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Alt 31.12.2016, 09:12
Dream Dream ist offline
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Registriert seit: 08.11.2016
Beiträge: 100
Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo ihr zwei!

Da bin ich wieder, frühzeitig von meinem Bruder geweckt. Ich dachte schon, es seien Einbrecher am Werk oder dann Arbeiter des bald neuen Eigentümers. Aber es war mein Bruder mit seinem Kumpel. Ich vergaß, die Haustür zu schließen, so kamen sie einfach rein, während ich ihre Stimmen in der Küche hörte und dadurch alarmiert wurde.

Meinem Bruder geht es zu wenig schnell, er würde wohl am liebsten alles abräumen, aber mein Neffe konnte noch nicht alles durchsehen, er nahm letztes Mal ein ganzes Auto voller Bücher mit und diesmal werde ich ihm wieder viele Bücher bereitstellen. Er will ja an die 500 Bücher zu einem Käufer bringen, der offenbar erst in dieser Größenordnung Interesse zeigt. Keine Ahnung, ob das zusammen 500 Bücher ergeben, kommt mir schon etwas hochgegriffen vor, aber ein paar hunderte sind es schon, die mein Neffe von mir erhält, viele neuwertig und darunter auch wertvolle. Ich hoffe, mein Neffe bekommt einen möglichst hohen Erlös aus den teilweise auch antiquarischen Büchern, denn er braucht das Geld ebenfalls dringend und ich wäre wirklich sehr froh, wenn ich ihn damit unterstützen könnte.

Zu dumm, dass ich einige neuwertige Bücher fortwarf, weil ich für eine Weile davon ausging, er suche doch keinen Käufer mehr für die Bücher. Damit wären es etwa 50 Bücher weniger. Aber was weg ist, ist nun mal weg. Mir wird immer noch elend über die große Bücheransammlung, die ich durchackere, obwohl es ja eigentlich positiv ist, wenn ich meinem Neffen so viele Bücher überlassen kann. Doch die damit verbundene Arbeit ist stressig, denn es bedeutet auch, sich von den Büchern trennen zu müssen, Bücher, die ich gern behalten hätte, aber das geht nicht, die Lagerkabine ist zu klein. Teilweise ärgere ich mich über mich selbst, weil ich manche Bücher geradezu entstellt habe mit Randnotizen, Anstreichen etc. Den größten Teil zum Glück nicht. Manche Bücher sind einfach auch veraltet, vor allem alles in Richtung IT, aber ich gebe sie trotzdem mit, der Käufer wird sich die Bücher ansehen. Die meisten Bücher sind aber neuwertig und aktuell. Eigentlich wären es noch viel mehr Bücher, wenn ich nicht schon bei einem früheren Umzug eine ganze Bibliothek fortgeworfen hätte, ebenfalls aus Umzugsgründen, weil ich alles selbst umziehen musste und mein Rücken einfach nicht so viel tragen konnte. Was da an Wert verlorenging! Ich darf gar nicht daran denken. Vieles davon ist ja zum Glück wenigstens in meinem Kopf, abgespeichert in meinem Gedächtnis! So gesehen ging nichts Verloren, es hat mich geprägt und weitergebracht in meinen Fragen. Ich erhielt dadurch die gesuchten Antworten und Einblick in interessante Fachbereiche. Am besten schaue ich nach vorn und nicht zurück! Ich kann ja froh sein, bereits so viele Fachbereiche durchgeackert zu haben, um meine Ecke zu finden. Und das hab ich!

@lieber lotol

Zum Thema Entpersonalisierung des medizinischen Personals in Kliniken: Für mich ist das einfach nötig, damit ich meine Intimgrenzen öffnen kann für körperbezogene Eingriffe. Das betrifft aber nur das Körperliche. Im seelischen Bereich braucht es für mich das Gegenteil, nämlich eine sehr gute, vertrauensvolle Beziehung zu meinem Schmerztherapeuten, die auch besteht.

Bei meinem Hausarzt ist es schon noch was Anderes als beim Klinikpersonal, da bin ich teilweise auch gehemmter, weil ich ihn nicht entpersonaliseren kann, sondern er mir mittlerweile vertraut ist über die Jahre. Er hält jedoch von sich aus eine professionelle, medizintechnische Vorgehensweise aufrecht, die dann doch eine gewisse Entpersonalisierung bei der medizinischen Untersuchung herbeiführt. Sobald wir mehr Persönliches bereden, ist es wieder anders, jedoch immer noch irgendwie klinisch.

Bei meinem Schmerztherapeuten, mit dem ich mehr das Seelische bespreche und der mich körperlich kaum untersucht, wäre mir eine eingehende körperliche Untersuchung und Entblößung jedoch superpeinlich, gerade weil ich zu ihm eine persönliche Vertrauensbeziehung aufgebaut habe. Ich erwähnte den Gynäkologen, weil das der intimste Eingriff darstellt. Mein erster Gynäkologe war gleichzeitig mein Hausarzt, den ich schon als Kind aufsuchte. Er war mir von daher vertraut als väterlicher Arzt. Da hatte ich nur mit dem Personal Probleme, nicht jedoch mit ihm. Nachdem dieser die Praxis aufgab, kostete es mich Jahre Überwindung, einen neuen Gynäkologen aufzusuchen. Der Neue machte das so lustig, dass ich mich gut einfügen konnte. Doch auch er wechselte, sodass ich wieder Jahre ohne Kontrolluntersuchungen zubrachte. Der letzte Gynäkologe machte das wirklich sehr einfühlsam und vorauseilend meine Grenzen aufzeigend, er hat die Herangehensweise irgendwie psychologisiert. Ich hatte insgesamt mehr Mühe mit dem Personal, das eben nicht so professionell vorging. Und da entpersonalisiere ich auch heute. Viele Ärzte merkten, dass ich Mühe habe mit dem Personal und reduzieren diesbezüglich auf das Minimum an Assistenz. Und wenn ich diesem Taubenschlag an herumschwirrenden Pflegefachleuten und medizinischen HelferInnen doch ausgesetzt werde, mache ich die Augen zu und entpersonalisiere den Hochbetrieb um mich. Ich finde diese Technik absolut legitim. Das machen sogar die Tiere beim Tierarzt, indem sie sich in die Situation ergeben und sich innerlich auf sich konzentrieren. Deshalb sind sie so ruhig beim Tierarzt. Eine persönliche Beziehung zum Tierarzt kommt da nicht unbedingt zustande.

Was den Hausverkauf betrifft:
Das Risiko muss ich eingehen, aber es spricht vieles dafür, dass der Käufer korrekt ist, denn mein Nachbar hat bereits erfolgreich sein Haus an ihn verkauft, weshalb ich ihn anfragte und nicht umgekehrt. Auch die Bank hat grünes Licht gegeben, sie kennt ihn. Wenn ich nicht schnellstmöglichst verkaufe, werden wir langfristig gepfändet, sodass das Haus dann versteigert nicht mehr kostendeckend verkauft werden kann. Ich kann das Haus nicht halten, erst recht nicht, wenn meine Mutter nicht mehr lebt. So haben wir wenigstens nach dem Verkauf keine Schulden. Und wie gesagt hat der Käufer bereits das Nachbarhaus auf korrekte Weise erworben und vermietet dieses nun. Er könnte sich einen schlechten Ruf nicht leisten, dafür ist die Ortschaft viel zu klein. Hier macht alles sofort die Runde. Ich hätte schon längst erfahren, wenn der Käufer nicht kosher wäre. Wenn er nicht zahlungsfähig wäre, kann auch ihn betreiben, er besitzt ja bereits das Nachbarhaus, das er im großen Stil umbauen ließ. Der hat schon Geld, er will ja unser Haus auch umbauen. Sein Schreiner misst schon die Fenster ab.

Ich muss jetzt schnell handeln, das kommt auch meiner Mutter zugute, damit sie ohne Probleme in ein Altersheim aufgenommen wird. Außerdem möchte sie das alles geregelt wissen, es entspricht ihrem Wunsch, den ich zu ihrer Entlastung erfüllen will. Sie macht sich derart viele Sorgen um mich. Sie weiß, welche Probleme auf mich zukämen, wenn sie stirbt. Ich möchte, dass sie in Frieden sterben kann und vorher noch in ein schönes Altersheim kommt, wo sie ihren letzten Lebensabschnitt in Ruhe und innerem Frieden erleben darf, ohne Sorgen um mich und das Haus etc.

Meine Mutter hat mich gerade angerufen. Sie macht sich wahnsinnige Sorgen um mich, dass ich auf einmal auf der Straße lande, weil noch ohne eigene Bleibe. Echt rührend. Aber ich sicherte ihr immer wieder zu, dass mich meine Geschwister im Notfall aufnehmen, mein Bruder, meine Schwester, auch mein Neffe. Und dann hab ich noch ganz andere Möglichkeiten, die ich schon abcheckte, ich werd auch nirgendwo wohnen, wo es gefährlich ist und wo zwielichtige Typen rumlungern.

Mein Neffe hat abgesagt für heute, er will aber erreichbar bleiben, damit ich wenigstens Rückfrage halten kann, was er haben will und was nicht. Er wird nächste Woche anrücken, zusammen mit seinem Kumpel, dann wahrscheinlich mit Kleinbus. Bis dahin bereite ich weitere Bücherboxen für ihn vor. So schnell geht das ja bei mir auch wieder nicht.

Ich werd mich nun bereitmachen und losstarten für den Besuch bei meiner Mutter. Schwester und Neffe sind beide verhindert. Meine Mutter will schon allein losfahren mit ihrem Rollstuhl und die Gänge im Krankenhaus auskundschaften. Ein gutes Zeichen, auch wenn sie immer wieder sehr erschöpft ist. Doch bleibt dieser Antrieb bei ihr. Wer weiß, vielleicht lebt sie nun auch länger, weil sie mich einfach nicht allein lassen will. Echt süß, sie ist die Beste!

Hunger hab ich auch, nix mehr im Haus ...
__________________
LG Dream

Geändert von gitti2002 (31.12.2016 um 14:29 Uhr) Grund: zusammengeführt
 

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