#11
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R., Du fehlst mir so!
Heute abend habe ich Deinen Bruder getroffen.
Er saß neben mir am Tisch. Sein Lächeln war wie Deines, seine Augen wie Deine. Ich freute mich ihn zu sehen. Und es tat so unendlich weh, ihn zu sehen. Sprechen über lustige Dinge. Über die Schule. Über die kommenden Weinfeste. Über allerhand. Dabei lag mir die ganze Zeit nur Dein Name auf der Zunge. Ich sprach ihn nicht aus. Ich wollte ihm nicht weh tun. Es waren noch Leute am Tisch. Er hat mich so an Dich erinnert, R.! Er hat Deinen Humor, wenn auch nicht ganz so "ausgereift". Heute abend schnürte mir das Wissen über Deinen Tod die Kehle zu. Der Schmerz war fast nicht auszuhalten. Ich war erfüllt davon. Alles tat weh. Alles. Du fehlst mir so. Immer nur diesen einen Satz könnte ich aufschreiben und in die Welt hinausschreien. Aber ich bleibe lieber stumm. Ich vermisse Dich. ----------------------------------------------------- Liebes-Lied Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher Spieler hat uns in der Hand? O süßes Lied. Rainer Maria Rilke |
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