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  #1  
Alt 26.10.2005, 15:24
Drops Drops ist offline
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Registriert seit: 07.10.2005
Beiträge: 32
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo,

bei mir sind es jetzt genau 21 Tage her, seit mein Pap´s die Augen für immer geschlossen hat.
Gestern war nun die Beerdingung. Das ist nun auch überstanden.

Mein Mann hat gestern die Collage und ein Bild von meinem Vati an die Wand gehängt. Nun schaue ich es mir öfters an und immer wieder kullern die Tränen.

Im Moment scanne ich die Gedichte von Pap´s ein und stelle sie auf meiner Hompage aus. Da sind so einige Gedanken von ihm dabei, aber auch humorvolles wer mag kann ja mal schauen.Gedichte

Aber fertig bin ich damit nochlange nicht. Er hat sich über vieles Gedanken gemacht und darüber Gedichte geschrieben.

Liebe Grüße Simone
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  #2  
Alt 01.11.2005, 05:52
Sandra6 Sandra6 ist offline
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Registriert seit: 30.05.2005
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Beiträge: 103
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gaertner,

es wird immer so sein wenn Du auf den Friedhof gehst. Wenn ich zu meiner Mutter gehe, sie starb vor 10 Jahren, tut es mir heute noch weh. Wir haben versucht das Grab wie einen Garten aussehen zu lassen. Keine typischen Blumen, eine Sonne aus Ton und eine kleine weiße Taube. So fällt es ein bischen leichter. Und jetzt, im Herbst, wenn alles Trostlost und Fad wird, dann stehe ich da .... doch manchmal denke ich, es ist gar nicht so Trostlost, es ist nur friedlich und still..... Im Sommer hörst Du viele Vögel, Insekten, hast schöne Blumen. Im Herbst sieht der Strauß so fehl am Platz aus und die Vögel sind weg. Und es ist still...

Es sind jetzt vier Wochen seid mein Dad fort ist, bisher bin ich noch nicht bei ihm gewesen. Er liegt in einem anderen Ort, da er nicht zu meiner Mutter ins Grab wollte. Ich habe ein wenig Angst davor zu ihm zu gehen, denn bei ihm ist nur eine Wiese. Kein Stein, keine Blumen, kein Grab nebenan... nur Wiese mitten auf dem Friedhof. Es wird immer schwer sein, doch es geht weiter.

Sorry, ich muß aufhören. Es fällt mir schwer es zu begreifen.... es wird wohl noch eine Weile dauern bei mir bis ich so offen über seinen Tod schreiben kann.........................................
__________________
... er ist immer in meinem Herzen ...
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  #3  
Alt 03.11.2005, 15:35
Benutzerbild von Sandra!
Sandra! Sandra! ist offline
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Beiträge: 83
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo!

Mein Vater ist leider am 06.10.2005 nach einem kurzen aber heftigen Leidensweg von uns gegangen. Irgendwie kommt mir alles immer noch so unwirklich vor. Im Juni 2005 wurde bei ihm Magenkrebs festgestellt. Es erfolgte sofort die "rettende" OP, aber leider konnte diese nichts mehr retten. Plötzlich waren Metastasen da und plötzlich tauchten sämtliche Komplikationen auf, die sonst so selten sind!? Eins kam zum anderen und es wurde immer schlimmer. Obwohl er nach der OP nie wieder richtig auf die Beine kam, hat er sich bis zum Schluss nicht entmutigen lassen und hat immer tapfer weitergekämpft. Leider war der Krebs zu stark und mein Vater letztendlich zu schwach.
Einerseits bin ich froh, dass sein Leidensweg "nur" 4 Monate gedauert hat und er friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen ist; aber andererseits bin ich so wütend darüber, dass er so früh von uns gehen musste und keine Chance gegen den Krebs hatte. Er wurde nur 63 Jahre alt. Er war doch erst seit Februar 2005 im wohlverdienten Ruhestand. Wir hatten noch so viel Pläne und Wünsche, die wir nun nicht mehr realisieren können. Er war immer so unternehmungslustig, voller Leben und Energie. Und nun ist er einfach weg und kommt nie mehr wieder. Der Verlust tut so unendlich weh. Viele sagen, dass die Zeit die Wunden heilt, aber daran kann ich zurzeit nicht wirklich glauben. Allein die Erinnerungen an vergangene schöne Erlebnisse stimmen mich so unendlich traurig, da ich weiß, dass es solche zukünftig nie wieder geben wird. Schon der Gedanke daran, wie er mich immer herzlich in die Arme genommen und mich immer liebevoll 'sein Engelchen' genannt hat, breche ich in Tränen aus.
Ich vermisse ihn so sehr. Irgendwie ging alles nun viel zu schnell. Wenn es ein "Heilmittel" gegen die Trauer und den Schmerz gibt, dann hätte ich es gerne.

Liebe Grüße Sandra!
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  #4  
Alt 03.11.2005, 23:39
gaertner gaertner ist offline
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Ort: Saarland
Beiträge: 164
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo ,

es tut immer gut zu lesen, das andere die selben erfahrungen, sorgen und nöte haben. in manchen momenten denke ich , mein allernächstes"umfeld" hat schon recht, es wird zeit , den platz im leben , den man vorher hatte , wieder voll einzunehmen , sich zu 100 % wieder in die arbeit zu stürzen und einfach wieder normal zu funktionieren.
Danke , das ich dann hier lesen kann, es ist nicht verkehrt und völlig abgedreht, dass einen diese trauer doch länger nicht zur ruhe kommen läßt.
das stärkt mich , gegenüber "diesem Umfeld" meine trauer ohne schlechtes gewissen haben zu dürfen. denn dieses gefühl beschleicht mich manchmal, mich schämen zu müssen , dafür, das mich diese sogenannten "flashbacks" immer noch überraschend treffen. zugegebenermaßen aber auch nicht mehr so oft und nicht mehr so heftig .
trotzdem vermisse ich jemand, mit dem ich immer mal wieder über meine gefühle, meine trauer , den tod von robert und über robert selber reden kann.
denn dieses austauschen hilft, reden hilft. solange dies nicht in der form , wie ich das gerne möchte, machen kann, werde ich halt immer mal wieder ein paar zeilen schreiben.

an sandra6
wir haben für robert alle zusammen einen wunderschönen platz ausgesucht. er liegt im sogenannten "alten teil" vom friedhof, wo es wirklich wie in einem park ist. sträucher, wiese und auch hohe bäume. gleich in der nähe eine bank zum verweilen. und nicht in einer reihe, sondern mitten in einer wiese an einer wegkreuzung. er war immer was besonderes , er passte in keine reihe.
öfters huschen eichhörnchen bei ihm vorbei, so wie die letzten wochen in der klinik vor seinem fenster.hinter seinem grab stehen am wegrand mirabellen, an dem tag , wo wir den platz ausgesucht haben , sind sie uns garnicht aufgefallen, da sie da noch nicht geblüht hatten.
die paar tage später , zu seiner beerdigung, hat sich mutter natur alle mühe gegeben , warmer sonnenschein und die mirabellen standen in schneeweiser blüte. trotz des so unfassbar traurigen anlasses , weswegen wir dort alle anwesend waren, war es ein tag , der schöner nicht sein konnte. diese äußerliche stimmung hat am ende dazu beigetragen, die schwere des augenblicks abzumildern und auch froh zu sein, das robert es dort so schön hat.
an so einem tag hatten wir vor jahren mal meine mutter dort besucht , die ca. 20 m weiter leider auch schon dort ihre ruhestätte gefunden hat.
da waren meine jungs noch in der grundschule und haben so dahin gesagt, hier ist es aber schön , wenn wir mal sterben , wollen wir auch hier liegen.(bei mir laufen die tränen ).
ich hoffe , er nutzt diese schlechten , nassen , depressiven herbststunden, um wie in der klinik einfach zu schlafen, wenn es ihm nicht so gut ging , und freut sich und räkelt sich , wenn das wetter angenehmer ist.
zu dem grab meiner mutter habe ich keine enge bindung, meinetwegen hätte es auch die "grüne wiese" sein können. liegt allerdings auch an unserem damaligen verhältnis.
das robert ein so schönes und besonderes plätzchen bekommt , war in erster linie deshalb, weil wir davon ausgehen, das dies sein wunsch ist. die zeit zwischen dem wissen, das er stirbt und seinem tatsächlichen tod hat nicht ausgereicht , diese dinge endgültig zu besprechen. da stand noch eine abschiedsparty zu hause im vordergrund, die dann leider ob der schnelligkeit , mit der der krebs uns robert entrissen hat , auch nicht stattfinden konnte.
so, jetzt hab ich mich wieder beruhigt.

an sandra!
das mittel heißt reden und zuhören (oder schreiben und mitlesen) ,geteiltes glück ist doppeltes glück , geteilter schmerz ist halber schmerz.
manchmal hasse ich auch die alten sprüche , doch warum das rad neu erfinden ?


lg gaertner
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.

Geändert von gaertner (03.11.2005 um 23:44 Uhr)
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  #5  
Alt 07.11.2005, 19:57
gaertner gaertner ist offline
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Ort: Saarland
Beiträge: 164
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

hallo an alle mitleser

im wesentlichen soll es ja hier um einen austausch gehen , wie jeder einzelne von uns ,mit der situation in der er sich befindet ,umgeht.
dabei geht es dem einen schlechter und dem anderen besser , die meisten postings handeln natürlich von den schlechteren tagen , da man sich seine trauer , seine wut , seinen frust von der seele schreiben möchte.
ich möchte heute mal das gegenteil machen , und euch schreiben , das es mir im moment recht gut geht und euch auch mal schreiben , warum das so ist.


am freitag letzte woche hatte ich ein gespräch mit einer bekannten, die selber ärztin ist , leiterin einer suchtklinik. sie hat vor ca. drei jahren einen großen persönlichen verlust hinnehmen müssen und versteht dadurch die situation bei anderen natürlich noch viel besser, als sie es berufsbedingt vorher natürlich auch schon konnte.im laufe des gespräches kamen wir auf meine schlafstörungen zu sprechen . da erzählte sie mir , das sie mittlerweile schon drei jahre dieses problem hat , das sie morgens echt sche... drauf ist , weil sie jede nacht so schlecht schlafen kann. aber das ist halt einer von vielen prozessen, der in der trauer aufbrechen können, manche werden depressiv, manche bekommen richtig massive gesundheitliche probleme (kreislauf) oder nicht aufhörenwollende panikattacken. die auswirkungen können vielfältig sein. plötzlich hielt sie inne und sagte , oh , jetzt hab ich ihnen aber angst gemacht, sie hoffen auf besserung und ich erzähle ihnen , das das bei mir schon drei jahre dauert. da konnte ich wirklich lächend sagen, nee , ich finde es beruhigend, das ich nicht alleine diese störung habe , und ich muß mich nicht sorgen, das es nur bei mir länger dauert , das nur ich dieses problem habe . es ist für mich einfach kleiner und unwichtiger geworden. und ich werde lernen , mich immer besser damit zu arrangieren.


was mir an diesem wochenende auch sehr geholfen hat, war der besuch bei werners familie in köln. auf der fahrt dorthin hatte ich auch mal den gedanken, ob ich mir damit nicht zuviel zumute, wieder ein kind zu sehen, das im bett liegt und an dem elenden chemotropf hängt und zu wissen, dieses kind ist definitiv dem tod geweiht. ( für die , die ihn nicht kennen http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.html?t=11533)
doch die gespräche , die ich vor allem natürlich mit werner dort hatte , das leuchten in den augen von jan, als ich die mitbringsel und die vielen grüße ausgerichtet habe , das hat mir bei weitem mehr gebracht, als ich eigentlich erwarten konnte.ich bin froh , das ich mir die zeit genommen habe , diese reise zu machen.

lg gaertner
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  #6  
Alt 08.11.2005, 16:58
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Sandra! Sandra! ist offline
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Beiträge: 83
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Gärtner!

Die unangenehme Sache mit den Schlafstörungen habe ich seit dem Tod meines Vaters auch. Damals konnte ich immer und überall schlafen. Aber nun ... jede Nacht werde ich ohne irgendeinen Grund mehrmals wach. Habe nun auch schon verschiedene Sachen ausprobiert, damit ich vielleicht doch mal durchschlafe. So habe ich mir schon mal ein Gläs'chen Wein als Betthupferl gegönnt oder bin so spät ins Bett gehen, dass ich vor Müdigkeit schon fast umgekippt bin. Aber nichts hilft, egal was ich mache, ich werde ständig zwischendurch wach. Schlaf- und Beruhigungsmittel habe ich allerdings noch nicht genommen, da ich Angst habe, dass ich dann morgens verschlafe, da ich früh raus und zur Arbeit muss.

Ich habe gehört, dass man gegen Schlafstörungen und zur Beruhigung Johanniskraut (als natürliches Mittel) nehmen könnte?! Ob das wohl wirkt?! Als natürliches Mittel kann es doch bestimmt keinen Schaden anrichten, oder?!

Liebe Grüße Sandra
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