![]() |
![]() |
#11
|
||||
|
||||
![]()
Hallo Zusammen!
Ich bin auch wieder zurück und versuche im Leben Fuss zu fassen.... Verena, es tut mir sooooo Leid, dass ihr nun auch in dieser schrecklichen Phase des Wartens, Hoffens, Aushaltens und auch des Wissens um das Ende seid. Ich weiss, wie das tut, es ist bei mir ja auch erst ein Monat her.... In der Trauerfeier für meinen Schatz hat der Pfarrer in der Predigt etwas für mich sehr Entscheidendes gesagt: Wenn uns die Sinnlosigkeit bedroht, dann reagieren wir Menschen immer ähnlich: zuerst versuchen wir wegzuschauen. Wenn das nicht geht, weil sie zu gross ist oder zu nahe, dann versuchen wir sie kleiner zu machen, zu relativieren, irgendwie in ein grösseres Ganzes einzuordnen. Wir nennen sie dann Schicksal und haben ihr damit einen Namen gegeben, und etwas von der Gewalttätigkeit des Todes scheint fort zu sein. Wir nehmen die Philosophie zu Hilfe, welche die Dinge im allgemeinen ordnet und im Besonderen die Stellung von uns einzelnen Menschen in grössere Zusammenhänge setzt, - und der Tod verliert seine Brutalität und wird zur Grenze des Denkens. Wir suchen Halt im Glauben daran, dass Gott unser Leben lenkt und zu unserem besten einrichtet, und wir seine Pläne für uns zwar nicht verstehen, aber doch in ihren für uns undurchsichtigen Sinn zu vertrauen haben, - und die grosse Sinnlosigkeit scheint zu schrumpfen. Aber nichts von alledem ist in Wirklichkeit wahr: es gibt kaum ein leereres Wort als „Schicksal“, und die Philosophie mag wohl den Schein der Dinge zu durchdringen und das Sein exakter zu erfassen, aber sie heilt nicht die Wunden, die der Tod in unsere Seele reisst, und ein unverstehbarer Gott mag gross sein, aber er kann uns niemals nahe sein in unserem Leid. Wenn wir nicht bloss weiterfunktionieren, sondern überleben wollen, müssen wir diesem sinnlosen Tod standhalten; und wenn wir leben wollen, richtig leben, dann müssen wir uns ihm stellen. Und standhalten heisst zuerst, ihn auszuhalten. Das ist es, was wir alle in dieser Kirche jetzt gerade tun: wir halten diesen Tod aus. Es fällt uns sehr schwer, und wir wünschten, wir könnten jetzt irgendwo anders sein, wir wünschten, irgend ein Trost würde sich über uns legen wie der leichte weisse weiche Schnee über das Land. Wir halten gemeinsam aus, und wir halten dem Tod stand. Dieses Aushalten und Standhalten ist das einzige, was wir tun können und müssen. Ich schaff es selbst fast nicht und doch wird es immer wieder Abend und auch wieder Morgen. Ich wünsche dir von Herzen die Kraft, auszuhalten was auch immer jetzt kommen mag..... Ich denke an dich! Lisa |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|