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Alt 15.02.2010, 05:04
Benutzerbild von JayAutumn
JayAutumn JayAutumn ist offline
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Registriert seit: 15.02.2010
Beiträge: 6
Unglücklich Und nachts kommen die bösen Gedanken...

Hallo!

Ich habe absolut keine Ahnung, warum ich schreibe. Einerseits will ich mich nicht "ausheulen", da ich weiß, dass es immer noch genug Menschen gibt, denen es schlechter geht, andererseits habe ich das Gefühl noch den Verstand zu verlieren.

Vielleicht erstmal eine Zusammenfassung von meiner Situation?
Im März wird es ein Jahr her sein, dass ich den schlimmsten Anruf meines Lebens bekam.
Ich war auf Dienstreise einige Stunden von zu Hause entfernt. Dort bekam ich einen Anruf, meine Mutter wäre auf der Intensivstation wegen schlechten Leberwerten.
Da saß ich nun mitten im Nirgendwo und bekomme so eine Nachricht. So schnell es ging fuhr ich natürlich nach Hause.
Dort stellte sich heraus, dass ihre Natrium- und Kaluiumwerte vollkommen im Keller waren und die Leber auf dem Ultraschall "nicht gut aussähe".
Dass sie krank war wussten wir seit Beginn des Jahres, nur wussten wir nicht was sie hat.
Die Antwort kam dann plötzlich sehr schnell: Ein Tumor in der Lunge, Metastasen an der Leber.
Dazu der ungewohnte Anblick einer Mama, die nicht mehr reden konnte und nur noch am Zittern und ganz wirr war (wegen der niedrigen Werte).
Für mich ist eine Welt zusammengebrochen.
Ich bewundere sie für ihre Tapferkeit und denke stets, ich müsse doch stärker sein als sie, denn sie ist schließlich krank, nicht ich.

Ich habe dadurch von heute auf morgen (endlich) das Rauchen aufgegeben, gehe weiter arbeiten und zur Abendschule (3x pro Woche). Dies lässt andere glauben ich sei achso stark und toll.
Aber ich finde nichts daran toll. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Ich muss doch weitermachen, funktionieren. Oder nicht?

Mittlerweile klappt es auch ganz gut soweit.
Ich habe mich damit abgefunden, dass meine "Freunde", die alle so Mitte 20 sind, einfach nur reden, aber nicht im Entferntesten für mich da sind. Von diesen Leuten habe ich mich dann auch distanziert.

Aber ich hasse die Nächte.
Wenn ich schlafen kann, kommen die schrecklichen Alpträume, die mich weinend wach werden lassen oder ich kann gar nicht schlafen, weil diese bösen Gedanken mich beherrschen.

Im Moment ist es wieder unausstehlich. Sie ist wieder so schwach. Die Chemo zum zweiten Mal in Folge verschoben wegen der niedrigen Leukos. Und ich träume, dass ich sie tot unter einem Tisch finde.
Wer kann denn da noch schlafen? Ich bin so sauer, so traurig, ich hasse diese Hilflosigkeit und würde so gerne schreien, aber es hört keiner zu!

Ich glaube ich mache mich total zum Affen, aber ich muss das endlich mal irgendwie rauslassen.
Würde ja gerne einen Therapeuten aufsuchen, aber die sagen ja immer nur im besten Fall, dass ich auf eine tolle Warteliste komme.

Was kann man denn gegen diese entsetzliche Hilflosigkeit nur tun???
Ein Jahr ist bald rum und es tut sich im Endeffekt nichts.
Diese kleine liebe Frau leidet und leidet und hat nichts mehr vom Leben.
Entweder darf sie das Haus nicht verlassen oder muss auf die Isolierstation.
Wenn es doch für mich schlimm ist, sie nur mit Mundschutz, Handschuhen etc sehen zu dürfen, wie muss es denn für sie sein? Und dann auch noch an Weihnachten!

Ich habe so schreckliche Angst, meine Mami zu verlieren!
Und noch mehr wünsch ich für sie, dass sie wieder normal und lange leben kann!

Wie haltet Ihr alle das nur aus?

Gruß
Jay
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