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  #1  
Alt 20.10.2025, 01:19
Beddi Beddi ist offline
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Registriert seit: 19.10.2025
Beiträge: 2
Standard Das Leben ist nicht fair......

Hallo ihr lieben trauernde Hinterbliebenen,

ich geselle mich zu euch und möchte meine Geschichte erzählen:

Vor 20 Jahren, im Februar 2005, war ich schon mal hier im Forum, allerdings nur als stille Mitleserin. Wie auch heute habe ich all die Schicksale gelesen und allein zu Hause mitgefühlt und geweint.

Damals ist mein Mann, 47 Jahre alt, an Speiseröhrenkrebs in meinen Armen zu Hause plötzlich verstorben. Denn er war verhältnismäßig fit bis zum letzten Abend. Die Welt stand für mich still. Meine erwachsenen Kinder trauerten ebenso, wollten mir helfen, aber es war kein Ersatz für den schmerzlichen Verlust. Es hat gut getan, zu wissen, dass man in der Ohnmacht nicht alleine ist. Also habe ich hier gelesen, gelesen und geweint.

Es war im Juni 2005, als sich hier im Forum ein Mann mit einer Frage angemeldet hatte, da er seine Frau ebenso plötzlich verloren hatte. Diese Frage, die er hatte, brannte auch mir beim Tod meines Mannes unter den Nägeln. Die damalige Antwort meiner Hausärztin wollte ich ihm unterstützend mitteilen. Somit habe ich ihm an seine angegebene private email geschrieben.

Es blieb nicht nur bei dieser einen email, sondern es entstand ein regelmäßiger Austausch über all die Trauer, den Haushalt und Tipps und schließlich wurde es so privat, dass wir beide spürten, da ist richtige Sympathie füreinander entstanden.

Wir wußten nun auch, dass unsere Wohnorte 360 Kilometer entfernt sind. Ich habe mich entschlossen, anläßlich seines 50. Geburtstages zu ihm zu reisen. Das war im Januar 2006 und da begann auch unsere neue Liebe. Mit vielen Veränderungen im beidseitigen Leben. Das haben wir alles unter einen Hut bringen müssen, wollen und auch konnten. Nun wollten wir gemeinsam alt werden, davon waren wir überzeugt.

Wir hatten wunderbare, vollkommen andere Lebensjahre, unsere verstorbenen Partner immer im Herzen und wenn wir gemeinsam weinten, wussten wir, warum. Ich bin zu ihm gezogen und wir pendelten ständig zwischen unseren Heimatorten hin und her. Aufgrund der Berufstätigkeit ging das meist nur am Wochenende oder in den Jahresurlaubstagen.

2019 konnten wir endlich in unseren herbeigesehnten Ruhestand, wenn auch mit Abzügen, gehen. Unser Plan war, eines Tages unseren Altershafen in meinen Heimatort und in mein Haus zu verlegen, da dort auch meine Kinder und Enkel sind, weitere Familie, die er, auch aufgrund frühen Todes seines Bruders, nicht mehr hatte.

Gesagt, getan. Im April dieses Jahres war die Eigentumswohnung an ganz liebe Freunde verkauft und wir wollten es uns nun für mindestens weitere 20 Jahre so richtig schön machen.

Im Juni bekam mein Schatz eine hartnäckige Erkältung, von der er sich nicht so richtig erholt hat. Schwäche, Antriebslosigkeit. Am 21. August konnte ich ihn endlich überreden zur Hausärztin zu gehen. Blutsauerstoffgehalt nur noch 80%, sofort in die Notfallaufnahme.

Die Computertomographie war erschreckend. Ein aggressiver, schnellwachsender und schnell metastasierender Lungenkrebs und bereits Metastasen in der Leber. Das Schreckliche an diesem Krebs ist, dass er keine frühzeitigen Symptome zeigt.

Innerhalb von 6 Tagen ist mein, seit 20 Jahren geliebter Mann wieder in meinen Armen eingeschlafen. Ich hadere mit dem Schicksal und da ich nun auch 20 Jahre älter geworden bin, spüre ich die Trauer und den Schmerz der im Körper angerichtet wird, ganz anders. Gemeinsam alt zu werden war uns nicht vergönnt. Ich habe vor 20 Jahren nicht nach dem "Warum" gefragt, weil es darauf keine Antwort gibt. Jetzt frage ich nach dem "Warum" und bekomme auch keine Antwort.

Jetzt habe ich so viel geschrieben. Ich bin traurig über all eure Schicksale. Ich habe in der Zeit auch meine geliebten Eltern verloren, war traurig. Aber es fühlt sich ohnmächtig an, wenn man einen Partner verliert, mit dem man sein Leben teilt. Und noch eine Steigerung wäre für mich, wenn ich eines von meinen Kindern oder gar Enkeln verlieren würde.

Ich umarme euch und weiß, dass es keine tröstenden Worte gibt.

Liebe Grüße Steffi
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  #2  
Alt 22.10.2025, 07:49
reviloilover reviloilover ist offline
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Registriert seit: 04.11.2015
Beiträge: 8
Standard AW: Das Leben ist nicht fair......

Hallo Steffi

die Geschichte fängt so schön an wie es nach einem Schicksalsschlag weitergehen kann und endet mit einem Schlag mitten ins Gesicht.

Deine Geschichte hat mich sehr bewegt.

Ich wünsche dir viel Kraft das durchzustehen und hoffentlich geht für dich irgendwann wieder ein kleines Licht an das größer werden kann.
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  #3  
Alt 22.10.2025, 21:57
Beddi Beddi ist offline
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Registriert seit: 19.10.2025
Beiträge: 2
Standard AW: Das Leben ist nicht fair......

Vielen lieben Dank und ja, du hast die richtigen Worte gefunden, es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Und ich frage mich immer wieder: WARUM!!!!!

Ich hoffe auch inständig dass für mich auch mal wieder ein Licht am Horizont zu sehen und das Tal der Tränen durchschritten ist. Im Moment bin ich froh, wenn ich jeden Tag irgendwie rumbringe. Trotz liebevoller Menschen an meiner Seite. Das ist aber leider kein Ersatz, so gut wie es gemeint ist.

Ich habe ja mit der Trauer um einen geliebten Partner bereits Bekanntschaft machen müssen. Diesmal fühlt es sich jedoch ganz anders an, eben so: wie ein kräftiger Schlag ins Gesicht, von dem man sich nicht so schnell wieder erholt.

LG Steffi
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