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AW: Erst Heike, jetzt meine Mama
Wir hatten eine schöne Trauerfeier , der Diakon hat es wirklich sehr schön gemacht.
Er war ja vorgestern beim Papa, wir haben alles besprochen, Organist, die Lieder aus der Ökumene,damit auch unsere Evangelen mitsingen können. Der Diakon versprach, auch aus meinem Geschriebenen was in seiner Ansprache unterzubringen, ich schickte ihm Abends die 2 Seiten per Email. Gestern morgen , also früh vor der Beerdigung, rief er mich an und fragte, ob ich nicht DOCH selber vortragen wolle. Denn eigentlich wollte ich das ja sowieso, es ist halt bei einer katholischen Beerdigung nicht vorgesehen. Aber er meinte, dieser Brief wäre so persönlich, er möchte gerne dass ich ihn selber vortrage. Und ich sagte, ich trau mir das zu. __________________________________________________ ___________ __________________________________________________ ______________ Loslassen kostet weniger Kraft als Festhalten; und dennoch ist es schwerer. ( Zitat, Urheber Detlev Fleischhammel) Ich bin Einerseits.unendlich traurig. Einerseits. Es ist so unvorstellbar, dass Mama nicht mehr durchs Haus wuselt und um uns alle besorgt ist-sich auch oft ungefragt um unsere Leben kümmert, ungefragt Rat erteilt- kurz, überall mitmischt. Unvorstellbar, dass unser Papa nun alleine entscheiden muss ob er isst, ob er genug isst, und was er isst. Unvorstellbar, dass unser Papa nun alleine entscheiden muss was er anzieht. Sie hat sich einfach um alles gekümmert. Immer sollten wir ordentlich aussehen, schlunzig ging gar nicht. Oft gab es Diskussionen, ob oder wann sie mal bei uns Töchtern zum Großreinemachen anrücken soll, wir fühlten uns dann in unserer Hausfrauenehre gepackt und haben mal wieder etwas gründlicher gemacht als es unsere immer knappe Zeit eigentlich zuliess. Und kochen konnte meine Mama, immer lecker, immer Wunschkost für uns alle die wir zum Mittagessen Sonntags "Nach Hause" kamen. Kuchen vom Bäcker....neeee. Selber backen. Wir haben eine Mama verloren, für die ihre Familie einfach alles war. Ein Flüchtlingskind, vertrieben aus Niederschlesien nach Norddeutschland. Butjadingen, Stollhamm. Keine Möglichkeit eine Lehre zu machen,ein Leben lang ungelernte Kraft. Eine fleissige Mama, die in jungen Jahren, um etwas mehr Geld in die Haushaltskasse zu bringen, putzen gegangen ist. Und morgens, bevor mein Papa zur Arbeit fuhr, gemeinsam mit ihm die Tageszeitung austrug. Eine Mama die mit 39 Jahren den Führerschein machte, den Taxischein drei Jahre später- und dann morgens mit dem eigenen Taxi die Frühschicht fuhr. Und Papa fuhr Spät- oder Nachtschicht. Eine Mama, die trotz der vielen Arbeit immer ein offenes Ohr hatte für die Sorgen Anderer, Nachbarn, Freunde- und die immer einen Rat hatte. Durchhalten, es wird auch wieder besser. Alles dafür gab, dass wir Kinder alles bekamen was wir brauchten. Die unsere Kleider selber nähte, und immer darauf achtete, dass wir,,nicht weniger bekamen als das was auch Kinder mit betuchteren Eltern bekamen. Eine Mama die wusste, egal wie bärbeissig Papa manchmal war, dass er sie liebt und mit ihr durch dick und dünn geht. Und das hat er in den letzten schweren Wochen auch getan. Wir haben eine Mama verloren, wie man sie besser nicht hätte haben können. Unsere Mama hat uns Mädels stark gemacht, weil sie so widerborstig war- sie wusste dass Frauen lernen,arbeiten und Geld verdienen müssen, damit sie unabhängig bleiben und selber ihr Leben bestimmen können. Und trotzdem : Andererseits bin ich dankbar, dass meine Mama einen so sanften Tod hatte. Auch wenn uns damit die Möglichkeit genommen wurde, einiges noch anzusprechen. Aber wir haben in den letzten Wochen noch viel geredet. Genau so wie ich Heike in meinem Herzen trage und jederzeit weiss wie sie reagieren und was sie sagen würde- Genau so trage ich unsere Mama mein Leben lang im Herzen. Sie ist nicht fort, wir sehen sie nur nicht mehr. ------------------------------------------------------------- Während ich dieses vorlas, sah ich oft in den Raum, den Menschen dort in die Augen- und war froh, viele lächelnde Gesichter zu sehen. Hinterher gings ins Lokal, und als alle fort waren, habe ich mir mit meiner Schwester noch 1 - 3 Mariacron genehmigt. Und danach blieben wir Beide noch bis spätabends zusammen, Sandra kam noch mit zu einer Segelfreundin von mir. Heute der Tag ist irgendwie ziemlich an mir vorbei gelaufen. Und jetzt geh ich ins Bett.
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Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL) Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.) Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca) Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie) Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015 Geändert von Monika Rasch (17.03.2013 um 10:18 Uhr) |
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