Versteckspiel vor der Wirklichkeit
Hallo!
Mein Papa (58) hat seit 11 Monaten lungenkrebs. Es war von anfang an klar, daß er inoperabel ist. Chemo hat auch nichts bewirkt, Metastasen haben auch schon die Leber angegriffen. Das Atmen fällt ihm bereits so schwer, daß er ständig Erstickungsängste hat. Dennoch denkt er nicht daran, uns reinen Wein einzuschenken. Obwohl er weiß, daß er in absehbarer Zeit sterben wird, tut er so, als würde er nächstes Jahr wieder Bäume ausreißen. Ich weiß, das ist ein Schutzmechanismus. Das Problem ist nur er hat einmal die Erlaubnis erteilt, daß ich mit dem Arzt spreche. Dieser hat mir dann gesagt, daß es nur einige Wochen bis wenige Monate sind, die Papa noch zu leben hat. Heilung ausgeschlossen. Nun, Papa weiß laut Auskunft des Arztes, was Sache ist. Und er weiß auch, daß ich weiß, wie es um ihn steht. Trotzdem habe ich keine Chance auch nur irgendwie an dieses Thema ranzukommen. Er blockt immer mit dem Satz ab: "Jetzt schaun wir erst mal weiter!" Außerdem läßt er kein einziges Gespräch mehr zu, in dem er irgendwelche Gefühle zeigen muß. Ich kann ihm ja nicht einmal sagen, daß ich ihn gerne habe, ohne ihn in die Enge zu drücken. Das ganze ist für mich doppelt so hart, weil ich übe eine Stunde Anfahrtsweg habe um ihn besuchen zu können. Vielleicht ist irgendjemand da draußen, der dasselbe schon einmal durchgemacht hat oder weiß, wie ich mich Papa gegenüber verhalten soll. Danke
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