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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Noch mal eine Korrektur,
im ersten Satz muss es heissen: auch wenn man dieses Leid niemandem wünscht (keine Ahnung, wie das mit den Punkten zustande gekommen ist) birgit |
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Hallo ihr alle, die ihr einen Bruder oder eine Schwester verloren habt!
Auch wenn ihr euch schon länger über euren Verlust austauscht, möchte ich doch versuchen, diese Möglichkeit zu nutzen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die ein Geschwister verloren haben. Es tut mir sehr leid, dass ihr alle diese einschneidende Erfahrung machen musstet! Und beim Nachlesen eures Austauschs wird mir bewusst, dass dieser Einschnitt auch - egal wie lange es her ist - bestehen bleibt und das Leben nachhaltig verändert und die Zeit nur bedingt die Wunde heilt... Ich selbst bin eine große Schwester, die ihre drei Jahre jüngere Schwester letzten April im Alter von 25 Jahren verloren hat. Seitdem funktioniere ich zwar überwiegend weiter, aber eigentlich ist mein Leben völlig aus den Fugen geraten. (Und auch wenn ich das gerade schreibe, kann ich schon wieder kaum glauben, dass der Tod meiner Schwester wirklich der Realität entspricht). Ich finde mich in vielem, was ihr schreibt, wieder. Ein Allheilmittel gibt es ja wohl leider nicht, aber ich glaube, es ist auf jeden Fall wichtig, darüber zu sprechen bzw. zu schreiben, sonst platzt man irgendwann... Soweit fürs Erste. Herzliche Grüße eure SiS |
#3
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe SiS,
auch an Dich ein herzliches Willkommen hier bei uns, wenn auch bei Dir aus so traurigen Anlass, und mein ganz herzliches Beileid zum Tod Deiner Schwester. Mensch, sie war ja mit 25 Jahren wirklich noch sehr, sehr jung, dies tut mir besonders leid. Melde Dich bitte immer, wenn Du Dir irgendetwas von der Seele schreiben möchtest, wir werden Dich verstehen können. Liebe Birgit, die Gedanken mit dem Alltag, von dem wir auf keinen Fall wollen, dass er Normalität vermittelt, kenne ich nur allzu gut. Immerhin kann ich sagen, dass mir die Arbeit (wenn nicht gerade mega-Stress herrschte) eher gut tat und tut. Man besteht irgendwie nicht nur aus Trauern, sondern das eigene Leben, und wenn es auf der Arbeit ist, ist doch noch zu etwas gut. Außerdem sieht man, dass man noch nicht verrückt geworden ist und noch gut denken kann. Deine Schwester muss für Dich wirklich wie eine beste Freundin gewesen sein, der Du alles erzählen konntest. Bei meinem Bruder war es irgendwie noch etwas anderes; dadurch, dass er ein Mann war, haben wir natürlich nicht alles miteinander besprochen, aber ich war immer so mega-stolz auf ihn, ich war stolz darauf, dass es mich auch als Mann gibt (kling wahrscheinlich jetzt irgendwie bescheuert) und es war für mich etwas ganz Besonderes, einen Bruder zu haben; wenn ich schon keine Mutter mehr hatte, dann wenigstens einen Bruder (mir fällt gerade beim Schreiben selber auf, dass ich irgenwie mehr Frauen kenne, die eine Schwester als einen Bruder haben). Und stolz wie Oskar war ich immer dann, wenn mich andere regelrecht zu einem tollen Bruder beglückwünschten- ja, das habe ich erlebt. Versteht mich nicht falsch, auch meine Schwester, die ich Gott sei dank noch habe, ist mein Ein und Alles. Birgit, Du schreibst, Du könntest uns heute keinen Trost spenden, das macht doch nichts. Das hast Du so oft getan, im Gegensatz zu mir, daher habe ich mir für heute mal vorgenommen, zu versuchen, Euch mit ein paar tröstenden Gedanken, die mir immer etwas geholfen haben, etwas Mut zu machen. Sie stammen alle aus meinem kleinen Notizbuch, in das ich seitdem hin und wieder ein paar Gedanken eintrage. - Unsere Geschwister sind, auch wenn natürlich viel zu früh, dahin gegangen, wohin wir eines Tages alle gehen, es gibt keine Geschwister, die nicht sterben werden - Unsere Geschwister haben jetzt keien Schmerzen mehr und mögliche weitere lange Leidenswege sind ihnen und uns erspart geblieben - Wir leben in Deutschland, wo wir sicher sein können, dass alles erdenklich Mögliche für unsere Lieben getan wurde. Wenn ihnen hier nicht geholfen werden konnte, dann nirgends auf der Welt. Wie muss es sein zu wissen, dass derjenige woanders geheilt werden könnte, aber das Geld dafür fehlt? Diese armen Angehörigen, sie müssen sich doch mitschuldig fühlen. - Unsere Geschwister sind nicht durch Fremdverschulden ums Leben gekommen, weder hat sie ein Herrscher in einem totalitäten System noch ein betrunkener Autofahrer auf dem Gewissen sondern "nur" ihre "eigene" Krankheit (für die sie aber natürlich überhaupt nichts konnten und selbst wenn jemand krebsfördernd gelebt hätte, wer tut das nicht auch und bleibt trotzdem gesund?) Gedanken, die Angehörige von Unfallopfern haben müssen ("derjenige war gesund und könnte noch leben, wenn er/sie 5 Minuten später aus dem Haus gegangen wäre") brauchen wir uns nicht zu machen - unsere Geschwister fühlten sich mit Sicherheit sehr geliebt, wenn wir ihnen unsere Liebe so vermitteln konnten, wie wir hier liebevoll von ihnen schreiben - unsere Geschwister sind gegenüber anderen Verstorbenen nun nicht mehr benachteilgt, waren es aber gegenüber lebenden Gesunden So, meine Lieben, vielleicht können meine Gedanken dem/der einen oder anderen ja etwas helfen. Mer mag, möge die Liste gerne ergänzen. Eine Frage habe ich noch an Euch: wie gut könnt Ihr Euch Fotos angucken? Ich habe vor 2 Tagen meine ganze Fotokiste nach Fotos von ihm durchgeguckt und mir einige von der Zeit kurz vor seiner Krankheit, auf denen er so gesund und kräftig und so, wie ich ihn gerne in Erinnerung behalten möchte, aussah, hingestellt und wupp - 2 Nächte kaum geschlafen deswegen. Fotos von Verstorbenen oder zumindest welche, die man lange nicht mehr gesehen hat, haben es irgendwie in sich, kennt Ihr das? Liebe Grüße mit dicken Kraftpaketen an alle, Störchin Geändert von Stoerchin (22.02.2014 um 18:33 Uhr) Grund: Ergänzung |
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe Stoerchin, es tut mir leid dass du deinen Bruder an dieser schlimmen Krankheit verloren hast! Bin gerade auf deinen Thread gestoßen. Ich habe meinen Papa vor einem Jahr an Lungenkrebs verloren.
Morgen ist der erste Todestag. Auch ich denke mir beim Anblick von alten Fotos immer wieder dass mein Papa noch so gesund und robust und unverwundbar ausgesehen hat. Keine Spur oder äußerliche Anzeichen von Krankheit! Das ist dann besonders schwer weil man es einfach nicht fassen kann, weil die ganze Diagnose und Krankheit doch so unvorbereitet ins Leben getreten ist. Alles Liebe und Gute!
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom Diagnose am 21.12.2011 am 23.2.2013 |
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe Stoerchin,
danke für deine mitfühlenden Willkommensworte. Ich weiß noch nicht, ob ich das Schreiben hier aufrecht erhalten werden kann, habe ich zwar einerseits das Gefühl, dass es eine gute Möglichkeit ist, zu trauern und sich auszutauschen, andererseits merke ich aber auch, wie es mich im Moment zusätzlich mitnimmt. Wenn ich das, was ich geschrieben habe und deine Antwort, lese, dann schwanke ich zwischen "Oh mein Gott, das ist wirklich passiert" und "Huch, was hab ich mir denn da ausgedacht, das stimmt doch gar nicht." Ging euch das am Anfang bzw immer noch auch so? Viele Grüße von einer völlig verunsicherten SiS |
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe Sis und Ihr anderen,
Du hast im gleichen Alter wie ich eine Schwester verloren, mensch 25 Jahre ist echt jung! Meine wurde 34. Unvorstellbar. Ja manchmal ist es für mich auch noch surreal. und irgendwie ist sie auch nicht weg, ich kann zwar nicht mehr laut mit ihr reden& telefonieren, aber sie umgibt mich immer wieder. ich weiß das klingt irgendwie esoterisch, aber wer sagt uns dass "unsere" Realität wirklich ist? es ist kein abschied für immer gewesen. sie sind uns nur vorausgegangen. Ich werde übermorgen meine Doktorarbeit verteidigen und bin immer wieder ultranervös. vortrag und prüfung, insgesamt 1,5 h adrenalin pur. ich freue mich über meine angehörigen im zuschauerraum und die kraft die sie mir senden, und weiß, dass auch meine schwester "zuschaut" - ganz ohne schmerzen oder ohne im rollstuhl dazusitzen. besser so? Ihr Lieben, ich wünsche Euch angenehme Vorfrühlings-Tage! freue mich auf weiteren Austausch. |
#7
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebes Waldkäuzchen,
da haben wir ja tatsächlich einiges gemeinsam. Ich stecke gerade mitten im Referendariat und fühle mich der Doppelbelastung kaum gewachsen. Aber ich hoffe, dass auch ich bei meinem 2. Examen das Gefühl haben werde, meine Schwester bei mir zu haben, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass dieser Tag emotional ein sehr schwieriger sein wird. Mir geht es auch so im Hinblick auf Freunde, mit Ende zwanzig denken alle an ihre Karriere oder Familiengründung und ich habe einfach nur das Gefühl, dass mein Leben stillsteht und keiner verstehen kann, wie es mir geht. Viel Erfolg erst einmal bei der Verteidigung! LG, SIS |
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