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#11
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Hallo
![]() Vielen vielen Dank für Eure lieben Worte, ich weiß ja, daß keiner lacht oder daß man sich hier bestimmt nicht schämen muß bei Euch. Es ist nur, sorry wenn ich vulgär werde, ich hab sowas von die Schnauze voll. Ich hab keinen Bock mehr auf die ganze Scheiße. Ich will mein altes Leben wieder haben. Ich sitze seit November zuhause und kriege den Arsch nicht hoch, meine Blutwerte fangen jetzt langsam das spinnen an und über- haupt könnte ich alle erschießen, erschlagen, ankotzen oder was weiß ich. Ich kann das blöde Gelaber von meiner Familie, Partner, Freunden nicht mehr ertragen, dieses: guck mal, jetzt hast Du es bald geschafft, nur noch 2x Chemo, blablabla. (Hab die vorletzte übrigens am Dienstag, wenn das Blut morgen paßt.) Daß ich für den Rest meines Lebens zur Nachsorge rennen muß wie seit 10 Jahren zur Vorsorge, verstehen die das nicht? Ich habe das Gefühl meine Lieben denken echt, nach allem, dann ist es wieder gut. Nix ist gut. Ich muß mein Leben bzw. meine Einstellung dazu völlig überdenken. Mein restliches Leben werde ich mit dem Thema Krebs konfrontiert sein, ich muß das lernen! Wie soll ich denn sonst meinen Job machen, ich kann doch nicht bei jeder Krebspatientin in Tränen ausbrechen. Ich mag kein Pieksen mehr, ich bin noch nicht einmal operiert, die Amputation bd. Brüste stehen noch an, dann vielleicht noch Bestrahlung, der Gentest läuft nicht nur - er schleicht. Vielleicht als letztes Sahnehäubchen noch eine Chemo hinterher - zur Sicherheit. Ich will ja auch alles machen, ich will ja auch ein wenig Sicherheit. Ich weiß, es gibt keine im Leben, ich hasse es. Die einzige Sicherheit die es gibt ist meine Entscheidung zu leben oder es mir zu nehmen und das ist auch das einzige Recht, was ich mir von niemanden wegnehmen lasse, wenn mich schon sonst keiner gefragt hat, ob ich überhaupt auf dieser beschissenen Welt leben will. Ich habe zugenommen wie ein Walroß, so fühle ich mich. Ich will meine langen Haare wieder haben!!!!!! Und ich habe es so satt die Normalität der anderen zu ertragen. Die Welt dreht sich weiter, das weiß ich. Ob mit oder ohne mich. Ich will wieder arbeiten gehen, ich will wieder Quad fahren, ich will wieder raus hier, tanzen gehen, auf Konzerte. Ich will... ich will... ich will... Wie ein kleines trotziges Kind. Anstatt froh zu sein, daß ich eine gute Behandlung bekomme, Freunde, Familie und vor allem mein Partner sich liebevoll um mich kümmern, wäre ich am liebsten gaaanz weit weg, damit ich in Ruhe vor mich hinbrüten, fluchen, schreien kann - ohne auch noch ständig ein schlechtes Gewissen den Menschen gegenüber zu haben, die mich lieben und sich um mich sorgen. Verdammte Scheiße aber auch. So, jetzt hab ichs doch geschrieben. (Meine Tasten vom Schleppschlopp sind heilgeblieben). Es gibt hier in diesem Forum soviele schreckliche Schicksale, soviele Angehörige, Hinterbliebene, soviele Tränen.... und ich jammer und schände und schimpfe... was mir wieder das Gefühl gibt, eine egoistische, in Selbst- mitleidverfallene blöde Kuh zu sein, die einfach den Arsch nicht hochkriegt. Und das schlechte Gewissen wird größer und größer. Und dann fühle ich mich noch beschissener und zweifle sogar an meiner "Daseinsberechtigung", wenn es ganz übel ist. Ach diese Chemo macht mich einfach fertig, obwohl ich weiß, andern geht es viel viel schlimmer. Erst der heiße Kopf, dann kommen die Knochenschmerzen, dann der Soor und wenn der ganze körperliche Wahn sich wieder etwas beruhigt meldet sich die Psyche und will auch noch ihren Teil, dann heule ich jeden Tag, will alles abbrechen, will weg, mag nicht mehr, versuche mein Leben, die Tage bis zur nächsten einfach "wegzuschlafen". Ich habe nicht das Gefühl zu sterben, wenn der Kopf durchdreht, ich habe das Gefühl zu verwehen - ganz langsam - jeden Tag ein Stück mehr, bis gar nichts mehr von mir übrig ist. Und das ist genau das, was ich nie wollte. Ich habe eine gute und vernünftige Einstellung zum Tod, aber dieses Verwehen - kann es nicht anders beschreiben - nimmt mir meine Seele mit, vernebelt meine Sinne, meinen Geist, kann nicht mehr klar denken. Davor habe ich Angst, das ist gefährlich für mich. Meine Wahrnehmung ist völlig ge-/verstört, die Realität wird unreal. Der Tod ein freundliches Gesicht. Die Ärzte sagen, davon hätten schon viele Chemopatienten berichtet von diesem Gefühl. Hoffe, wenn die Chemo endlich rum ist, daß das wieder wird. Sonst lande ich nicht auf dem OP-Tisch sondern erstmal da, wo die andern den Schlüssel haben und nicht ich. Jetzt habe ich doch soviel aufgeschrieben, ich wollte und will einfach nicht, daß sich noch mehr Menschen sorgen. Ach was weiß ich, ich kann im Moment einfach nicht klar denken, tut mir leid. ![]() Will mich wieder haben. ![]() Danke fürs Zuhören/lesen. Bis bald |
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