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  #1  
Alt 31.07.2017, 21:06
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Liebe Bettina.

Ich habe einige Zeit gebraucht, um Deine letzten Sätze zu verarbeiten. Du begleitest Deinen Mann schon so viele Jahre liebevoll durch seine schwere Zeit. Immer wieder dieses Abwechseln von Hoffnung und Rückschlägen.
Da gerät man mal an den Punkt, an dem man mit Angst und mit Herzklopfen an den nächsten Besuch denkt.
Die Reaktionen Deines Mannes auf Küsschen und Umarmungen geben dir Halt, auch dann, wenn der nächste Besuch wieder scheinbar ohne Erwiderung verläuft.
Ich habe mehrmals den Zustand von plötzlicher Bewusstlosigkeit durchleben müssen. Danach hatte ich neben fehlender Erinnerung an die Zeit davor und danach Formulierungsprobleme. Sprechen kann ich nicht, mir bleibt nur Gestik und Mimik, oder die Schriftform. Wenn Du zum Beispiel pullern musst und weißt nicht mehr, wie man das ausdrückt, ist das mehr als belastend. Diesen Monat habe ich das gleich zweimal durchlebt. Erst nach Tagen konnte ich einige Lücken wieder füllen.
So hoffe ich, dass Dein Mann sich wieder zurück erinnern kann. Das Gehirn hat erstaunliche Fähigkeiten.
Für diesen schweren Weg wünsche ich Dir viel Kraft.
Mit lieben Grüßen.
Wolle2.
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  #2  
Alt 02.08.2017, 09:39
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hohesonne hohesonne ist offline
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Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Danke, Wolle, wie gut ist es, sich mit jemandem mal auszutauschen, der sich auch nicht durch Sprache ausdrücken kann, wie mein Uwe.

Du schreibst, du hattest darüber nachgedacht, das ich Uwe wünsche, er könne gehen... Ja, und genau das ist ja mein Konflikt....

Gerade warte ich auf den Rückruf seiner Ärztin. Ich möchte mit ihr besprechen, ob wir die Herzmed. wieder ansetzen. Offensichtlich befindet Uwe sich nicht in einer Sterbephase...
OBWOHL er durch mich durchblickt, OBWOHL er 23 Std am Tag schläft, OBWOHL er den Mund oft nicht öffnet zum essen.
OBWOHL er meist keine MImik hat....

Ich weiß es doch auch nicht Wolle...Was ist richtig, was ist falsch, was ist nötig, was nicht....
__________________
Manchmal wollt ich fast verzagen und ich glaubt ich trüg es nie. Und dann hab ich's doch getragen. Aber fragt mich bloß nicht wie.
H.Heine

Mein Mann: Zustand nach Hirntumor OP 2001,
Chemo, Bestrahlung. Jetzt Spätfolgen und Folgeschäden von der Hirnbestrahlung
Zustand nach Schlaganfall 2001
Herzkrank
Lebt seit 2015 in einem Pflegeheim
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  #3  
Alt 02.08.2017, 10:19
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hohesonne hohesonne ist offline
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Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Vorhin mit Uwes Ärztin telefoniert - wir haben beschlossen, dasdie Tabletten alle wieder angesetzt werden....
__________________
Manchmal wollt ich fast verzagen und ich glaubt ich trüg es nie. Und dann hab ich's doch getragen. Aber fragt mich bloß nicht wie.
H.Heine

Mein Mann: Zustand nach Hirntumor OP 2001,
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  #4  
Alt 02.08.2017, 11:48
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Liebe Bettina.

Richtig ist, was Dir dein Gefühl sagt. Das Schlafbedürfnis Deines Mannes ist eigentlich gut, hat der Körper doch damit die Möglichkeit zur Regeneration.
Mein Zwischenfall vom 18. Juli brachte mir nur sekundenweise lichte Momente, in denen ich die Anwesenheit meiner Schwester und der Pflegekraft schemenhaft wahrnahm. Erst Stunden später musste ich mich übergeben und war etwas länger wach.
Ich glaube, die Entscheidung, Uwes Medikamentation wieder anzusetzen, ist richtig. Zumal diese Entscheidung auch von der Ärztin mitgetragen wird.
Ich wünsche für Uwe eine schnelle Stabilisierung seines Zustands und Dir die nötige Kraft, Uwe weiter zu begleiten. Ich denke an Dich.
Liebe Grüße.
Wolle2
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  #5  
Alt 04.08.2017, 10:08
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hohesonne hohesonne ist offline
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Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Danke, lieber Wolle2 !
Lebst du allein? hast du Hilfen?
Es ist sehr interessant für mich von deinen Gefühlen berichtet zu bekommen.
Ich versuche dann zu gucken, wie es Uwe EVTUELL ergehen könnte....

Uwe schläft nachwievor so 22 Std am Tag. Ich gehe 1-2 x hin, besonders abends ist es gut, wenn ich da bin und ihm Abendessen (Suppe) reiche und die Medikamente.

Vorgestern habe ich ihn für die Nacht versorgt, weil kein Personal da war. Es war eine fremde Fachkraft da, und eine Praktikantin - für 38 schwerkranke Bewohner.....
Das er die Antiepileptika Tablette mehrere male nicht bekommen hätte, hätte ich nicht nachgefragt, ist noch wieder ein anderes Thema....

Es kostet mich viel Kraft und mir kommen sehr schnell die Tränen, denke ich an diese neue Situation.
Ich weiß nie, was mich erwartet, wenn ich seine Tür aufmache.
Die letzten Tage hatte ich es so gemacht, das ich einfach fröhlich war, wenn ich dort bin.
Ich habe ganz munter erzählt und gelacht und Späße gemacht. Das mmochte er ganz gern, das merkte ich. Das hat ihm früher auch immer am besten gefallen, wenn ich fröhlich war und sang.
__________________
Manchmal wollt ich fast verzagen und ich glaubt ich trüg es nie. Und dann hab ich's doch getragen. Aber fragt mich bloß nicht wie.
H.Heine

Mein Mann: Zustand nach Hirntumor OP 2001,
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  #6  
Alt 04.08.2017, 16:53
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 365
Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Liebe Bettina.
Ich lebe allein in einer eigenen Wohnung, habe aber eine eins zu eins - Versorgung. Das heißt im Klartext, ich bin 24 Stunden von fremden Menschen umgeben. An Angehörige habe ich eine Schwester, die meine Betreuung übernommen hat und sämtliche Bürokratie, wie Antragsstellungen zur Bewilligung von Leistungen, Beschaffung von Medikamenten und Pflegehilfsmitteln Apothekenbesuche, und die Versorgung mit warmen Essen als zusätzliches Abendbrot übernommen hat. Wir sehen uns zweimal wöchentlich.
Ich bin von einer maschinellen Beatmung abhängig. Damit ist mein Bewegungsraum auf einen halben Meter beschränkt. Selbst ein Toilettengang ist ohne Begleitung nicht möglich.
Was meine Gefühle und Empfindungen betrifft, so "darf" ich keine haben. Mitunter bin auch ich völlig verzweifelt. Aber herzige Bemerkungen in der Art: Warum weinen Sie, es gibt keinen Grund, machen mir dann klar, wie gut es doch ist, dass es Menschen gibt, die das beurteilen können. Es ist nur nicht schön, wenn zu so einem Tiefpunkt unvermittelt die Tür aufgerissen wird und ein fremder Mensch betritt das Zimmer. Für das Pflegepersonal bin ich letztlich nur ein Werkstück, an dem vorgeschriebene Leistungen mehr oder weniger gut zu erbringen sind. Eigene Gefühle sind da fehl am Platz.
Ich kann Deine Ängste vor einem Besuch verstehen und das Problem, die Tränen zu unterdrücken, wenn der geliebte Mensch so hilflos daliegt und scheinbar nicht reagiert.
Mit Deiner Fröhlichkeit hilfst Du ihm nach meiner Meinung am meisten. Vieles registriert Uwe unterbewusst auch dann, wenn er sich später nicht mehr daran erinnern kann. Das tut auch Dir gut, dich so zu geben.
Ich schicke Dir ein dickes Kraftpaket, damit Du Uwe weiterhin begleiten kannst.
Mit lieben Grüßen.
Wolle2.
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  #7  
Alt 04.08.2017, 20:37
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Was ist bloß mit meinem Mann los?

Liebe Bettina,
ich arbeite beruflich mit teils schwer kranken neurologisch betroffenen Kindern.
Zur Zeit, als meine Mutter an Lungenkrebs gelitten hat, hat mir die Arbeit immer geholfen. Es war nämlich genau der Punkt, dass man sich dort nicht gehen lassen kann. Eigenes Jammern zählt nicht und wenn die Kids jammern, heisst es für uns, sie zu motivieren, so gut es geht.
Und das hat letztlich auch mir geholfen. Am Ende des Arbeitstages habe ich gemerkt, dass ich selbst auch oft gelacht habe und herzlich war, so schlimm manche Situationen auch waren.
Ich habe mir dort das Lachen verordnet und mich quasi damit selbst mit therapiert. Und so konnte ich am Ende auch besser für meine Ma da sein.
Und so wie es "meinen" Kindern guttut, so tut es auch deinem Uwe gut.
Und wenn es dir am Ende auch noch selbst hilft, wenigstens ein klein wenig,
dann war es nicht umsonst.
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