalten ohne zusammenzuklappen. Hat irgendeiner von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Wenn ja, was habt ihr gemacht? Ich wäre für viel Hilfe dankbar - vielleicht auch gerade von den Erkrankten um mich vielleicht besser hineindenken zu können... Sorry hab bissle wirr geschrieben vielleicht... aber mein Kopf ist mit Gedanken voll. |
#2
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AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?
hallo volker, die distanz kann ich auch lesen.
mein rat ist, lass deine freundin weitesgehend in ruhe, sie ist auf rückzug und fühlt sich nur gestört. vielleicht bekommt sie noch die kurve, aber wer weiss das schon. für dich ist das natürlch sehr schwer, aber je mehr du dich im moment bemühst umso mehr wird sich die situation verschlimmern. das sagt dir die 55 jährige zefix, die allerlei erlebt hat die letzten jahre |
#3
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AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?
ja, in ruhe lassen ist wohl eine möglichkeit -
oder ihr geht mal beide zu einem therapeuten - die krebshilfe vermittelt aber auch gesprächsgruppen für angehörige, wo du mit anderen angehörigen reden und deren erfahrungen hören kannst - du könntest ihr auch einen brieg schreiben und deine gefühle darstellen, ohne allerdings ihr etwas vorzuwerfen ich muss sagen, dass es nach meiner erkrankung schon einen ziemlichen gefühlsirrwarr gab, berg und talbahn eben und ich war meinem partner dankbar, dass er DA war, ohne etwas zu fordern. ich hatte auch schuldgefühle, dass ich meine liebsten mit meiner krankheit belaste. jeder mensch geht mit diesem schock anders um... deswegen kann man da glaube ich nicht wirklich einen gültigen rat geben, nur anregungen... wünsche euch alles gute die 52 jährige suze2
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seit 2005 bin ich ein angsthase |
#4
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AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?
Hallo Volker
So eine Diagnose und danach die schwere, intensive Zeit verändert die Menschen. Alle Beteiligten sind davon betroffen: die Erkrankten, die Angehörigen, die Freunde, einfach alle. Ich weiss nicht, ob sich Deine Freundin darüber bewusst ist. Du aber leidest an diesen Folgen, was natürlich verständlich ist. Ich kann mich dem Rat der andern anschliessen: suche Dir Hilfe bei einem Therapeuten und/oder in einer Angehörigengruppe. Erzähle Deiner Freundin davon, lade sie ein, Dich zu begleiten, erwarte dies aber nicht von ihr. Ich wünsche Euch Beiden alles Gute und sende liebe Grüsse Levira |
#5
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AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?
Hallo Volker,
ich muss leider sagen, dass ich immer wieder das Gefühl habe, dass die meisten Leute in meiner Umgebung glauben, dass man nach einer Krebserkrankung wieder da weitermachen kann, wo man aufgehört hat. Damit möchte ich überhaupt nicht sagen, dass du das so machst - verstehe mich bitte nicht falsch. Aber ich war vor meiner eigenen Erkrankung ähnlich: Eine Freundin erkrankte ein Jahr vor mir an Brustkrebs und ich war der Meinung nach der abgeschlossenen Therapie (mit OP, Chemo und Bestrahlung) ist jetzt alles in Ordnung. Dass das nicht so ist, habe ich erst verstanden, als ich selbst in diese Situation kam. Die Nachsorge bringt jedes mal Ängste mit sich. Ich habe mich während meiner Erkrankung von meinem Partner getrennt - weil er im Gegensatz zu dir offensichtlich überhaupt kein Verständnis hatte. Oder auch nur eine sehr merkwürdige Art damit umzugehen - ich weiß es nicht. Und auch jetzt fällt es mir schwer, eine neue Beziehung einzugehen. Ich denke dann: Was muss der Partner mittragen? Ist das gerecht, jemandem die Angst mitzugeben? Verdient er nicht was besseres? Ich weiß vom Kopf her, dass das albern ist. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aber man hat sooooo viel zu erklären. Und habt ihr beide mal über eure Ängste gesprochen, die ihr in dieser akuten Zeit ausgestanden habt? Inzwischen glaube ich, dass die Partner, engen Verwandten und Kinder eine größere Möglichkeit haben müssten aufgefangen zu werden. Man selbst ist der Kranke und bekommt die Möglichkeiten angeboten. Alle anderen müssen sich leider selbst kümmern. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr den Weg zueinander wieder findet! Liebe Grüße Nannette |
#6
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AW: Gesund und doch auf der Strecke geblieben?
Hallo Volker,
Nanette hat schon sehr gut beschrieben, wie die Erwartungen des Umfelds sind. Oder vielleicht auch, wie man sie als ehem. Erkrankter wahrnimmt. Ich denke auch, dass könnte ein Grund sein. Mir ist noch eine Sache aufgefallen, deine Freundin arbeitet wieder voll. Wie lange ist ihre Therapie abgeschlossen? Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung als Betroffene reden, ich habe sehr, sehr lange gebraucht um wieder normalen Anforderungen gerecht werden zu können. Und es ist mir schwer gefallen mir das selbst einzugestehen. Ich habe z. B. auch nach zehn Jahren nicht das Gefühl wieder voll belastbar zu sein. Das Verhalten deiner Freundin kommt mir bekannt vor. Wenn ich sehr gestresst bin resultiert daraus eine Art Gefühlsleere. Es ist, als ob der Alltag die ganze Energie aufbraucht und dann für die Beziehung, Freizeit etc. einfach nichts mehr übrig bleibt. D. h. nicht zwangsläufig das man seinen Partner nicht liebt und ich weiß, wie schwer es ist einem Partner das verständlich zu machen. Genau wie es schrecklich für den Partner ist, es auszuhalten. Vielleicht überlegst du mal, ob ihr ablehnendes Verhalten mit dem Wiedereinstieg in den Beruf angefangen hat? Die Idee zusammen einen Therapeuten aufzusuchen halte ich auch für gut. Ich denke, wenn deine Freundin wirklich überlastet ist, müsst ihr so oder so einen Weg finden die berufliche Belastung zu reduzieren - schon allein aus gesundheitlichen Gründen. Lieben Gruß! |
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