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  #1  
Alt 16.09.2005, 21:30
Tanne11 Tanne11 ist offline
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Böse AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Liebe Herbstwind !

Meine Mama (55J) hat seit genau einem Jahr die Diagnose: Brustkrebs und ist bis vor acht Wochen auch noch fit gewesen. Jetzt liegt sie seit drei Wochen im Krankenhaus und es wird von Tag zu Tag schlechter. Sie bekam die Diagnose, dass sie diffuse Knochenmetastasen hat (Wirbelsäule, Becken), 3 Metastasen im Gehirn und eine am Augenmuskel.
Die Metas wachsen rasend schnell. Sie steht wegen der starken anhaltenden Schmerzen voll unter Morphin...

Ich hoffe, dass sie nicht mehr so sehr an ihre Zukunft denken muß. Sie ist ist sich aber schon selbst darüber im klaren, dass sie nicht mehr lange zu leben hat und wenn, dann ganz besch....
Sie möchte in ein Hospiz. Die Ärzte haben heute gesagt, dass sie keine Chemo mehr machen können weil die Blutwerte zu schlecht sind und nur noch ganz schlecht zu regulieren sind (wegen der Metas).


Auch meine Mutter ist äußerst tapfer. Sie weint nicht in unserer Gegenwart, sagt, wir sollen uns nicht so aufregen. Und ich sitze hier und weine !

Ich muß ihr einfach auch sagen, dass sie das machen soll was sie für richtig hält und ich sie gehen lassen kann. Jeder von uns muß einmal sterben. Aber warum gerade jetzt?
Ich wünsche mir für sie, dass sie sich abends ins Bett legt und am morgen nicht mehr aufwacht.
Ich wünsche mir, dass sie nicht mehr grübeln muß über das was passiert.
Ich wünsche mir für sie eine Scheißegal-Einstellung.

Ich wünsche mir aber noch viel mehr dass sie sich wieder erholt und wir nochmal ein Eis essen gehen können.

Genießt den Augenblick !

Mir fehlen die Worte. Machts gut da draußen !

Viele liebe Grüße aus dem dunklen Westerwald

Tanja
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  #2  
Alt 17.09.2005, 10:36
Stina Stina ist offline
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Standard AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Liebe Tanja, ich kann Deine Gefühle so gut verstehen! Ach, was habe ich gehofft, geglaubt, geklammert, gebeten, erfleht, dass es "rasch geht und Papa nicht mehr weiter leiden muß" aber auch "das ein Wunder geschieht", ich wünsche Dir ganz, ganz viel Kraft und sage Deiner Mama alles, was Du ihr sagen möchtest, noch HEUTE!
Wie ist Ihr "Zustand" unter Morphin? Bekommt Sie noch alles um sich herum "mit"?
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  #3  
Alt 17.09.2005, 18:49
Traurige Traurige ist offline
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Standard AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Hallo Herbstwind,

es tut mir sehr leid für euch.

Man sagt, wenn ein Mensch so geschwächt ist und noch hohes Fieber bekommt, zerfällt der Krebs.

Bei meinem Papa war es auch so.

Ich wünsche dir alle Liebe und deiner Mama das sie es doch noch schafft.

Auch wenn der Himmel noch so grau ist, irgendwann scheint auch für dich wieder die Sonne.

Drück dich
Karin
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  #4  
Alt 17.09.2005, 18:56
Tanne11 Tanne11 ist offline
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Beiträge: 15
Standard AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Hallo Stina !

Danke für Deine Antwort. Heute war ich bei meiner Mutter. Ihr Zustand unter Morphin ist ganz schlecht. Was sich innerhalb der letzten drei Wochen verschlechtert hat ist der schlichte Wahnsinn. Meine STARKE MAMA hat abgebaut. Sie bekommt bestimmt noch einiges mit, kann sich aber nicht ausdrücken. Von sich aus sagt sie gar nichts mehr. Und wenn dann unvollständige Sätze, Fragen völlig aus dem Zusammenhang.

Ihre Kontrolle über Arme und Beine hat sie schon fast ganz verloren. Ein Glas zum Mund führen geht noch einigermaßen, aber schon nach wenigen Sekunden fällt alles hin. Wir haben ihr jetzt einen NUK-Trinkbecher für Kinder besorgt, den bringen wir ihr morgen. Dann besudelt sie sich nicht ständig. Irgendwie habe ich immer das Gefühl irgendetwas tun zu müssen.
ABER WIR SIND SO HILFLOS.

Ich habe ihr heute alles gesagt was ich ihr noch sagen wollte, wie Du mir geraten hast. Es tut gut ihr das zu sagen, auch wenn es nicht leicht fällt.
Ich habe ihr auch gesagt, dass wir loslassen können, dass sie loslassen soll, wenn sie nicht mehr kann. Sie soll dann einfach nur noch an sich denken.

Unser großes Problem zu Hause ist momentan auch unser 3 1/2 jähriger Sohn. Er bekommt viel mit und verarbeitet offenbar ganz alleine. Seine unbändige Fragewut läßt die Krankheit seiner Oma völlig außer acht.
Seine Worte :"Mama, sei nicht traurig, die Oma kommt bald wieder aus dem Krankenhaus raus und ist wieder gesund."

Viele Grüße und alles Liebe und Gute

Tanja
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  #5  
Alt 17.09.2005, 19:08
Stina Stina ist offline
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Standard AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Liebe Tanja, ich kenne Deine jetzige Situation (leider) zu gut.
Auch ich habe Kinder, die zum Zeitpunkt, als ihr Opa so krank wurde, 2 1/2 und 5 1/2 Jahre waren.
Sie waren beide allerdings "still", keine Fragen, nichts.
Sie bekamen das Abbauen des Gesundheitszustandes täglich mit, ob im Krankenhaus, ob auf der Palliativstation oder auch zu Hause.
Es ist gut, sehr gut, daß Du Deiner Mama alles gesagt hast, was Du ihr sagen wolltest und auch das mit dem Loslassen ausgesprochen hast.
So wird sie, sicherlich bald, ganz in Ruhe und Frieden von dieser welt gehen können, nein, dürfen, denn so ist es kein lebenswertes Leben mehr.
Auch mein Vater stand an seinem Todestag unter Morphin, war allerdings überhaupt nicht mehr ansprechbar, sondern starrte die letzten 5 Stunden seines Lebens nur an die Decke, mit offenen augen und Mund, ohne jeglichen Lidschlag, er starb in einem Dreibettzimmer, da kein Sterbezimmer oder ein Zimmer auf der Palliativstation mehr frei war....
Ich bin in Gedanken bei Dir und drücke Dich ganz feste!
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  #6  
Alt 17.09.2005, 22:18
Tanne11 Tanne11 ist offline
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Beiträge: 15
Standard AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Liebe Stina !

Es tut gut, sich mit "mitleidenden" Leuten wie Dir unterhalten zu können.
Mein Mann und auch andere "Außenstehende" können das alles nicht nachvollziehen was da in einem vorgeht.

Dir Art und Weise des Sterbens meiner Mutter beschäftigt mich sehr.
Das Dein Vater unter diesen äußeren Umständen sterben mußte tut mir leid. Ich wünschte mir in solchen Situationen einen Pfarrer und einfach ganz viel Ruhe. Vielleicht noch leise Musik die der Sterbende gerne hört. Das alles kommt mir jetzt gerade so in den Sinn, weil ich mich aufgrund Deines Beitrages mit der Sache beschäftige.

Wie war die Geschichte von Deinem Vater bis er starb? Wie alt bist Du? Wie alt war Dein Vater? (Schreibe nur darüber, wenn Du möchtest !!)

Ich wünsche Euch allen eine Gute Nacht und wer "da draußen gehen möchte, soll es mit Ruhe tun !"

Tanja
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  #7  
Alt 18.09.2005, 08:29
Stina Stina ist offline
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Standard AW: meine Mama - auf dem Weg zum Regenbogen ? -

Liebe Tanja,
ich hoffe, Du konntest trotz Deiner Probleme, Sorgen und Ängste etwas schlafen.

Mein Vater hatte schon etliche OP's vor etlichen Jahren, Prostata-OP, Blasen-OP, Darm-OP, jedesmal bösartig und mit Bestrahlung, jedoch dann "geheilt".

Vor ca. 2 Jahren begann es dann, daß er ständig müde war, weniger Appetit hatte (wo damals so ca. 60-65 kg).
Das Gehen fiel ihm schwerer, die KInder "nervten" ihn. Er fuhr nicht mehr in Urlaub, hustete viel, war aber auch starker Raucher.

Ging wegen des Hustens von einem Arzt zum anderen, würde geröngt, hieß Bronchitis, dann hatte er eine Lungenentzündung und lag lange im Krankenhaus, danach wieder nach Hause. Immer wieder wegen des Hustens zum Arzt, Röngtenwiederholung, wieder Diagnose Bronchtis. Auch die Idee, ein CT zu machen, kam kein Angst, ich leider auch nicht (ich selbst arbeite als 400-Euro-Kraft in einer pathologischen Praxis).

Dann im Juli 04 wurde er von der Hausärztin ins Krankenhaus eingeliefert, da die Luftnot immer schlimmer wurde, Verdacht auf Herzgeschichte. Dieses Krankenhaus stellte dann alle möglichen Untersuchungen an, von Herz über Lunge und machten auch ein CT, dort sah man endlich den Tumor 3 x 4 cm groß. Wegen des schlechten Allgemeinzustandes und des Alters meines Vater (war in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden, wog noch 45 kg) lehnten sämtliche Ärzte eine OP, Bestrahlung oder Chemo ab.

Er wurde nach Hause entlassen und sollte sich "aufpäppeln" lassen, nur er aß nichts mehr, die Atemnot wurde fast unerträglich, er konnte nicht mehr alleine ins Schlafzimmer (1. Stock) gehen, wir machten das Schlafzimmer auf die untere Etage, für meinen Vater alles sehr schlimm....

Zwischen etlichen Krankenhausaufenthalten und später Palliativstation-Aufenthalten (alles von Juli bis Oktober 04), immer stärker werdender Atemnot und immer mehr Abmagerung, bekam dann zum Aufbau Astronautenkost, "feierte" noch den 60. Hochzeitstag mit meiner Mutter, konnte kaum aufstehen, nichts essen, schlimm....

Da er auch Diabetiker war, kam eine Sozialstation 2 x täglich um Insulin zu messen und zu spritzen. Nachdem mein Vater weiter abmagerte, meinte der Mann der Sozialstation, entweder sollte mein Vater aufgeben oder sich eine Magensonde legen lassen, nach Entscheidung meines Vaters folgte dann im Oktober die Magensonde.
Wegen dieser Setzung und bis diese funktionierte war er von Donnerstag bis Montag im Krankenhaus.
Montag wurde er entlassen, obwohl die Blasenentleerung kaum noch klappte, Sonntags fiel er im Zimmer noch hin.

Montags als er nach Hause kam, war er ein Pflegefall, konnte nicht mehr aufstehen, mußte eine Bettflasche haben, eine Pfanne, einen Toilettenstuhl, ein Krankenbett.

Die Leute der Sozialstation kamen 4 x täglich an diesem Tag, er meinte immer, er müsse auf die Toilette, kam aber nichts.

In der Nacht von Montag auf Dienstag rief meine Mutter mich und meinen Mann 5 x, da mein Vater immer die Pfanne wollte, kam immer noch nichts. An dem morgen, als die Sozialstation kam, meinte diese, die Blase sei so groß wie ein Fußball, er MÜSSE sofort ins Krankenhaus.
Dort wurde er morgens auch eingeliefert, leider war kein Bett auf der Palliativstation frei und auch der zuständige Arzt war leider in Urlaub.
Er kam in das besagte Dreibettzimmer, mit 2 "munteren" Patienten, die fERNSEHN schauten.

Als er in seinem Bett lag, war er nicht mehr bei Bewußtsein, einfach so, bei der Einlieferung in ein "koma" gefallen oder wegen dem Morphin, das konnte uns niemand sagen.

Wir konnten uns nicht von ihm verabschieden und nichts stimmte, was die Ärzte sagten, sie gaben ihm bei der Diagnosestellung noch 2 Jahre und es waren gerade mal 3 Monate.

Jedenfalls bin ich dem Krankenwagen mit eigenem Auto hinterer und plötzlich ging die Sirene an, da wußte ich, es geht um Leben und Tod.

Er starb nach 5 Stunden in diesem komaähnlichen Zustand, der Atem wurde immer ruhiger und stiller.

Ich hatte in dieser Zeit noch einen Termin in einer Uniklinik wegen meiner jüngsten Tochter und Angst, zu spät zu kommen, aber er wartete auf mich, starb, als ich ganz alleine mit ihm war.....

Er bekam die Einschulung meiner großen Tochter dieses Jahr leider nicht mehr mit...

Ich bin übrigends 40 Jahre.

Melde Dich, wenn Du magst und frage mi

Wie war die Geschichte von Deinem Vater bis er starb? Wie alt bist Du? Wie alt war Dein Vater? (Schreibe nur darüber, wenn Du möchtest !!)
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