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  #1  
Alt 13.12.2005, 10:47
Sabs Sabs ist offline
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Registriert seit: 01.12.2005
Beiträge: 6
Standard Mama ins Krankenhaus

Hallo,

gestern vor zwei Wochen haben wir die erste grobe Diagnose für meine Mutter erhalten. Heute ist sie in die Klinik gegangen.
Das Ergebnis war - wie nach Mammografie zu erwarten - schlecht. Es ist tatsächlich Brustkrebs "mäßig differenziertes invasives duktales Karzinom".
Meine Mama ist so verzweifelt. Ich habe in den letzten Tagen Stunden mit ihr verbracht und viel geredet. Bisher habe ich sie auch immer einigermaßen wieder aufbauen können, auch wenn es ein hartes Stück Arbeit ist.

Sie weiß jetzt, dass sie die gesamte Palette an Therapien bekommt - Chemo, Strahlen, Hormon. Daraufhin viel sie gestern in ein ganz tiefes Loch. Der Arzt sprach von 90 % Chancen, wobei ich das gar nicht recht glauben kann, aber gern glauben möchte. Er meinte auch, es wäre wahrscheinlich bereits ins Blut gegangen. Gibt es denn aus Euren Erfahrungen wirklich so realistische Chancen, selbst wenn schon gestreut wäre? Ich möchte es so gern glauben.

Meine Mutter ist sich momentan sicher, dass sie zwar leben möchte, aber nicht als "halber Mensch". Mit der Angst könne sie nicht umgehen. Ich meinte, dass sie es von sich selbst nicht verlangen kann, zwei Wochen nach der Schock-Diagnose mit der Angst umgehen zu können. Ich hoffe, dass sie dies im Laufe der nächsten Monate nach und nach lernen kann, auch mit der Angst ein glückliches Leben zu haben.

Sicher klingt das gerade alles ziemlich wirr hier. Aber ich sitze hier und bei mir dreht sich alles im Kopf. Wenn ich Eure Beiträge lese, klingt das alles so mutmachend. Es klingt so, als ob Ihr Euch wirklich mit dem Krebs arrangiert hättet und tatsächlich wieder das Leben genießen könnt. Ich klammere mich an Eure Beiträge und hoffe so sehr, dass meine Mama wieder ins Leben findet.

Nachher werde ich mit meiner Kleinen (4 Monate) zu ihr fahren und wieder versuchen, ein bisschen meiner Kraft an sie zu geben.

Danke, dass es Euch und das Forum gibt. Das Lesen hier hilft mir als Tochter sehr, die verschiedenen Gefühle und Gedanken meiner Mutter besser zu verstehen. Ich möchte so gern helfen. Und die Hilflosigkeit macht mich manchmal bald völlig irre.

Liebe Grüße, Sabine
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  #2  
Alt 13.12.2005, 11:04
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Beiträge: 4.043
Standard AW: Mama ins Krankenhaus

Hallo Sabine,

im Moment ist eure Welt aus den Fugen geraten und eure Gedanken drehen sich im Kreis. Vor knapp 3 Jahren ging es mir genauso und ich bin erst ein bisschen zur Ruhe gekommen, als die OP gelaufen war und ich begonnen hatte, aktiv etwas gegen den Krebs zu tun. Im Moment diktiert die Hilflosigkeit eure Gedanken, aber die OP und anschließenden Therapien sind eine gute Chance, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Ich persönlich halte nicht soviel von Prognosen und Statistiken, aber von euren 90% ausgehend war ich mit meinen 20% weitaus schlechter dran und mich gibt's auch immer noch . Bei mir war der Primärtumor 5,5 cm gross mit Verästelungen in die Blutbahnen, Lymphknotenbefall unter der Achsel und am Hals, alles also auch nicht so prickelnd. Wenn mir nach der Diagnose jemand gesagt hätte, dass es mir mal wieder so gut geht, hätte ich es auch nicht geglaubt. In der Zwischenzeit habe ich geheiratet und bin ins Ausland gezogen, auch Pläne, an deren Verwirklichung ich bei Diagnosestellung nicht mehr geglaubt habe.

Wichtig ist, dass ihr an der Seite deiner Mutter seid, sie unterstützt und tröstet und wenn nötig ihr auch mal 'den Kopf wascht'. Keiner sagt, dass die kommende Zeit für euch leicht wird, aber ihr werdet sie überstehen, vielleicht wird sie euch noch näher zusammenbringen. Auch deine Mutter wird sich mit der Erkrankung arrangieren, aber im Moment ist das alles noch zu frisch, um zu wissen wie man damit fertigwerden soll. Mir persönlich hat Autogens Training bei der Krankheitbewältigung geholfen. Andere schwören auf Yoga, Reiki usw. Vielleicht finde auch deine Mutter mit der Zeit etwas in der Art, mit der sie sich mental stimulieren kann.

Viel Glück für euch und liebe Grüße an deine Mutter
__________________
Birgit64

במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן
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  #3  
Alt 13.12.2005, 12:35
Benutzerbild von Biggi
Biggi Biggi ist offline
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Ort: bei Berlin
Beiträge: 516
Standard AW: Mama ins Krankenhaus

Hallo Sabine,

eigentlich kann ich mich nur Birgits Worten anschließen. Möchte Dir aber auch ganz liebe Grüße senden und Dir ein Kraftpaket schicken, das Dir dabei helfen soll, die nun folgende, nicht einfache Zeit, zu meistern.
Du hast schon Recht, wir haben uns mit dem Krebs arrangiert. Was bleibt uns auch anderes übrig? Deine Mutti muß es natürlich erst noch lernen, damit umzugehen. Genau wie Du und der Rest der Familie. Wichtig ist, dass Ihr immer für sie da seid. Ich spreche hier als Mutter von vier Töchtern. Es war für mich immer wieder ein Auftanken von Kraft, wenn sie an meinem Krankenbett waren. Erst recht, wenn die Enkelchen mit waren. Dafür lohnt es sich zu leben. Deine Mutti muß es nur erst noch lernen. Momentan ist alles noch zu frisch.
Ich wünsche Euch alles Gute für die kommende Zeit und finde es schön, wie sehr Du Dich um Deine Mutti sorgst! Grüß Deine Mutti bitte von mir!
__________________
Liebe Grüße
Biggi

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Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln... (Goethe)
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  #4  
Alt 13.12.2005, 13:08
Wamper Wamper ist offline
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Registriert seit: 20.06.2005
Beiträge: 352
Standard AW: Mama ins Krankenhaus

Ich lebe jetzt schon fast 5 Jahre mit der Diagose. Oft vergesse ich tagelang, dass ich Krebs habe. Angst habe ich selten. Kurz vor den Nachsorgeuntersuchungen kommt die Angst wieder hoch und eskaliert, wenn verdächtige Befunde da sind. Zu Beginn der Erkrankung sah das ganz anders aus.
Ich habe für ein Buch mal meine Geschichte aufgeschrieben. Wenn ihr Lust habt, schicke ich sie euch (bitte dann Adresse/E-Mail nennen).
Mit liebem Gruß an Mutter und Tochter
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  #5  
Alt 27.12.2005, 22:28
Silvie Silvie ist offline
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Registriert seit: 27.12.2005
Beiträge: 6
Standard AW: Mama ins Krankenhaus

Hallo Sabine,
ich bin auch Tochter einer BK-erkrankten Mama. Ich habe auch eine kleine Tochter (gestern 1 Jahr geworden) und ich suche jemanden, mit dem ich mich austauschen kann. meine Mutter ist total am Ende, und ich weiss nicht mehr wie ich ihr helfen soll. Sie hat ihre Op hinter sich, sie nimmt Hormontabletten und hat Depressionen davon.
Sie ist total down und nicht aus ihrer "Welt" zu kriegen. Manchmal bin ich wütend mit ihr, weil ich alles für sie tue, aber nichts hilft.
Wenn es dir ähnlich geht, und auch eine Gleichgesinnte suchst, melde dich bei mir.
Sonst wünsche ich dir und deiner Familie besonders deiner Ma alles Gute und vorallem GESUNDHEIT !!!!
Grüsse von Silvie
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  #6  
Alt 28.12.2005, 20:32
Michaela Michaela ist offline
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Registriert seit: 28.06.2004
Ort: in einer Kleinstadt bei Hamburg
Beiträge: 118
Standard AW: Mama ins Krankenhaus

Liebe Sabs,


wie geht es deiner Mutter denn nun. Waren bei ihr auch Lymphknoten befallen? Ich bin im letzten Jahr auch an diesem Karzinom erkrankt. zum Glück waren keine Lymphknoten befallen. Ich glaube an die positive Diagnose, auch wenn ich mir sage, dass keiner etwas voraus sehen kann.
Es steht ihr jetzt eine schwere Zeit bevor. Ich weiss noch, wie ich gelitten habe. Hätte nie gedacht, dass ich nun 1 Jahr später wieder so gut drauf bin. Hatte auch hier im Forum sehr viel positive Unterstützung. Manchmal wollte ich auch alles hinschmeissen, aber man hat mir immer wieder Mut gemacht. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch deine Mutter wird, wenn die Therapien beginnen, stärker werden. Manchmal wird sie auch in ein schwarzes Loch fallen, aber dann werdet ihr ja für sie dasein. Sie kann sich hier jederzeit an uns wenden. Habe hier damals den guten Rat bekommen, dass ich die Chemo als Kampf gegen den Krebs ansehen soll. Habe mir dann immer vorgestellt, wie ganze Armeen zu meiner Unterstützung antreten und es gibt ja keinen Kampf ohne Blessuren (das waren dann die Nebenwirkungen) Aber am Ende wird sie den Sieg davon tragen. Wenn es ihr psychisch nicht so gut geht, kann sie auch onkopsychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Das sollte man dann ruhig machen und sich nicht scheuen, denn manchmal gibt es Ängste die man nicht mit den Angehörigen teilen möchte.
Ich wünsche deiner Mutter alles Gute für die nächsten schweren Monate der Behandlung. Drücke sie ganz doll von mir. Alles Alles Gute!!! Auch wenn man es am Anfang nicht glauben will, aber diese Zeit geht auch vorüber.
Liebe Grüße und alles alles Gute fürs nächste Jahr und auch euch Angehörigen viel Kraft!!!!
Dieses wünscht Euch
Michaela
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Die Lebensspanne bleibt die gleiche, ob man sie weinend oder lachend verbringt.(japanisches Sprichwort)
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  #7  
Alt 29.12.2005, 00:03
Sabs Sabs ist offline
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Registriert seit: 01.12.2005
Beiträge: 6
Standard AW: Mama ins Krankenhaus

Hallo,

jetzt möchte ich endlich mal kurz erzählen, wie alles bei meiner Mama verlaufen ist. Wollt dies längst tun, aber durch die vielen Nachmittage im 1 1/2 Stunde entfernten Brustzentrum und meinen zwei kleinen Kindern hatte ich einfach keine Zeit und war abends total erschöpft... Aber: All die Anstrengungen das Kraftgebens und Mutzuredens lohnen sich jeden Tag und ich bereue keine Sekunde, in der ich meiner Mutter in letzter Zeit Zuversicht gegeben habe.
Also: Sie wurde am 15. Dezember brusterhaltend operiert. Das Karzinom war 1,1 x 1,3 cm groß. Es wurde auch aller "erwischt". Entfernt wurde ihr außerdem der Wächterlymphknoten und noch ein weiterer. Nach fünf Tagen bekamen wir das Ergebnis, dass sie befallen waren und auch die anderen raus müssen. Also folgte dann am 20.12. die Nachoperation. Da war die ganze Zuversicht wieder dahin und meine Mama sehr, sehr demprimiert. Danach stellte sich heraus, dass alle anderen nicht befallen sind.

Was kam, war der traurigste Heilig Abend, den wir alle je erlebt haben. Nie werde ich vergessen, wie ich mich mit meinem Vater und meinem Baby bei ihr verabschiedete, um den langen Weg heim zu meinem Mann und größeren Kind zu fahren. Es brach mir fast das Herz, sie zurück zu lassen. Aber: Ich meine auch immer wieder, dass wir nicht die guten Ergebnisse vergessen sollen. Lunge, Leber und Blut sind absolut in Ordnung. Meine beste Freundin ist Fachschwester und hat selbst lange Patienten betreut und hat auch eine krebskranke Mutter (zwar Darmkrebs) und sie meinte, dass es ein super Ergebnis wäre, wenn "nur" zwei Knoten befallen sind und der Rest in Ordnung ist. Ich hoffe, es ist so.

Am Freitag wird sie entlassen, dann erfährt sie, wie es weiter geht. Die Ärzte haben ihr große Hoffnung gemacht, dass sie wieder ganz gesund wird nach den Therapien. Daran klammern wir uns sehr.


Liebe Silvie,
dich kann ich gut verstehen. Mir geht es auch so, dass ich in den letzten Wochen manchmal das Gefühl hatte, mit zu zerbrechen. Meistens half es mir dann, mal richtig zu heulen (aber nie vor meiner Mutter - das hat mir meine Freundin aus Erfahrung streng verboten O-Ton: "Wenn du heulen willst, rufst du gefälligst mich an. Zeig es nicht deiner Mama, das verunsichert sie.") . Auch ich habe in der ersten Zeit extrem meine Familie vernachlässigt. All meine Kraft investierte und investiere ich in meine Mama. Inzwischen habe ich aber begriffen, dass ich weniger helfe, wenn sie meine Mama noch Sorgen um mich machen muss. Und mein Baby braucht mich sowieso. Nachdem ich auch kaum noch Milch hatte zum Stillen vor lauter Kummer (und meine Maus verweigert die Flasche...), hat sich sogar das wieder durch viel Disziplin meinerseits reguliert. Ich versuche meinen Tag besser zu organisieren, um mehr Zeit-Puffer zu haben und nehme mir ganz bewusst mal was für mich vor, zum Beispiel habe ich mich zum Eislaufen am Montag verabredet. Da schöpfe ich Kraft für die nächsten Tage.

Übrigens, wir feiern am Samstag noch einmal Weihnachten bei mir - nur für meine Mama und sie freut sich total darauf. Da machen die Großeltern nochmal Bescherung für die Kleinen und sehen die strahlenden Augen. Meiner Mama helfen die Mäuse ganz ganz sehr, sie weiß, wofür sie kämpfen möchte. Sie will ihre Enkel aufwachsen sehen.

Ich weiß, dass die nächsten Wochen, Monate schwer werden, für allem für mich, weil ich die absolute Bezugsperson für sie bin. Aber ich weiß ganz sicher: Wir werden das schaffen. Das habe ich ihr ganz fest versprochen. Und so lebensbderohlich auch die Krankheit ist - es gibt noch keinen Grund zu verzagen!!!!!!!! Das versuche ich meiner Mutter immer wieder klar zu machen.
Liebe Silvie, du kannst dich gern bei mir melden per Mail, dann können wir uns austauschen.

Für heute Gute Nacht, meine Maus wird sich gleich melden!
Sabine
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