Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #12  
Alt 02.12.2009, 17:30
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: Kleinzeller seit Nov 08, Hirnmetas seit Mai 09, suche Erfahrungsaustausc

Liebe Bea,

ich lese bei Dir, und finde folgenden Satz:

Zitat:
die schwester sagte uns, die unruhe läge daran, dass mein dad noch nicht sterben wolle, er kämpft noch... ich weiß es nicht...
Lies bitte den letzten Teil nochmal selber:
Zitat:
ich weiß es nicht...
Du kennst Deinen Papa Dein Leben lang, Bea, und Du weißt es nicht. Die Aussage der Schwester, die das mit ganz ganz großer Sicherheit weder böse meint, noch irgendwas Negatives damit erreichen möchte, aber - vergiss das! Als wenn sie das mit Bestimmtheit wüßte. Das sind Mutmaßungen, Annahmen. Mag Menschen geben, die können sowas gut annehmen. Ich kann und konnte sowas nicht. Ich habe mit meinen Augen gesehen und mir mein eigenes Bild gemacht.

Dass Dein Papa nicht mehr lange hier sein wird, weißt Du so oder so. Und warum er jetzt so unruhig ist, das wird Dir im Leben niemand mit Bestimmtheit sagen können. Genau solche Aussagen sind es nämlich, mit denen man irgendwann einmal hadert. Genau solche Äußerungen lassen einen immer und immer wieder hinterfragen, ob es so wie es war, richtig war.

Ich sag Dir dazu mal was. Die Medizin hat ihre Grenzen. Und als meine Mutter so unruhig war - meine Güte, was hatten die Ärzte zu Beginn für Ideen. Die ersten Tage ging man von einem Delir aus - man dachte sie hätte zuviel Morphium genommen. Totaler Blödsinn - Schwachsinn. War ja gar nicht so - wußte zu dem Zeitpunkt nur kein Mensch. Und man selber grübelt und denkt und das Kopfkino zeigt die kuriosesten Filme. Bei meiner Mutter (das alles ist ja individuell!) lag die Unruhe offenbar an den Medis, die sie im KH bekommen hatte. Das hatte genau den gegenteiligen Effekt, ähnlich wie bei Kleinkindern. Nach dem Absetzen aller Medikamente (Tranquilizer & sämtliche Analgetika ) wurd sie ruhiger.

Was ich Dir sagen möchte: Den Papa so zu sehen, also leidend - das ist schlimm. Und es tut mir aufrichtig leid, dass er diesen Weg gehen muss. Aber lasst Euch das nicht schwerer machen, als es so schon ist. Du kennst und fühlst schon was mit Deinem Papa ist. Vertrau auf Dein Gefühl. Ich weiß, man möchte sich genau in der Situation auf die verlassen, von denen man meint sie haben Ahnung. Haben sie ja auch - in vielen Belangen haben sie das - aber wann der Zeitpunkt ist wann Dein Papa geht, und ob er sich wehrt usw. - das weiß von denen keiner. Vertrau Dir selber und Deinem Gefühl. Du machst alles Bea, alles richtig!!!

Zitat:
ich bin mir durchaus im klaren darüber was demnächst passieren wird. es tut mir aber in der seele weh dass mein dad in seinen letzten tagen nicht mit uns sprechen kann. am letzten dienstag hat er sich noch mit uns über alles unterhalten und nun liegt er nur noch da... mein dad, der immer für mich da war... stark wie ein felsen.. immer für alle hilfsbereit....
Ja, es ist so verdammt ungerecht und es schmerzt einfach nur. Und man möchte die Welt und die Zeit an den Punkt zurückdrehen, wo man das Schicksal in andere Bahnen hätte lenken können. Leider, leider Gottes können wir das nicht.

Ich war vor ein paar Tagen bei einer Freundin zum Frühstück. Sie erzählte mir von einer ähnlichen Situation. Der Vater lag im Sterben, war aber bei Bewusstsein und hat sich quasi am Sterbebett bei seinen beiden Töchtern dafür entschuldigt, dass er sie nun leider alleine lassen muss, und nicht länger begleiten kann. Ich konnte in dem Moment diese Gefühle, die auf beiden Seiten geherrscht haben müssen, nachfühlen. Und ehrlichgesagt, war ich froh, dass mir - nein, in allererster Linie meiner Mama, aber eben auch mir - das erspart geblieben ist. Ich empfand dieses "Rüberschlafen" als Gnade.

Ach Bea, das ist der Ausnahmezustand schlechthin, der seelische Supergau und ich schwafel Dich auch noch voll. Im Grunde meines Herzens möchte ich Dir eigentlich ganz doll helfen, und weiß im nächsten Moment, dass ich das nicht vermag. Kann Dir nur sagen - ich lese hier immer mit und begleite Dich oft in Gedanken.

Was ich wünsche, - ich wünschte ein Wunder! - stattdessen, realistisch gesehen wünsche ich mir, dass Dein Papa tiefen Schlaf findet, und nicht leiden muss.

Annika
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:38 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55