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#1
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Hallo Siegfried,
ich kann dir nur voll und ganz zustimmen. Die Trauer betrachte ich heute allerdings als unsensibelen, unzuverlässigen, ungehobelten Freund, welcher mir auch heute noch ab und an ein Bein stellt. Als Freund deshalb: ich möchte ihn nicht missen, verhindert er doch das Vergessen und es sind sehr oft auch schöne Dinge, an die er mich erinnert. Wenn ich mir im Gegensatz dazu vorstelle, dass meine Schwiegermutter die Trauer um ihre Tochter gar nicht mehr kennt ... ich finde das grausam. Ihre Tochter hat es für sie nie gegeben. Sie hat Alzheimer. Meine jüngste Tochter hat kürzlich ebenfalls geheiratet und ihre Mama war immer wieder ein Thema. Es fiel uns allen nicht leicht, auf den Tag der Hochzeit zu zu gehen. Trotzdem wurde es genau der Tag, den meine Tochter nie vergessen wird. Die Trauung selbst, ich weiss nicht, wie ich sie überstanden hätte, wäre da nicht eine Hand gewesen, die mich fest gehalten hat. Es ist gut so, wie es ist. Damit kann ich heute zufrieden durchs Leben gehen. Liebe Grüße, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#2
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Hallo ihr Lieben,
ich möchte mich gerne zu euch gesellen, wenn ich darf ![]() Mein lieber Papi (*1947) ist am 17.8 gestorben, meine Mama und ich waren bei ihm, und er hat es gespürt. Nach einigen Wochen Pflege zu Hause war er schon sehr schwach und es wurde von Tag zu Tag weniger, hatte immer mehr Schmerzen und konnte und wollte keine Tabletten mehr nehmen, für ihn war es also eine Erlösung von den Schmerzen. Auch wenn ich diesen Ausdruck hasse, da er jemand war, der das Leben geliebt hat und drei Jahre gegen seinen Lungenkrebs kämpfte. Er wollte leben, er wollte lachen, er wollte bei uns sei, er wollte glücklich sein. Trotz allem, ist er bei uns, in unseren Herzen. Ich war, das muss ich zugeben, die letzte Woche sehr stark nach außenhin und ich habe das Gefühl, ich muss das sein, da sonst meine Mama zusammenbricht. Ich habe Papa versprochen, dass ich für sie da bin und auf sie aufpasse. Im Moment habe ich mich erstmal dem Kochen verschrieben, da sie mehr als 10 Kilo abgenommen hat und ich das Gefühl habe, so auch physisch ein bisschen was tun zu können. Das Problem dabei ist, die Leute denken sich, die ist stark, die schafft das schon - und trotzdem fährt die Angst, die Trauer und das große Schwarz ihre Krallen aus, wenn niemand da ist. Ich muss in einigen Wochen zwei Hausarbeiten für die Uni abgegeben haben, ich habe noch kein Wort geschrieben, ich kann einfach nicht. Und ich will auch nicht, weil es mir irgendwie nebensächlich erscheint. Und alle meine Freunde drängen mich ständig, doch anzufangen, weil ich sonst nicht fertig werde. Oder zumindest einen Antrag auf Verlängerung der Bearbeitungszeit zu stellen. Aber ich bin wie gelähmt, ich weigere mich, auch wenn ich weiß, dass es sein muss. Und ich komme mir komisch vor ![]() Etwas, das mir auch auf dem Herzen liegt: Glaubt ihr? Seid ihr gläubig? Mich wirft der Tod meines Papas irgendwie aus der Bahn, schon seit Beginn der Krankheit will ich nicht mehr an einen Gott glauben, der so etwas zulässt. Ich war anfangs einfach nur wütend, im Laufe der Zeit fand ich den Konstrukt Glaube einfach nur lächerlich und jetzt hänge ich irgendwie in der Luft. Sag, was ist das für ein Gott, der dich so früh entreißt, der mich zurück lässt, fassungslos, gebrochen und verwaist? Ein Gott, der auslöscht und zerstört, was er doch selbst gemacht, der mich, den einsam Trauernden, zurück stößt in der Nacht. (Subway To Sally - Wo Rosen blüh'n) Ich will auf einmal doch glauben, dass es nach dem Tod etwas gibt, wo ich vor ein paar Monaten noch der festen Überzeugung war, dass da nichts ist, weil da nichts sein kann. Meine Mama hält sich allerdings sehr an ihrem Glauben fest und ich will ihr das auch nicht nehmen... nur für mich muss ich jetzt in diesem ganzen Gewirr eine neue Lösung finden. Und wie so oft zur Zeit, ich weiß einfach nicht, was ich denken soll. Viele Grüße sende ich euch allen, und wenn ich hier falsch bin, werft mich einfach raus ![]()
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Papa, du fehlst mir! + 17.8.2012 Wohin sind die Jahre und die Tage des Glücks. Sie flogen vorbei, ich halt dich fest, und schau zurück. Gedanken zieh'n an mir vorbei, ich bin stolz auf unsere Zeit - Unheilig |
#3
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Hallo Traumtänzerin,
mein tiefstes Mitgefühl zum Tot deines Vaters. Wir alle kennen deine Gefühle aus eigenem Erleben. Auch wenn es bei vielen schon ein paar Tage länger her ist. So auch deine Antriebslosigkeit. Sie ist nur sehr schwer zu bekämpfen. Was dich in dieser Hinsicht betrifft, kann ich dir, genau wie deine Freunde, nur raten, eine Verlängerung zu beantragen. Wenn es denn jetzt mit deiner Arbeit nicht geht. Du verbaust dir ansonsten so einiges. Später wirst du das sicher bereuen und dein Vater hätte das sicher auch nicht gewollt. Vielleicht hast du nur Angst, einen solchen Brief zu schreiben, weil du dir damit für dich selbst seinen Tot bestätigst? Dass dein Glaube ins Wanken geraten ist, ist nur normal. Das, was du bisher als deinen Glauben bezeichnet hast, war ein Glaube an "schönes Wetter". Geht und ging den meisten Menschen so. Mit auch. Wie die meisten Menschen habe auch ich mir früher nur die für mich guten Dinge heraus gepickt. Doch das, was wir gerade so bitter erfahren, das tut uns das Leben an. Der Alte Herr mit Bart da oben, der mischt sich da bekannterweise nur sehr selten ein. Denk nach. Vielleicht wirst du für dich eine Lösung finden. So oder so. Liebe Grüße, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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#4
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Hallo Ihr Lieben,
am vergangenen Wochenende hat nun unser Sohn seine Hochzeit gefeiert. Es war eine sehr schöne Feier. Was mich ganz start beeindruckt hat war, er hat ohne daß wir es abgesprochen hätten, am Familientisch einen Platz für Karin frei gelassen. Ging mir ganz schön nah. Sie fehlt uns doch sehr. |
#5
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Lieber Helmut,
danke für deine Worte - ich konnte mich vor einigen Tagen nun doch aufraffen, habe Verlängerung beantragt und in einem Falle schon bekommen. Jetzt muss ich mich nur noch auf die Hinterfüße stellen... Was du zum Glauben geschrieben hast, ist eine wirklich schöne Vorstellung. Momentan bin ich aber noch ein bisschen sauer auf den alten Herrn mit Bart, und ich glaube das brauche ich einfach irgendwie. Und das Leben, das war bisher eigentlich immer mein Freund, dass der mir nun so hinterrücks ins Genick schlägt... Lieber bernhardiner, die Geste hat mir gerade Tränen in die Augen getrieben, so schön ist sie. Viele Grüße!
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#6
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Hallo Traumtänzerin,
auch mein tiefstes Mitgefühl zum Tot deines Vaters. Ich kann mich da dem Helmut nur anschließen. Bei aller Trauer, aber das Letzte was Dein Vater gewollt hätte ist, daß Du Dir Deine ganze Zukunft verbaust. Ich habe in den ersten Wochen nach Karins Tod Briefe an sie geschrieben. Lange Briefe, in denen ich ihr über all meine Ängste, Sorgen und Nöte, aber auch über schöne Erlebnisse geschrieben habe. Das gab mir jedesmal die Gelegenheit, über alles gut nachzudenken. Diese Briefe habe ich dann auf ihrem Grab unter eine Steinplatte gelegt. Hat mir sehr geholfen. Mein Sohn und seine Frau sind gestern sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Sie waren, er im Anzug und sie im Brautkleid an Karins Grab und haben Blumen niedergelegt. Ich kenne meinen Sohn und weiss, wie sehr er an Karin hängt, jedoch über diese Geste war ich dann doch überrascht und erfreut. Ich bin überglücklich bei dem Gedanken, das meine Liebe zu Karin noch immer von vielen geteilt wird. Sie ist eben doch nicht fort, sondern nur auf der anderen Seite des Weges. Ich wünsch Dir für all Deine Unternehmungen, was Deine Zukunft betrifft, alles alles Gute. |
#7
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Lieber bernhardiner,
das ist eine wunderschöne Idee, Briefe zu schreiben. Ich denke aber, ich werde sie behalten... oder per Flaschenpost verschicken. Irgendwie habe ich nicht so wirklich den Bezug zu Papas Grab. Ich gehe zwar dorthin und rede manchmal mit ihm, weil ich weiß, dass er dort wirklich ist, aber am liebsten würde ich das tatsächlich nicht wahrhaben. (Vielleicht ist ein Teil von mir tatsächlich noch so naiv, dass er denkt, wenn ich es immer schön verdränge, dann kommt er eines Tages mit dem Rad angefahren und klingelt an unserer Tür.) Ich mag die Vorstellung, dass er immer bei mir ist, dass er im Wind und im Singen der Vögel, im Rauschen des Waldes und des Meeres ist. Und da kann ich mich auch viel besser mit ihm unterhalten. Auch wenn ich dabei immer weinen muss, und das würde ihm gar nicht gefallen ![]() Viele Sonnenstrahlen heute wünsche ich euch allen ![]()
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Papa, du fehlst mir! + 17.8.2012 Wohin sind die Jahre und die Tage des Glücks. Sie flogen vorbei, ich halt dich fest, und schau zurück. Gedanken zieh'n an mir vorbei, ich bin stolz auf unsere Zeit - Unheilig |
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