Ich habe solche Angst

[Jaecky]

Meine Lieben,

ich danke euch, dass ihr an uns denkt. Ich dachte immer es könnte kaum schlimmer werden aber da hab ich mich geirrt. Papas Verlegung am Freitag hat geklappt und es ist doch ein Unterschied für uns mit dem Fahren. So sind wir jetzt jeden Tag bei Ihm. Es tut weh, seinen Verfall ansehen zu müssen. Mittlerweile isst er nicht mehr, auch mit füttern klappt es nicht. Sie haben ihm jetzt Windeln angelegt, da er es nicht mehr alleine auf Toilette schafft und es nicht mehr sagen kann, wenn er muss. Er schläft nur noch, macht ab und zu die Augen auf und gleich wieder zu. Wenn er mal kurz wach ist, geb ich ihm immer was zu trinken, damit er wenigstens auch ein bisschen Flüssigkeit über dem Mund zu sich nimmt. Das andere geben sie ihm über die Tranfusion. Erschrocken waren sie auf der Station, das er keinen Port hat und sie immer Fexülen legen müssen, er ist total zerstochen und die Stellen sind alle so blau.

Das Personal auf der Station ist sehr sehr nett. Eine Schwester ist eine sehr gute Bekannte von meinem Bruder, die gesagt hat, wenn was ist ruft an ich kümmer mich drum. Gestern hatten wir noch ein langes Gespräch mit der Oberärztin. Sie sagt, es kann sein das er jetzt jeden Tag einschläft. Heute will Mama mit der Sozialarbeiterin eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung machen. Papa kann ja nichts mehr entscheiden und zu guten Zeiten wäre das nicht möglich gewesen, er hätte das aber auch nicht so gewollt. Er hat auch jetzt ein Einelzimmer und Mama hat gestern entschieden, über Nacht zu bleiben. Ich bin dann mit meinem Bruder kurz nach Hause Sachen holen und vor allem ihre Medikamente, die darf sie ja auch nicht vergessen. Ich hab nen Schreck bekommen, da nur ein Sessel für sie in dem Zimmer steht. Ich hatte mir doch tatsächlich eingebildet, sie hat auch ein Bett zum Schlafen. Auch haben wir besprochen, dass sie Papa auch die Warteliste für ein Hospiz setzen. Ob er das noch schafft, keine Ahnung wir werden sehen. Sie schafft das nicht zu Hause, sie ist ja auch krank. Wir fühlen uns aber schlecht, wir wollen ihn ja nicht abschieben. Aber wir sehen auch keine andere Möglichkeit, die Räumlichkeiten geben es zu Hause auch nicht her. Meine arme Mama, sie ist so verzweifelt und wir wissen nicht, wie wir sie trösten können. Wir können meinen Papa nicht ersetzen. Ich muss gleich noch bei ihrem HA anrufen, sie braucht ja eine Krankschreibung wenn sie jetzt bei Papa ist. Nun ist er im Urlaub und ich muss mich mit seiner Vertretung auseinander setzten. Na mal sehen, was das wird und ob die ohne Weiteres einen KS für mama ausstellt auch wenn sie nicht kommt.

Meine Schwester hat arge Probleme. Sie verkraftet es sehr schlecht, ist nur am Weinen. Nun haben wir auch Angst, es ist ja bestimmt nicht gut für das Baby. Meine Schwägerin kommt auch nicht mit klar und wir haben gesagt, sie braucht nicht zu Papa fahren - sie kann das nicht hat sie gesagt. Wir sind ja auch nicht böse, sie muss ja auch an ihr Baby denken. Es macht mich so traurig, dass mein Papa nun seine neuen Enkelchen nicht mehr kennen lernen wird. Er hat sich doch sooo gefreut.

Meine Schwester fährt heut morgen rüber und ich fahr mit Ronny heute Nachmittag. Dann ist Mama nicht den ganzen Tag allein. Meine Schwester bleibt nun doch noch bis Donnerstag. Mal sehen, vielleicht bleibt sie ja noch eine Weile alleine hier - mal schauen, was die Woche nun noch so kommt.

LG Jäcky