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  #1  
Alt 20.06.2006, 15:42
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo Sylvia,
also so wie es Shalom beschrieben hat ist es wohl richtig, aber ich fand das nicht so schön, das man dieses kleine Fenster scrollen muss oder bin ich zu dusselig.

Sylvia, dein Satz "d...doch irgendwie kommt es zu spät." - das ist was ich meine. Wir Hinterbliebenen identifizieren uns mit dem Leben unseres Lieben, den wir verloren haben. Es war ein Leben MIT IHM und in Zeiten der Pflege, hat sich Nähe gebildet, die beide Leben fast zu einem Leben verschmelzen ließ und nun? Nach diesem afrikanischen Spruch soll es aber auch bedeuten "Genieße DEIN Leben so lange es dauert" , vielleicht habe ich es etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Das heißt UNSER (neues) Leben dauert noch an. Und ob neu oder alt, es war immer UNSER Leben...

Ich verstehe dich wie du es meinst und meine Gedanken waren ein Versuch dahin zu kommen, bzw. zumindest erst mal zu verstehen, wie es für diese Kulturen lebbar ist und ob wir davon lernen können.

Leichter hätte man es vielleicht, wenn man mehr glauben und weniger denken würde... ich bin jetzt still, werd ja selbst schon ganz bluna!
LG Petra
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  #2  
Alt 20.06.2006, 16:23
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AndreaS AndreaS ist offline
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@Sylvia man kann auch den zu kopierenden Text markieren, dann rechte Maustaste klicken, kopieren oben in der Textmenueleiste auf die "Sprechblase" (sieht aus wie ein Brief) klicken dann erscheint das : und zwischen die beiden eckigen Klammern fügst du dann aus der rechten Maustase wieder alles ein ---- alles klar???

@Petra, ich fand deine Überlegungen alles andere als zum runterziehen, beschreibst du doch eigentlich nur (mal wieder) meine Gefühle.

Zitat:
Die Kinder gehen, ein Partner geht, wir winken kurz nach, drehen uns nach vorn und begrüßen die nächsten Menschen auf unserem Weg...? Einfach weil es so der Lebensfluss ist? Und das funktioniert?
Nein, das funktioniert eben nicht. Jedenfalls nicht so einfach wie es bei manchen den Anschein hat. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es tatsächlich Menschen gibt, die sich das Abschiednehmen so leicht machen, ob es nur Fassade ist? Oder fehlt im Vorfeld etwas wesentliches? Nämlich diese große Liebe, die wir für den Menschen empfinden, der gehen musste, der gehen muss - wenn auch nur für eine Zeit? Wenn meine Gefühle oberflächlich sind, sind sie es wohl immer. Ich kann nicht einmal wirklich tief empfinden und dann ein anderes mal wieder nicht, grad wie es mir in den Sinn kommt. Und wenn ich stark empfinde, wenn meine Gefühle diesem Menschen ganz und gar gehören, dann tut das Loslassen halt verdammt weh, will man nicht loslassen, kann man nicht loslassen, weil man doch das weiterleben möchte, was man bisher durfte, weil DAS doch das ist, was man möchte. Und da hilft den Gefühlen nicht viel, dass man vom Kopf her weiß, dass es für den Betroffenen das Beste ist - sei es als Erlösung nach schwerer Krankheit oder im Positiven als Auslandsaufenthalt für mehrere Monate. Aber auch wenn man nicht loslassen will, kann es andere Menschen geben, die deinen Weg kreuzen, irgendwann, die dir wichtig werden, die an Bedeutung gewinnen. Das funktioniert nicht "einfach so" Ich glaube, die Menschen, die ein Platz in unseren Herzen bekommen, werden ihn sich schon verdienen...

Zitat:
das Leben genießen, so lange es dauert; Das heißt UNSER (neues) Leben dauert noch an. Und ob neu oder alt, es war immer UNSER Leben...
Ja Petra, das Leben genießen, so lange es dauert, soweit es in unserer Macht steht. Wir haben uns zum Glück nicht viel vorzuwerfen, hatten so viel Glück im Leben, konnten genießen und haben - warum auch immer, Vorahnung? Weiß nicht - tatsächlich nicht viel Zeit vertan. Und heute, seit 20 Monaten unterwegs auf meinem unfreiwillige eingeschlagenen Weg versuche ich wieder dahin zu kommen, dass die Tage sich gut anfühlen, dass ich mein Restleben wieder lerne zu genießen. Teilweise alleine (wer braucht schon griechisch ) weite Strecken mit euch , meine Freunde aus der neuen Zeitrechnung.

Und dennoch drehe ich mich im Kreis, denn für mich birgt jedes sich Einlassen auf Menschen, die mir wichtig werden, Menschen, für die ich etwas empfinde auch wieder diese Verlustangst. Kein positives Gefühl ohne das Wissen, es wird zu Ende gehen - so oder so --

Der Glaube ist mit Sicherheit eines der Mittel, das dem Tod seinen Schrecken nehmen kann. Die Zeichen zu deuten als Wegweiser, dass mit dem Tod nicht alles vorüber ist, dass jedes Loslassen, das aus Liebe geschieht auch ein Wiedersehen bedeutet, nimmt mir manchmal den Schrecken.

Vor 20 Monaten hätte ich gewiss nicht den Fernseher eingeschaltet, um die WM zu verfolgen. Ich hätte mich auch nicht gefreut, dass sich meine Schwägerin kurz entschlossen zum gemeinsamen Fernsehmittag angesagt hat (ach, sie hätte es vor 20 Monaten in ihrem eigenen Schmerz wohl auch nicht gewollt) Aber heute freue ich mich, tatsächlich, diese Banalitäten haben noch mal einen höheren Stellenwert, ist das nicht irgendwie auch leben? Nicht wichtig, aber es gehört doch dazu!

Jetzt geh ich mal Kaffee kochen, "durfte" heute wieder länger als ich gemusst hätte, sie hat mich wieder "geliebt" heute

LG
Andrea
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  #3  
Alt 20.06.2006, 20:52
SylviaW SylviaW ist offline
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Hallo zusammen,

erstmal euch allen ganz lieben Dank für die Hilfestellung.

Obwohl ich zum Fußballspiel 3 Radler hatte, will ich nun doch mal das neu gelernte probieren:

Zitat:
Jetzt geh ich mal Kaffee kochen, "durfte" heute wieder länger als ich gemusst hätte, sie hat mich wieder "geliebt" heute
Nun bin ich aber mächtig gespannt.

Ich melde mich morgen wieder, eine gute Nacht euch allen.

Sylvia
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  #4  
Alt 20.06.2006, 20:53
SylviaW SylviaW ist offline
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Boh eh,

ich sollte öfters neue Dinge mit " etwas Spaß im Kopf " lernen.

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  #5  
Alt 21.06.2006, 09:30
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AndreaS AndreaS ist offline
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Guten Morgen Stammtischler!

Zitat:
ich sollte öfters neue Dinge mit " etwas Spaß im Kopf " lernen.
genau, mit Spaß behält man sowieso am besten. Die paar griechischen Wörter, die ich mir wirklich verinnerlicht habe, sind alle an lustigen Abenden mit meiner Freundin gelernt worden, unter (meist recht lautem) Lachen. Bei den anderen tue ich mich sehr schwer.

Liebe Wolke,

ich hatte gestern abend noch ein Gespräch mit einem Freund, wobei wir auch feststellten, dass Freud und Leid wirklich fast untrennbar nebeneinander liegen. Die positiven Momente, die deine Seele ergreifen, die Freude über die schönen Dinge, die dir widerfahren lassen dich um so intensiver vermissen, was du verloren hast. In den Momenten des Glücks springt das verhasste Tier meist ganz heimtückisch in dein Genick und der Schmerz erreicht dich, vielleicht, weil dir bewusst wird, dass all das Schöne, was dein Leben noch ausmacht, heute und in Zukunft, nicht mehr geteilt werden kann mit dem geliebten Menschen, den du verloren hast.

Aber das eben ist wieder das Thema: Entweder ich bin fähig, wirklich zu fühlen, dann fühle ich beides intensiv Freude UND Schmerz. Einseitig geht das meiner Meinung nach nicht.

@Petra, ich hab nochmal den Link nachgelesen und muss sagen, so ganz richtig empfinde ich diese Aussage aber nicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll demnach mit dem Tod alles vorüber sein und DESHALB sollst du dein Leben leben, solange es geht. Diese Schlussfolgerung ist mir nicht ganz klar. Angenommen, wovon ich überzeugt bin, es gibt eine andere Lebensebene nach dem Tod, so hat der Satz, man soll sein (irdisches) Leben leben, solange es geht dennoch seine Gültigkeit. Mein Mann ist nicht mehr hier bei mir, bis zu seinem Tod haben wir unser gemeinsames Leben gelebt solange es ging, so intensiv es ging. Nun bin ich alleine, ohne ihn. Mein Leben geht weiter und DIESES Leben dauert nun noch an und auch DIESES Leben werde ich versuchen so gut und intensiv zu leben, wie es mir trotz meines Schmerzes möglich ist.

Dennoch denke ich, dass es danach weitergehen wird. Dass wir uns wiedersehen und dann wiederum auch dieses Leben zu leben gilt, solange es geht. Für mich wäre es absolut kein Trost und auch keine bessere Voraussetzung für alles, wozu ich mich in meinem Restleben noch entschließen werde, würde ich denken, Claus ist tot und das wars... Ich werde auch in Zukunft so leben, dass ich ihm in die "Augen schauen" könnte, dass er mich freudig erwarten wird, wenn wir uns wiedersehen. Das bedeutet aber für mich nicht (und bestimmt auch nicht für meinen Mann), dass ich keine Freude und keine Liebe mehr empfinden darf, damit wir auf der nächsten Ebene eine Chance gemeinsam haben werden.

Außerdem, wenn dem so wäre, dass nichts mehr ist, wo kommen die Frösche, Schmetterlinge, Regenbögen und welcher Vogel war es noch gleich her?????

So, heute muss ich mir die Arbeit suchen, wahrscheinlich kommt meine spezielle Freundin gegen 11.30 Uhr und hat eine halbe Stunde vor offiziellem Feierabend noch gaaaaaaaaaanz wichtige Dinge zu regeln

Ich wünsch euch allen einen sonnigen Tag mit hoffentlich erfolgreichen Versuchen, das Leben trotz allem noch positiv zu sehen

LG
Andrea
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Geändert von AndreaS (21.06.2006 um 16:55 Uhr)
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  #6  
Alt 21.06.2006, 12:35
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo zusammen!
@andera - danke, das "wollte" ich hören. Es geht wieder darum "Will ich an diesen Punkt kommen?". Es mag sein, dass eine Sichtweise, wie in dem Link beschrieben, den "natürlichen Lauf des Lebens" wiederspiegelt - aber scheint mir lieblos. Wie lebt ein Mensch, der glaubt, dass mit dem Tod alles vorbei ist? Ich weiß nicht ob es sich so leichter lebt, vielleicht schließt man dann schneller mit der Vergangenheit ab? Ich dachte immer, gerade diese Völker sind mit Geiserbeschwörung und Götteranbetung, ihren verstorbenen Angehörigen besonders verbunden. Naja, auch hier gibt es sicher solche und solche...

Gut, muss mich nun leider anderen Dingen hier zuwenden !

Wünsche allen einen guten Tag, ohne Zickenalarm !

LG Petra
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