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Liebe Vindra
Ich komme gerade von der Besprechung der Nachkontoll-Ergebnisse und ich weiss, ich darf noch eine Runde weiterleben. Ich habe eine ganz ähnliche Vergangenheit wie Du und kann am eigenen Leib spüren, was Du alles beschrieben hast. Meine Krebserkrankung ist die Folge eines Gen-Defektes und wenn ich lese, dass Deine Ersterkrankung mit 13 Brustkrebs war, so denke ich, dass es auch bei Dir mit den Genen zu tun haben könnte, zumal Du auch noch Leukämie hattest. Aber das ist es eigentlich nicht, was ich Dir schreiben wollte, obwohl, mir persönlich hat es geholfen, zu wissen, dass ich keine Schuld trage an meiner Erkrankung, die immer wieder gekommen ist, dass ich nichts falsch gemacht habe und nichts daran ändern kann ausser meine Einstellung zu diesem anderen Leben. Seit ich das weiss, geht es mir besser und ich war schon einige Male ganz nah am Tod. Einmal, an einem Abend, wo es mir ganz schlecht ging schon wochenlang, schrieb ich im Krankenhaus so einen Gedanken nieder, und weil ich denke, Du empfindest das so ähnlich, schreibe ich ihn Dir hier dazu. Gedanken vor dem Schlafengehen °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Es gibt eine Art Schönheit in dem Wissen um den möglichen, baldigen Tod die man nur dann empfindet, wenn alles getan ist, was man tun konnte und einem nichts mehr übrig bleibt als ein Stückchen Morgen... Ladina, Mai 1997 In diesem Sinne, liebe Vindra wünsche ich Dir noch viele Tage Morgen. Morgen mit Deinem Freund Rainer an Deiner Seite Morgen ohne Schmerzen Morgen mit einem Sonnenstrahl im Herzen Morgen, mit einem Ziel vor Augen Morgen voller Kraft im Innern Morgen voller Zuversicht Alles erdenklich Gute wünscht Dir aus tieftstem Herzen Ladina |
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