#16
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo zusammen,
über den Sinn des Lebens kann ich nichts sagen. Nur über den 'Unsinn': "Das einzig sinnlose im Leben ist, sich über den Sinn des Lebens Gedanken zu machen." Es war für mich sicherlich sinnvoll, meine Frau durch ihre Krankheit bis zu ihrem Tod zu begleiten. Das kann jedoch nicht der Sinn meines Lebens gewesen sein. Zum Ersten: warum sollte sie so schrecklich leiden und sterben müssen, damit mein Leben einen Sinn bekommt? Was ist denn dann der Sinn ihres Lebens, erst recht ihres Sterbens? Zum Zweiten: wenn sich der Sinn meines Lebens in dieser und durch diese Begleitung erfüllt hätte, was wäre dann jetzt? Dann könnte ich ja eigentlich gehen, oder? Was ich natürlich nicht vorhabe. Ich lebe inzwischen wieder sehr gerne und hoffentlich noch lange. Die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Warum, ist so alt wie die Menschheit. Trotz vieler Versuche hat sich das bis heute nicht wirklich dem Wissen erschlossen. Es gibt jedoch viele religiöse Gedankenmodelle. Modelle eben, als solche nicht erwiesen. Sie sind das, woran man glaubt und glauben heißt nicht wissen. Oder wie ich gerne sage: "Glauben heißt mit dem Herzen wissen." Rational an diese Frage zu gehen (sich Gedanken machen) bringt meines Erachtens gar nichts. Daran haben sich schon größere Denker versucht und sind letztlich doch wieder ins esoterische gerutscht. In der ganz besonderen Situation der Trauer ist rationales Denken über die Frage nach dem Warum sowieso nur sehr schwer möglich, wenn nicht sogar unmöglich. Ich finde weiter: auch gar nicht notwendig. Viel wichtiger als das 'große Ganze' ist in unserer Situation viel mehr jeder Einzelne selbst. Wie schon einige VorschreiberInnen ausführten, haben sie für sich einen Sinn gefunden. Einen Sinn aus der Konsequenz ihres bisherigen Lebens. Das ist gut so und richtig. Diese persönlichen Erkenntnisse sind jedoch nur schwer zu übertragen. Sie können und sollen als Trost, als Hilfe, als Anregung dienen. Das heißt jedoch auch: jeder muss seine persönliche Lösung finden. Eine sehr schwere Aufgabe. Die Lösung für den Einzelnen liegt in seinem persönlichen Glauben. Damit ist nicht unbedingt eine Religion gemeint. Die kann es sein, muss jedoch nicht. Ich komme wieder auf meinen Satz von oben: "Glauben heißt mit dem Herzen wissen." Dieses Wissen muss man sich erkämpfen. Oder auch nicht. Es gibt bestimmt viele Menschen, die nicht darum kämpfen. Aus welchen Gründen auch immer. Gut für sie, wenn sie damit leben können. Manche zerbrechen daran. Die Menschen, die hier diese Fragen stellen, gehören nicht zu dieser Gruppe. Sie haben einen oft langen und steinigen Weg bereits hinter sich und auch noch vor sich. Viel Auf und Ab, einige Schritte vor und wieder viele zurück. Doch wenn man dann weiß, dann ist ein großer Schritt für die eigene Zukunft gefunden. Mit diesem Wissen im Herzen lässt sich wieder leben. Ein sehr persönliches Wissen. Für andere unter Umständen nicht mehr als ein Glaube, den man zwar verstehen kann, doch nicht übernehmen. Den Sinn des Lebens kann man theoretisch bis zum Urknall zurück verfolgen. Und dann? Eine rationale Idee lässt sich nicht wirklich finden. Dafür jedoch viel und sehr persönliches, emotionales Wissen: Glauben. Ich wünsche euch diesen Glauben. Fest in euren Herzen. Er gibt Sicherheit und Mut und er lässt sich finden unter den persönlichen Trümmern, die das Leben aufgehäuft hat. Die Schaufel steht neben euch. Nehmt sie in die Hand. Alles Gute, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#17
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Lieber hermannJohann,
sehr zufällig bin ich auf Deinen Thread gestoßen, ohne im Detail alles gelesen zu haben, so dass ich zunächst mal an Dein erstes Posting anknüpfe und Dir mein aufrichtiges Mitgefühl zum Tod Deiner Frau ausspreche. Wer kann die Frage nach dem Sinn oder Unsinn des Lebens schon beantworten außer demjenigen, der sich gerade – aus welchem Anlass auch immer – selbst mit dieser Frage konfrontiert sieht? Was bringt Dir die Suche nach der Antwort auf diese Frage? Würde das Wissen um die Antwort an der Situation etwas ändern? Was verbindest Du mit der Frage? Herzlich Ulphin |
#18
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo, ich hoofe ich verstoße jetzt nicht gegen ein Nutzungsbedingung hier ein Link zu einer schönen Geschichte, villeicht kennen sie ja schon einigige.
http://www.sara-mona.de/zwei_baeume.htm Wenn der Link nun doch verschwindet, es ist die Geschicht "Zwei Bäume im Park" von Doris Wolf. Einen Menschen zu verlieren ist hart. Das Erde dreht sich einfach weiter. Es braucht einfach alles seine Zeit und die soll man sich nehmen. LG carlchen
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Dieser Tag - ein Leben |
#19
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
@ a_nna
das kann ich so nicht bestätigen, mein Mann hat sich nicht "eingeigelt", eitel was Äußerlichkeiten anbetrifft war er wohl genauso wie es eine Frau auch wäre. Zitat:
Zitat:
1. er gehört zu mir wie mein Name an der Tür 2. wenn du gehst dann geht ein Teil von dir und der andere bleibt hier - oder so ähnlich. Wir haben 37 Jahre zusammengelebt, da gibt es nicht mehr dazu zu sagen, wir haben uns "blind verstanden". Da wir auch beruflich gleiche Interessengebiete hatten, hat sich bei mir in der Lebenseinstellung nichts geändert. Zitat:
Zitat:
Gruß Geske Zitat:
ich erlaube mir mal folgende Antwort auf Grund dessen, dass wir gleichaltrig sind: das Lebensgefühl, das du da beschreibst, würde sich über kurz oder lang auch dann einstellen, wenn deine Frau noch leben würde. Ja, wir haben mind. 2/3 des Lebens hinter uns. Nach dem Tod des Partner wird einem bewusster, das ein Lebensabschnitt unwiederbringlich "abgeschnitten" ist, die Lebensstufe alt zu sein oder alt zu werden bleibt aber unverändert, dann droht auch noch der Austritt aus dem Berufsleben, wenn beides zusammenkommt wird das Gefühl des Alterns bewusster. Zitat:
Natürlich akzeptiere ich andere Meinungen! Da du dich beruflich mit der Trennung durch Tod beschäftigt hast, könntest du mein heuristisches Gefühl in Bezug auf eine zeitabhängige, unterschiedlich Neubindung von Witwern oder Witwen entweder zustimmen oder ablehnen. Interessieren würde es mich schon, auch ob es Statistiken darüber gibt. Gruß Geske Geändert von gitti2002 (21.09.2014 um 21:55 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt |
#20
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Moin Hermann,
herzliches Beileid zu dem schweren Verlust. Der ganze Leidensweg wird Dir sicher noch mächtig in den Knochen stecken. Die Sinnfrage muss jeder mit sich selbst abmachen. Aber wenn Du mal genau nachdenkst, wann Du besonders zufrieden bist, oder was Dir besonders viel Freude macht oder gemacht hat, kommst Du der Antwort ja vielleicht etwas näher. Ich empfinde mein Leben als besonders sinnvoll und erfüllt, wenn ich mit guten Kumpels in der Kneipe sitze, Bier trinke und einen Skat ausspiele und wenn Räubergeschichten erzählt werden. Oder wenn ich mit dem Moped bei schönem Wetter am Deich lang fahre und mir der Wind um die Ohren weht. Oder wenn meine Lieblingsband eine neue Scheibe rausgebracht hat und ich die 20x hintereinander höre und immer noch toll finde. Mehr ist es manchmal nicht. An so Sachen möchte ich mich erinnern, wenn ich irgendwann auf dem Sterbebett liege. Und dann werde ich sagen können: jau. Allein dafür hat es sich gelohnt Beste Grüße Tom |
#21
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Ich bin ziemlich verärgert über die Vorstellungen von Frauen von mir als Mann. Wenn die Frau tot ist, sucht man sich eben eine neue. Männer sind ja angeblich umschwärmt. Das machen vielleicht einige Männer, Frauen vielleicht auch. Wer selber erlebt hat, was es bedeutet, seine Frau durch alle Krisen zu begleiten, könnte nicht so reden. Immerhin hat meine Frau gemerkt, dass ich auch gelitten habe.Andere können das nicht nachvollziehen. Da war die Angst, dass sie leidet und doch keine Hoffnung ist. Was ist das für ein Gefühl, den die Frau den Mann bittet, sie zu erschlagen? Da ist die Hoffnung, die enttäuscht wird. In den letzten Tagen begleitete ich sie. Die Tochter kam rechtzeitig, um sich zu verschieden. Ich war sehr froh. 14 Monate war meine Frau krank, die letzten sieben Monate waren sehr schlimm.. Der Onkologe schrieb, dass ich meine Frau treu begleitet habe.
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#22
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Hermann,
mit meinem Beitrag wollte ich dich nicht verletzen. Der Tod deiner Frau ist ja noch sehr zeitnah. Ich habe mich in meinem Beitrag auf den oben zitierten Textausschnitt von dir bezogen, zudem las ich aus deinen Beiträgen, dass du hier den Sinn des Überlebenden ernsthaft, ich ging davon aus auch ehrlich, diskutieren wolltest. Ich bezog mich nicht auf dich persönlich, sondern auf deine Texte, besonders auf den bereits oben zitierten. Das "Nachsterben" betrifft m.E. Menschen, wohl auch Frauen in einem weit höheren Alter als 60 - dann wird es auch verständlicher. Das von dir geschilderte Mitleiden mit dem Partner trifft auch auf mich, sogar in ähnlicher Weise zu, und es dauerte bei uns weitaus länger als 7 Monate. Gruß Geske Geändert von gitti2002 (21.09.2014 um 21:56 Uhr) Grund: Vollzitat entfernt |
#23
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
@ hermann @ geske
es war erforderlich die Theorie der unterschiedlichen Verhaltens- und Trauermuster von Frau und Mann einzubringen, um der Frage nach dem Sinn auch Respekt zu verleihen. Die Frage ist von zentraler Bedeutung für das Selbstverständnis und auch für die Zukunft. Oberflächliche Allgemeinplätze ("ihre begleitung auf deinem weg ist nun beendet, aber dein weg geht weiter.") nehmen das Bedürfnis, sich in vertraulicher Atmosphäre auseinander zu setzen und einen Weg für die Zukunft zu suchen, nicht wahr. Sie erhöhen die Unsicherheit, das Verlustgefühl und den Druck. Die Frage nach einem Sinn, der Wunsch sich die Zusammenhänge zu erklären und mit wenigstens einer Last "innerlich etwas abzuschliessen" (wenn so etwas geht), kann man natürlich nicht nach Geschlechtern trennen. So ist Geske auch nicht zu verstehen. Sondern, dass es Menschen gibt, die sich anders oder schneller arrangieren mit ihrer Betroffenheit und Trauer. Die deshalb aber nicht weniger trauern. Im Thread "Unsere Zukunft löst sich gerade auf" http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=59197 liest man so ziemlich alles, was einem an Klischees und Rollenverständnis von Mann und Frau bekannt vorkommt, obwohl ich dachte, das sei ausgestorben: Vom Besuch im Baumarkt, obwohl "er" durch die Chemo hingestreckt ist (Mann) bis zur Frage wo man erfahre, ob er Schulden habe, man wolle ja nicht später vor gar nichts stehen (Frau). Dazwischen ewige Beschwerden, "er liege ja nur auf dem Sofa, obwohl sie ständig versuche, ihn zu animieren, sich zu bewegen" (ginge mir während der Chemo nicht anders) und "sie müsse sich ständig um Haushalt und Kinder kümmern" (setze ich in dieser Situation als Mindestes voraus, da die Kinder noch zu klein sind, um sich selbst zu erziehen). Nette Sozialstudie, wenn es nicht so ernst wäre. Hier ist ein Punkt, um besser zu differenzieren. Es gibt Menschen, die gehen mit Anderen und sich sorgsam und aufmerksam um. Es gibt andere, die offensichtlich nicht realisieren (wollen / können) - unabhängig vom Geschlecht. Sicher steckt auch Angst und Unsicherheit dahinter, was auch keine Geschlechterfrage ist. Genausowenig wie blindes Verständnis füreinander und gleiche Lebenseinstellung und Interessen, die solche tiefen Partnerschaften tragen. |
#24
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Hermann,
wenn auch spät, doch auch von mir mein tiefes Mitgefühl für deinen Verlust. Statistiken sind gut und informativ. Leider auch oft eine Entschuldigung für das Verhalten des Einzelnen. Man kann ja nichts dafür. Ist doch statistisch erwiesen, oder? Abseits aller Statistik: ist nicht jeder für sich selbst verantwortlich? Es mag ja interessant sein mit dem Nachsterben, nur: ich will nicht sterben sondern möchte da der Minderheit angehören. Dazu muss sowohl Frau als auch Mann was tun. Solche Statistiken sind als Übersicht gedacht. Für den Einzelnen sind sie bedeutungslos. Zu dem Gespräch über Männer und Frauen. Warum heißt es immer: Männer sind anders als Frauen? Sind nicht auch die Frauen anders als die Männer? Ist nicht jeder Mensch anders? Sicher trauern Männer prinzipiell anders als Frauen. Ihre Gedankengänge sind sehr oft unterschiedlich. Das ist sowohl biologisch als auch soziologisch bedingt und man kann nicht sagen, das Eine oder das Andere wäre besser. Es sollte sich eigentlich ergänzen. Zu einem Witwer, der eine neue Frau findet, gehört auch eine Frau, die sich finden lässt und gehört dazu nicht auch die Liebe? Selbst ein, wie man bei uns sagt, "Bratkartoffelverhältnis" kann für beide Seiten durchaus erfüllend sein. Doch jeder muss das für sich selbst entscheiden und jeder Weg, den ein Witwer oder eine Witwe für sich richtig hält und ihr oder ihm ein zumindest zufriedenes Weiterleben ermöglicht, ist gut und richtig. Wer alleine bleiben will, soll es tun. Ich fände es nur schade, würde dadurch das Weiterleben zur Qual. Zufriedenheit und Glück, ob mit anderen oder für sich alleine, gehört für mich zum Leben. Hallo Geske, deshalb kann ich deine Gedanken dazu durchaus verstehen und akzeptieren. Auch ich gehöre übrigens dieser Altersgruppe an. Wenn ich dich richtig lese, sagst auch du nicht Niemals und dein Mann wollte das auch nicht. Das widerspricht sich keineswegs mit deiner jetzigen Vorstellung. Alles braucht seine Zeit, egal wie es und was kommt. Die Hauptsache ist doch, dass man ein gutes und erfülltes Leben führen kann und man ist mit sich selbst im Reinen. Was anderes. Zu sagen: "Ich lasse dich los" oder "Du darfst jetzt gehen" heißt doch nicht, man hätte irgendwelchen Einfluss oder der/die Sterbende wartete auf unsere exclusive "Erlaubnis" zu gehen. Es heißt vielmehr: "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich schaffe das und werde dich nicht vergessen, denn in meinem Herzen wirst du weiter leben. Ich akzeptiere deinen Tod. Du musst nicht für mich oder für dich leiden. Du bist frei." Auch wenn das hinterher wieder tausendfach in Frage gestellt wird: in diesem Moment stimmt das für mich. Hallo Tom, deine pragmatische Einstellung ist nicht unbedingt die schlechteste. Ich kann nur über meine Erfahrungen schreiben. Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht findet jemand darin Anregungen für eigene Gedanken oder Ziele. Alles Gute, Helmut
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo zusammen,
ich glaube auch nicht, dass ich eine endgültige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens finde.Vielleicht muss sich jeder selbst seinen Sinn konstruieren. Mit Aussagen wie die, dass der Sinn des Lebens das Leben sei, kann ich nichts anfangen. Warum ist es wichtig, dass ich weiter lebe? Für wen ist das wichtig. Ältere Künstler bekommen manchmal Preise für ihr "Lebenswerk" Ist das Lebenswerk dann abgeschlossen? Vielleicht sind meine Werke ja auch bald abgeschlossen. Einiges ist gelungen, anderes misslungen, aber es ist abgeschlossen. Meine Frau sagte "Ich will leben, aber nicht so wie jetzt". Im Unterschied zu meiner Frau habe ich keine lebensgefährliche Krankheit. Dennoch frage ich mich, wichtig es für mich ist, zu leben. Vielleicht wird man im Alter zum alten Eisen. mit besten Grüßen Hermann |
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Zitat:
du vergleichst dein Leben mit dem eines Künstlers, ist das eine Metapher, oder bist du vielleicht einer? Ob das Lebenswerk eines Künstlers nach der Preisvergabe abgeschlossen ist, hängt davon ab, ob er weiterhin kreativ arbeitet: bis auf große Ausnahmen, wird der geehrte Künstler nichts weltbewegenderes - als bis zum Zeitpunkt der Ehrung - mit seiner Kunst schaffen, aber vielleicht gelingt ihm ja noch der große Wurf im "das Leben leben". Man muss ja im letzten Drittel seines Lebens nicht perspektivlos sein. Hier gleich mal eine Anregung: Philosophie als Gasthörer an einer Uni belegen, das bringt möglicherweise Licht an den grauen Horizont. Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Beschäftigungsarten: von unserer Regierung wird Freiwilligenarbeit mächtig beworben. Gruß Geske |
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Geske,
ich bin kein Künstler. Wenn ich von Werken spreche, ist das eine Metapher. Es geht um das, was man erreicht hat und was man noch erreichen will. Dabei geht es natürlich nicht um materielle Werte In der Kur hat meine Frau eine Patientin getroffen, die in einem Pflegeheim arbeitete. Diese Frau sagte, sie wolle lieber jung sterben, aber nicht so alt werden, wie die Heimbewohner. Vielleicht war das eine Abwehrhaltung, denn sie war so schwer krank, wie meine Frau. Aber vielleicht hilft es, wenn man das eigene Leben nicht so wichtig nimmt. Liebe Grüße Hermann |
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Hallo Hermann, hallo Geske,
hmmm ... altes Eisen? Aber ja doch! Der Spruch: "Man ist so alt, wie man sich fühlt", der ist Schwachsinn oder auch nicht. Kommt drauf an, wie man ihn liest. Auf der einen Seite die Herren mit Toupeé und die Damen in knackigen Jeans, die suggerieren wollen: ich bin nicht alt. Auf der anderen Seite die Menschen, die weder ihre Halbklatze noch den Bauchansatz noch die tiefen Falten noch die grauen Haare verstecken. Menschen, die sich nicht mit der Maske der Jugendlichkeit zu tarnen versuchen sondern stehen zu dem, was sie sind: nicht mehr so schnell und mit Wehwechen hier und Wehwechen da. Gezeichnet von Schicksalsschlägen, die schon so manchen aus der Bahn geworfen haben. Es ist die seelische Kraft, das Wissen um das Leben, was uns von den Jungen nicht nur unterscheidet sondern im Gegenteil, wir sind ihnen in dieser Beziehung oft weit voraus. Das, was wir geschaffen und geschafft haben, da müssen sie erst mal beweisen, dass sie das auch können. Der Körper altert. Mal schneller, mal langsamer. Wirklich aufhalten lässt sich das nicht. Kopf und Herz jedoch, die werden nicht alt. Im Gegenteil. Wenn ich mir so manche junge Menschen betrachte, denke ich: "So alt möchte ich mal werden, wie die jetzt bereits sind." Auch altes Eisen lässt sich schmieden. Die einen sagen Rost. Ich sage Patina. Einen schönen vierten Advent, Helmut PS: Lass das 'vielleicht' weg und der Satz stimmt und 'nicht so wichtig' ist schon richtig, doch es bedeutet nicht, es wäre es nicht wert.
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Moin an Alle,
ich danke für Eure Beiträge. Erst einmal geht es "bis auf weiteres" weiter. Vielleicht werde ich noch knapp drei Jahre voll arbeiten. Dann bin ich Rentner. Die ältere Enkelin könnte vielleicht meine Hilfe brauchen, wenn sie studiert. Sie hatte eine besondere Beziehung zu ihrer Oma. Meine Frau hat sich auch von ihr telefonisch verabschiedet. Meine Frau hatte noch die Familie zu Weihnachten eingeladen, die Jahre vorher waren wir immer bei ihnen. Die Familie ist gekommen, aber sie lebt nicht mehr. Zu Silvester hatten sie mich eingeladen, aber ich habe abgelehnt. Es wäre eine lange Reise gewesen, auch wäre ich das erste Mal ohne meine Frau zu Silvester dort gewesen. mit besten Grüßen Hermann |
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AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Lieber Hermann,
ich lese aus Deinen Zeilen irgendwie immer heraus "noch drei Jahre arbeiten". Du flüchtest Dich in Deine Arbeit. Sie macht Dir bestimmt Spaß, aber sie ist nicht alles. Es gibt auch noch ein Leben neben der Arbeit. Mein Mann ist am 18.12. verstorben. Ich bin wegen meiner Krankheit in EU Rente und ich bin froh darüber. Zum einen hätte ich die letzte Zeit mit meinem Mann nicht so verbringen können und zum anderen kann ich jetzt machen was ich will. Ich stehe auf wanns mir paßt, gehe vielleicht spazieren und vor allen Dingen ich brauche mich für niemanden verbiegen. Wenn ich traurig bin dann weine ich eben. Genauso plane ich auch wieder in Urlaub zu fahren, allerdings nicht an die Orte wo ich mit meinem Mann war. Bevor ich arbeiten gehe trinke ich lieber mal mit einer Freundin einen Kaffee. Ich habe keine Verpflichtung irgendwann irgendwo zu sein. Ich will Dir damit nur sagen das Leben hat auch ohne Arbeit seine Reize. Klar wir hatten auch andere Pläne aber unsere Partner hätten auch gewollt dass wir weitermachen. Ich hoffe Du kannst Dich irgendwann auf Deinen Ruhestand freuen. Alles Liebe Conny |
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