Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 27.01.2011, 20:58
Sarah_22 Sarah_22 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 27.01.2011
Beiträge: 4
Standard 6-9 Monate

Hallo,

mein Vater hatte auch Bauchspeicheldrüsenkrebs, nachdem er vorher Tumore an den Gallengängen und in der Leber hatte. Er hatte nach der ersten OP, wo die Leber zu 80% entfernt wurde, jede weitere Form von Behandlung abgelehnt. Also keine OP, Chemo oder Bestrahlung, weil er meinte, das bräuche er nicht.

Nach der Diagnose hatte er noch knapp 9 Monate unter starken Schmerzen gelebt, wobei die letzten 3 Monate sehr qualvoll waren. Er ist kontinuierlich abgemagert, hatte Blutarmut und Gehirnschwund (wusste nicht mehr, wer wer ist und hat eine Servierte mit einer Tasse Kaffee vertauscht). Er konnte keine Nahrung mehr verdauen und ist von ursprünglich 98kg vor dem KRebs auf unter 50kg abgemagert. Im Brustraum hatte er mehrere Liter Wasser.
Die letzten 2 Tage lag er im Koma und ist -vollgepumpt mit Morphium (weil man nicht wusste, ob er Schmerzen hatte, er war nicht mehr ansprechbar - und an einem Sauerstoffgerät, gestorben durch Lungenversagen und Herzstillstand.

Am schlimmsten fand ich, dass er so nicht hätte sterben müssen. Nach der ersten OP hätte man mit relativ guten Aussichten weiter therapieren können, aber er hat sogar normale Untersuchungen abgelehnt. Wenn eine Chemo gemacht worden wäre, hätte er vielleicht länger gelebt.

Meine Mutter hat mit einer Chemo noch 2,5 Jahre Beschwerde-frei und glücklich gelebt.
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 27.01.2011, 21:09
frausauerland frausauerland ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.01.2011
Beiträge: 7
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo Sarah,

bei deiner Beschreibung musste ich erst einmal tief durchatmen.

Kam der Gehirnschwund vom Krebs - wenn ich mal so platt fragen darf?

Meine Ma scheint momentan komischerweise keine Schmerzen mehr zu haben.

Sie hat in den letzten Wochen aber sicherlich 10 kg abgenommen.

@ all:

Was haben eure Angehörige gegen die Gewichtsabnahme getan?
Meine Ma muss jetzt Insulin spritzen und somit mit ihrer Ernährung aufpassen.
Sie hat sowieso einen Widerwillen gegen Essen und kaum Appetit.

Gibt es einen Grund, warum die Ärzte nicht rechtszeitig gegen die Gewichtsabnahme bei Krebspatienten tun, sondern mit Zusatznahrung erst warten, bis es eigentlich schon zu spät ist und der Patient sonst nichts mehr bei sich behalten kann?

LG

Frausauerland
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 27.01.2011, 21:30
moi_et_non_plus moi_et_non_plus ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.02.2010
Beiträge: 39
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

hallo
keine ahnung warum man gegen die übelkeit so wenig unternimmt, aber mein opa hat auch erst zwei wochen vor seinem tod diese milch bekommen. er hat sie aber dann nicht getrunken, weil sie ihm nicht geschmeckt hat und ihm davon nur schlecht wurde.
wir haben uns auch mit dem thema hospiz befasst. mein opa war dort auch angemeldet und auf der warteliste. in das hospiz haben wirs aber nicht mehr geschafft, er ist am 10. januar auf der palliativstation verstorben.
von der palliativststion kann ich nur sagen, dass die 3 tage, die wir dort sein durften, sowohl für meinen opa, als auch für uns viel intensiver war, als die zeit, die wir mit ihm im krankenhaus und zu hause waren.
als er dann gestorben ist, durfte er auch noch einen tag in "seinem" zimmer bleiben und wir konnten uns von ihm verabschieden.
mehr kann ich dir morgen schreiben, wenn ich wieder am pc bin. schreib hier vom handy aus. deswegen, sorry für die fehler und die kleinschreibung
__________________
Und so red ich mit dir wie immer,
so als ob es wie früher wär,
so als hätten wir jede Menge Zeit.

Ich spür dich ganz nah hier bei mir,
kann deine Stimme im Wind hören
und wenn es regnet, weiß ich, dass du manchmal weinst,
bis die Sonne scheint; bis sie wieder scheint.

Die Toten Hosen - Nur zu Besuch

Opa, du fehlst mir ♥
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 27.01.2011, 22:02
Benutzerbild von Conny44
Conny44 Conny44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.12.2006
Beiträge: 1.264
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo Frausauerland,

gegen die Gewichtsabnahme kann man im Endeffekt nicht sonderlich viel machen. Die hochkalorische Nahrung wird von vielen als ekelhaft empfunden. Schlussendlich zieht sich aber der Tumor das, was er für sein Wachstum braucht - und das ist ne Menge - aus dem Körper, ob man will oder nicht. Daher kommt es auch zu dieser Gewichtsabnahme, welche man vielleicht minimal in Schach halten kann, aber eben nicht verhindern. Hinzu kommt ja noch der mangelnde Appetit.

Wieso muss deine Mama eigentlich mit der Ernährung aufpassen, wenn sie Insulin spritzt? Im Prinzip darf sie doch alles essen, muss nur entsprechend gegenspritzen. Haben ihr das die Ärzte gesagt?

Was das Hospiz anbelangt, so kann ich nur dazu raten. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu einem Krankenhaus, kein Vergleich. Genau so, wie du es schreibst, ist es bzw. war es bei meinem Vater.
Als Vorstufe wäre auch eine Palliativstation zu empfehlen, von der man ja auch wieder entlassen werden kann. Aber die päppeln einen ganz schön auf.

Ich wünsche alles Gute und noch eine lange schmerzarme Zeit miteinander.
__________________
Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

_____________________________________________________
mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 27.01.2011, 22:17
frausauerland frausauerland ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.01.2011
Beiträge: 7
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

[QUOTE=Conny44;1004602]

Wieso muss deine Mama eigentlich mit der Ernährung aufpassen, wenn sie Insulin spritzt? Im Prinzip darf sie doch alles essen, muss nur entsprechend gegenspritzen. Haben ihr das die Ärzte gesagt?
QUOTE]

Hallo Conny,

meine Ma hat von den Ärzten bestimmte BE für Frühstück, Mittag- und Abendessen vorgegeben bekommen.

Allerdings ernähren wir uns in der Familie ziemlich Kohlenhydratlastig.

Wenn du das dein Leben lang gemacht hast, und dich nun auf einmal kohlenhydratarm, fettarm und mit wenig "Süßem" ernähren sollst, wird die Umstellung schwierig.

Hinzu kommt der mangelnde Appetit, gepaart mit dem ungewohnten Essen.

Fettarm soll sie essen, um die Galle zu schonen.

Oft hilfst sie sich mit Cola, um das Insulin auszugleichen, wenn ihr das Essen im Halse stecken bleibt.

Das ist natürlich der Gewichterhaltung nicht unbedingt zuträglich.


Zur Paliativstation: Die nächste Paliativstation ist von uns ca. 65 km entfernt.
Ich habe ihr auch schon geraten, sich dort einmal vorzustellen - alleine um eine Meinung zur möglichen Schmerzmedikation zu erhalten.

Momentan will sie aber noch nicht so richtig ran. Hoffentlich ändert sie ihre Meinung noch.

In dem Krankenhaus, in dem sie sterben möchte, gibt es nur eine "Bauchstation" gepaart mit einer Onkologie.

Ich denke, in einem Hospiz wäre sie besser aufgehoben.


LG

Frausauerland
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 28.01.2011, 18:16
ulphin ulphin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo Frausauerland,

Du schreibst in Deinen Beiträgen, dass Du denkst, dass eine Begleitung Deiner Mutter zuhause wohl schwierig sei, da Ihr sehr ländlich wohnt. Wenn es für Euch grundsätzlich in Betracht kommt, Deine Mutter zuhause zu versorgen, es gibt auch die Möglichkeit der sog. spezialisierten ambulaten Palliativversorgung, vielleicht hilft Dir dieser Link weiter?

http://www.krankenkassen.de/gesetzli...tivversorgung/

Ggf. solltet Ihr bei der Krankenversicherung nachfragen.

Zudem gibt es vielerorts ehreamtliche Hospizgruppen, die sowohl den Kranken als auch den Angehörigen in einer Situation wie die, in der Ihr Euch gerade befindet beistehen. Hierzu könntest Du Dich mal bei den Kirchengemeinden bei Euch informieren. Zudem solltet Ihr auch mal mit dem Hausarzt reden, inwieweit er bereit und in der Lage ist Euch zu unterstützen.

Herzlich

ulphin
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 29.01.2011, 10:37
Sarah_22 Sarah_22 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 27.01.2011
Beiträge: 4
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

@frausauerland

Also ich denke der Gehirnschwund und die Benommenheit kamen eher von der Mangelernährung und dem Sauerstoffmangel durch Blutarmut.

Er hatte noch kaum ein Gramm Fett am Körper, weil sein Verdauungssystem einfach nicht mehr mitmachte. Wenn man sich vorstellt, dass weder die Leber noch die Bauchspeicheldrüse mitarbeiten, dann können die Nährstoffe in der Nahrung ja nicht mehr von den Enzymen zersetzt werden.

Die Bauchspeicheldrüse produziert das sogenannte Pankreatin, ein Gemisch aus Lipasen, Carbohydrasen und Proteasen, also Enzymen die Fett, Kohlenhydrate und Proteine verdauen. Der Tumor saß genau im Kopf der Bauchspeicheldrüse, der dieses Enzymgemisch eigentlich produziert. Deshalb hätte man auch nicht operieren können. Außerdem waren die Organe bei meinem Vater durch die vorhergehende OP (wegen der Lebertumore) auch vernarbt und das führt häufig zu Durchfall. Der Fall bei meinem Vater war also ein spezieller, nicht jeder Fall geht so aus!

Insgesamt kann man sagen: Durch Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse kommt es meistens zu Durchfall und Erbrechen. Das wiederum führt auf lange Sicht zu Gewichtsabnahme.
Die letzten Proteinreserven sind die wichtigsten Organe: Herz, Gehirn, Lunge. Das Gehirn besteht fast nur aus Proteinen und Fett und das Herz ist ein Muskel, der auch fast nur aus Proteinen besteht. Wenn der Körper eben nur noch die Energiereserven hat, dann nimmt er halt das.

Das angenehmste Sterben ist wahrscheinlich das ohne Schmerzen. Daher kann ich nur empfehlen: wenn man weiß, dass es zu Ende geht: keine Angst vor Schmerzmitteln. Mehr Schaden anrichten als der Krebs können sie wohl nicht.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:59 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55