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#1
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe Stoerchin,
danke für deine mitfühlenden Willkommensworte. Ich weiß noch nicht, ob ich das Schreiben hier aufrecht erhalten werden kann, habe ich zwar einerseits das Gefühl, dass es eine gute Möglichkeit ist, zu trauern und sich auszutauschen, andererseits merke ich aber auch, wie es mich im Moment zusätzlich mitnimmt. Wenn ich das, was ich geschrieben habe und deine Antwort, lese, dann schwanke ich zwischen "Oh mein Gott, das ist wirklich passiert" und "Huch, was hab ich mir denn da ausgedacht, das stimmt doch gar nicht." Ging euch das am Anfang bzw immer noch auch so? Viele Grüße von einer völlig verunsicherten SiS |
#2
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe Sis und Ihr anderen,
Du hast im gleichen Alter wie ich eine Schwester verloren, mensch 25 Jahre ist echt jung! Meine wurde 34. Unvorstellbar. Ja manchmal ist es für mich auch noch surreal. und irgendwie ist sie auch nicht weg, ich kann zwar nicht mehr laut mit ihr reden& telefonieren, aber sie umgibt mich immer wieder. ich weiß das klingt irgendwie esoterisch, aber wer sagt uns dass "unsere" Realität wirklich ist? es ist kein abschied für immer gewesen. sie sind uns nur vorausgegangen. Ich werde übermorgen meine Doktorarbeit verteidigen und bin immer wieder ultranervös. vortrag und prüfung, insgesamt 1,5 h adrenalin pur. ich freue mich über meine angehörigen im zuschauerraum und die kraft die sie mir senden, und weiß, dass auch meine schwester "zuschaut" - ganz ohne schmerzen oder ohne im rollstuhl dazusitzen. besser so? Ihr Lieben, ich wünsche Euch angenehme Vorfrühlings-Tage! freue mich auf weiteren Austausch. |
#3
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebes Waldkäuzchen,
da haben wir ja tatsächlich einiges gemeinsam. Ich stecke gerade mitten im Referendariat und fühle mich der Doppelbelastung kaum gewachsen. Aber ich hoffe, dass auch ich bei meinem 2. Examen das Gefühl haben werde, meine Schwester bei mir zu haben, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass dieser Tag emotional ein sehr schwieriger sein wird. Mir geht es auch so im Hinblick auf Freunde, mit Ende zwanzig denken alle an ihre Karriere oder Familiengründung und ich habe einfach nur das Gefühl, dass mein Leben stillsteht und keiner verstehen kann, wie es mir geht. Viel Erfolg erst einmal bei der Verteidigung! LG, SIS |
#4
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Hallo Ihr Lieben,
ich kann euch alle so gut verstehen... Es geht mir auch so, dass man zu Feiern eingeladen ist, die Leute vorher tuscheln: "ohje, wie sollen wir denn mit ihr umgehen?"...und man dann zwar da sitzt, letztendlich auch sowas wie Spaß hatte. Aber mir geht es dann so, dass ich irgendwann an einen Punkt angekommen bin, an dem ich nur noch schreiend weglaufen will und allein sein will... |
#5
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Ein ganz schnelles hallo an alle,
ich hatte eben einen langen Beitrag geschrieben, bin auf die Vorschau gegangen und dann war er weg.Nun habe ich gerade keine Zeit, nochmal von vorne anzufangen. Ich schreibe heute Abend alles noch einmal. Bis dann grüßt Euch birgit |
#6
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Liebe Birgit,
bitte schreibe doch noch einmal, wir möchten gerne von Dir lesen! Auch ich habe mich eine Zeitland hier nicht aktiv gemeldet, weil ich irgendwie einfach nichts zu berichten hatte. Und so viel positive Gedanken konnte ich leider auch nicht verbreiten. Auf den Kanaren war ich für eine Woche, das war schön, aber wie Ihr Euch sicher denken könnt, kann so viel freie Zeit für Trauernde auch ein Fluch sein,auch dort galt morgens der erste und abends der letzte Gedanke meinem Bruder. Gestern, als ich auf dem Friedhof bei ihm war, dachte ich einfach nur, wie sinnlos es ist, dass er jetzt da unten liegt. Und ich hatte wieder verstärkt das Gefühl, dass mich niemand so wirklich versteht. Eine gute Freundin meinte neulich -klassisch- zu mir, dass ich doch jetzt mal mit dem Trauern aufhöhren und endlich wieder mein Leben leben solle - ah ja...ich konnte nicht anders, als ironisch zu erwidern, was das doch für eine gute Idee sei und dass ich gleich damit anfangen werde. Als ich Ihr dann sagte, dass ich mich eigentlich recht gut dafür fand und finde, dass ich eigentlich alles wie vorher mache und auch nur einen Tag nach dem Tod meines Bruders nicht auf Arbeit war, musste sie mir dann widerum zustimmen. Warum wird einem in dieser Trauerkultur nur vorgeschrieben, dass man nach kurzer Zeit nicht mehr drüber zu reden hat und nicht normal ist, wenn man noch trauert? Bei z. B. einem Querschnittsgelähmten würde ich doch auch niemals anmaßen, zu sagen, dass es nun mal gut ist und derjenige mal aufhören soll zu jammern - ich würde mir auch bei so schrecklichen menschlichen Verlusten wünschen, dass man das, was uns passiert ist, als große Tragödie anerkennt und uns auch einmal lobt, wie wir unser Leben trotzdem meistern. Ich würde, wenn man mich fragen würde "wie schaffst Du das nur, jetzt weiterzumachen"? antworten: ich versuche es so gut es geht, ich möchte leben. Aber nicht, weil mein Umfeld meint, dass längst alles wieder gut zu sein hat, sondern weil ich es möchte. Ich grüße Euch alle und würde und freuen, bald mal wieder von Euch zu hören. Frühlinsgrüße Störchin |
#7
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AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister
Hallo allerseits,
auch ich habe nichts mehr geschrieben, da es gerade nur Negatives zu berichten gibt. Aber manchmal kann ja auch Negatives helfen, da man erkennt, dass es anderen auch so geht, also hier der derzeitige Stand der Dinge: Ich finde dieses wunderschöne Wetter unerträglich, meine Schwester fehlt mir mehr denn je, ich verstehe nicht, warum ich leben darf und sie nicht und manchmal wünsche ich mir eine Amnesie oder einen Austausch der Erinnerung "Krankheit und Tod" gegen "Sie ist zum Mars ausgewandert". Ich habe gerade eine wichtige Hürde meiner Ausbildung geschafft und das wäre eigentlich ein Moment der Freude, ich weiß meine Schwester wäre so stolz auf mich und würde sich mit mir freuen, aber jetzt ist da nichts und manchmal frage ich mich, wofür das alles eigentlich. Es ist eben nämlich nicht nur das Fehlen meiner Schwester, sondern auch das, was es mit mir und der Beziehung zu meinen Freunden und meiner Familie macht. Die Freunde können es einfach nicht nachvollziehen, weil sie nicht betroffen sind und die Familie ist so sehr betroffen, dass sie sich verändert und wir keinen Zugang mehr zueinander finden. Soweit also, vielleicht geht es jemandem ja ähnlich? SIS |
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